Mit seinen sechs Casinos hat Liechtenstein inzwischen eine höhere Glücksspieldichte als Las Vegas, Macau und Monaco. Dabei war eigentlich nur eine einzige Spielstätte geplant. Ein Lokalaugenschein in drei Teilen:
Rund 38.500 Einwohner leben im 160 Quadratkilometer kleinen Liechtenstein. Zwar hat im sechstkleinsten Staat der Welt (noch) nicht jeder Einwohner sein eigenes Casino, was die Dichte der Spielstätten angeht, hat das Fürstentum aber weltweit die Nase vorne. Seit Dezember des vergangenen Jahres gibt es dort nämlich sechs Casinos.
Erste Pläne, dem zweitkleinsten Staat der Welt, Monaco, in Sachen Glücksspiel nachzueifern, gab es bereits vor mehr als zehn Jahren. Um im Vaduzer Hof ein Spielcasino ähnlich wie in Monte-Carlo einzurichten (mit tollem Ambiente für ein gehobenes Publikum), wurden damals Investoren gesucht. Daniel Grabher kennt jene, die auf eine mögliche Beteiligung angesprochen worden sind. „Ich war damals schon viele Jahre im Bereich Sportwetten tätig, sozusagen vom Fach. Und ich gestehe: Ich hätte nicht gedacht, dass ein Casino hohen Zulauf und vor allem Zukunft hat. Damals wurden die Gehsteige um 19 Uhr hochgeklappt. Ein Nachtleben gab es nicht.“
„Book of Ra“ auch im Fürstentum beliebt
Gut zehn Jahre später und eines Besseren belehrt, steht Daniel Grabher im „Admiral“ in Ruggell, jenem Casino, das 2017 als Erstes seine Pforten öffnete. „Die Umsätze, die hier täglich gemacht werden, hätte ich mir nicht in den kühnsten Träumen vorstellen können“, gibt er zu. Es ist Freitagabend, 19 Uhr, die Spielstätte vor allem im Raucherbereich gut besucht. Viele der Automaten sind besetzt. Besonders beliebt ist das „Book of Ra“ - ein Spiel aus dem Hause Novomatic. „Das ist europaweit das absolute Nummer-1-Spiel. Der große Anreiz besteht darin, mit drei Büchern ins Freispiel zu kommen“, erklärt Daniel Grabher und wirft 20 Franken ein. Die erhofften fünf Cowboys (1000-facher Gewinn) kommen nicht, Freispiele gibt es auch keine - innerhalb kürzester Zeit ist das Guthaben aufgebraucht.
Zeit, die Bar zu testen. Auswahl und Preise sind okay. Ein Bier kostet fünf Franken, alkoholfreie Getränke sind übrigens in allen Casinos gratis. Das Ambiente allerdings ist von jenem in Monte-Carlo weit entfernt, erinnert mehr an eine bessere Spielhalle. Aber vielleicht ist gerade dies das Erfolgsrezept? In der Tat laufen die beiden „Admiral“-Casinos von Novomatic-Boss Johann Graf, dem auch jenes in Triesen gehört, recht gut. „Er bietet den richtigen Mix. Das Publikum ist nicht etepetete, ein Casinobesuch zählt eher zur modernen Art des Ausgehens“, bestätigt Daniel Grabher. Besonders deutlich wird das wenig später in Triesen. Dort ist das Publikum überwiegend jung, trägt Shorts und Jogginghose.
Ein weiterer Grund für den Erfolg der „Admiral“-Casinos dürfte schlicht und einfach darin liegen, dass der Glücksspielanbieter seine eigenen Automaten herstellt. Novomatic zählt zu den größten Herstellern weltweit. Die Anschaffungskosten halten sich also in überschaubaren Grenzen. In die Tasche greifen musste Johann Graf offenbar nur für die bei den Schweizern äußerst beliebten Spieleapparate eines heimischen Herstellers mit dem Spiel „Super Cherry“. „Ein Spiel, das noch drei mechanischen Walzen hat“, schwärmt sogar der Vorarlberger.
Bis der „Professor“ (wie Graf in der Szene genannt wird) seine Automaten aufstellen und das erste Casino in Liechtenstein errichten durfte, beschäftigte er 2012/13 nicht nur den Verwaltungsgerichtshof Vaduz (VGH). Das ursprüngliche Spielbankenkonzessionsverfahren hatte nämlich nur einen Casinobetreiber vorgesehen. Mit Novomatic und den Casinos Austria hatten sich lediglich zwei Antragssteller um die Lizenz beworben. Die Vergabe an die Casinos Austria löste eine sofortige Beschwerde vom Zweitplatzierten beim VGH aus. Das Gericht teilte die Meinung des verschmähten Beschwerdeführers, worauf das zuständige Amt das Auswahlverfahren änderte. Die Karten wurden neu gemischt - und seitdem erhält jeder Antragsteller, der gewisse Kriterien erfüllt, eine Lizenz.
Lage und andere Angebote als Erfolgsfaktoren
So gibt es neben Novomatic und den Casinos Austria inzwischen drei weitere Betreiber. Doch wie können alle sechs auf so kleiner Fläche nebeneinander existieren? Einen Grund dafür sieht Daniel Grabher in der geografischen Lage des Fürstentums. „Zwei der Casinos liegen unmittelbar an der Schweizer Autobahn, ein anderes direkt an der Grenze zu Vorarlberg. Entsprechend groß ist das Einzugsgebiet.“ Ein weiterer Grund seien die unterschiedlichen Angebote.
Wie genau sich die sechs Casinos voneinander unterschieden, lesen Sie im 2. Teil.
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