Der Kinofilm „Alma & Oskar“ zeigt die tiefen Abgründe der toxischen Beziehung zwischen der Witwe Gustav Mahlers und dem jungen Künstler Kokoschka
Nach dem Tod von Gustav Mahler liegt Alma Mahler (Emily Cox) die feine Gesellschaft Wiens zu Füßen. Doch die junge Witwe verabscheut die Konvention. Ihr Interesse gilt dem Enfant terrible der Kunstszene, dem expressionistischen Maler Oskar Kokoschka (Valentin Postlmayr), der mit seinen radikalen Arbeiten für Skandale sorgt. Eine leidenschaftliche Affäre beginnt, bei der unterschiedliche Lebensentwürfe aufeinanderprallen. Oskar betrachtet Alma als seine Muse, ist eifersüchtig und besitzergreifend. Doch Alma hat selbst Ambitionen als Künstlerin und Komponistin in einer Zeit, in der das für eine Frau nicht üblich ist. Der Kinofilm „Alma & Oskar“ (seit dieser Woche in den österreichischen Kinos) zeigt eindrucksvoll das toxische Spiel um Macht und Abhängigkeit, das Alma und Oskar an den Rand der Selbstzerstörung führt.
„Für mich war es aufregend, in diesen Dokumenten zu entdecken, dass bereits am Beginn des vorigen Jahrhunderts mutige Frauen wie Alma die Dekonstruktion der traditionellen ,Role Models‘ von Frau und Mann in Angriff nahmen. Almas freizügige Lebensart, ihre offen gelebte Sexualität, ist ein Akt der Selbstbehauptung, durch den sie sich als Subjekt erlebt“, so Regisseur Dieter Berner. Ihre Seitensprünge - ein Befreiungsschlag, der ihr die Unabhängigkeit von ihren jeweiligen Geliebten und deren traditionellen Ansprüchen schafft. Romantisches Verschmelzen zweier Gleichgesinnter gibt es mit Alma nicht, stattdessen: Kampf der Geschlechter. Zu bedingungsloser Hingabe ist sie nicht bereit. Für die Sexszenen wurde mit einer „Intimitäts-Koordinatorin“ gearbeitet. Wie war diese Erfahrung für Cox? „Wir haben viele intime Szenen gedreht, und ehrlich gesagt war es überhaupt nicht unangenehm. Wir haben extrem viel gelacht! Es wurde ein Raum geschaffen, in dem ich sogar vergessen habe, dass ich gerade nackt bin. Hinzu kam, dass ich Valentin in jedem Moment zu hundert Prozent vertraut habe - das war eine schöne Erfahrung.“
„Vertrauen. Das ist das Wichtigste bei solchen Szenen: zu wissen, dass man seinem Gegenüber vertrauen kann und sich auch gegenseitig schützt“, stimmt Postlmayr zu. „Emily ist für mich ein ehrlicher und liebenswerter Mensch, mit dem man auch in unangenehmen Situationen Spaß haben kann. Das hat mir geholfen.“ Was waren die Gedanken des Schauspielers, als man ihm die Rolle anbot? „Ich male und zeichne schon, seit ich klein bin. Später einmal einen großen Künstler in einem Film verkörpern zu dürfen hätte ich mir nie träumen lassen. Ich war neugierig, Oskar kennenzulernen und zu versuchen, mich ihm und seinem Schaffen anzunähern.“ „Die Windsbraut“ - ein Werk seines Schaffens, das für die Filmproduktion von Kunstmaler Alessio Nalesini nachgemalt wurde. „Bilder malen war immer meine Leidenschaft. Beim Kopieren aber musste ich mich zurücknehmen und Kokoschka genau studieren, um die Wahrhaftigkeit und sein Genie entdecken zu können“, so Nalesini. Sind die Gemälde ein Abbild seiner Seelenzustände? „Mir ist die Oberfläche aufgefallen, diese zittrige, nervöse Oberfläche. Man sieht und spürt, wie seine Gefühle sich ständig änderten.“
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