Datenanalyse zeigt:
Putins Armee soll schon 47.000 Mann verloren haben
Seit Beginn des Ukraine-Krieges bis Ende Mai dieses Jahres sind offenbar mindestens 47.000 russische Soldaten gefallen. Das geht jedenfalls aus einer Datenanalyse der unabhängigen russischen Medien „Meduza“ und „Mediazona“ sowie des Statistikers Dmitry Kobak von der Universität Tübingen hervor.
Zu dieser Zahl sei man nach einer Auswertung von öffentlichen Nachrufen, Sterbedaten des russischen Statistikdienstes sowie Aufzeichnungen des Nachlassregisters gekommen, heißt es. Rechne man noch die Zahl jener Männer hinzu, die bei den Kämpfen so schwer verwundet wurden, dass sie nicht mehr in den Militärdienst zurückkehren konnten, steige die Gesamtzahl der russischen Opfer auf mindestens 125.000 Soldaten, berichtete das an der Auswertung beteiligte Internetportal „Meduza“.
Mehr Tote als in zehn Jahren Afghanistan-Krieg
In den Zahlen nicht enthalten in den Zahlen seien vermisste oder gefangen genommene Soldaten sowie paramilitärische Kämpfer, die in den Separatisten-Milizen in Donezk und Luhansk kämpften und keinen russischen Pass besessen haben. Die Verluste sind damit bereits dreimal so hoch wie die sowjetischen Verluste in zehn Jahren Afghanistan-Krieg (1979 bis 1989), und neunmal so hoch wie im ersten russisch-tschetschenischen Krieg (1994 bis 1996).
Russland versuche, die Opferzahlen zu verschleiern, heißt es. Offiziell gibt es keine Daten zur Anzahl der gefallenen russischen Soldaten. Zuletzt hatte das Verteidigungsministerium in Moskau Ende September 2022 den Tod von knapp 6000 eigenen Soldaten eingeräumt. Schon damals galten die Angaben aber als stark untertrieben.
London sieht medizinische Versorgungskrise
Laut Einschätzung britischer Geheimdienst beeinträchtigt die hohe Zahl an verletzten Soldaten mittlerweile die medizinische Versorgung in Russland. „Der Zustrom militärischer Opfer hat vermutlich die normale Bereitstellung einiger russischer zivil-medizinischer Dienste beeinträchtigt, insbesondere in den Grenzregionen zur Ukraine“, teilte das Verteidigungsministerium mit Sitz in London am Montag via Twitter (siehe Tweet unten) mit.
Angesichts von 400 Opfern pro Tag durchschnittlich herrsche eine Versorgungskrise bei der Betreuung verletzter russischer Soldaten. Das Ministerium zitiert den Leiter der Kampfmedizin-Ausbildung des Rüstungsunternehmens Kalaschnikow mit den Worten, bis zu 50 Prozent der Getöteten hätten bei angemessener Erster Hilfe gerettet werden können.
Dass Verletzte nur langsam evakuiert und Verbandsmaterial unsachgemäß verwendet werde, sei „eine der Hauptursachen für vermeidbare Todesfälle und Amputationen“, hieß es unter Berufung auf Medienberichte.
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