Zu jeder Bestellung zehn Prozent Trinkgeld automatisch? Ein Naschmarktlokal setzt, wie berichtet, auf die Servicepauschale. Doch die Begründung kommt auch bei Branchenvertretern schlecht an. Die Reaktionen sind heftig, doch der Wirt verteidigt sich.
Für jede Menge Wirbel sorgten die „Krone“-Berichte über das Naschmarktlokal mit Servicepauschale. Zur Erinnerung: Weil die Kunden zu knausrig seien, setzt ein Restaurantbesitzer automatisch zehn Prozent Trinkgeld auf die Rechnung. Nur wenn der Gast reklamiert, wird es billiger.
Mitarbeiter leben davon
Wer nicht aufpasst und auch noch Trinkgeld gibt, zahlt doppelt. Bei den „Krone“-Lesern sorgt das für jede Menge Kritik. Der Lokalbesitzer rechtfertigt sich unter anderem damit, dass die Mitarbeiter ja vom Trinkgeld leben müssten und dass ihm „sofort acht oder zehn andere Lokale einfallen, die das ebenso machen“.
Vorgehen wenig glücklich und auch „patschert“
Auch wenn es in der Karte angegeben ist, üblich ist das in Österreich aber nicht. Und in der Branche ist man alles andere als begeistert.
Erwin Scheiflinger, Gastronom und stellvertretender Gastro-Obmann in der Wirtschaftskammer Wien: „Ich bin damit alles andere als glücklich. Wir sind ja keine Fluglinie, wo für jede einzelne Serviceleistung extra bezahlt werden muss.“
Ich habe selbst ein Lokal und bin oft Gast. Wenn das einer bei mir so macht, dann zahl ich nicht. So was ärgert mich einfach.
Erwin Scheiflinger, stellvertretender Gastro-Obmann WKW
In diesem Fall sei das Vorgehen des Lokals auch äußerst „patschert“. Gerade Touristen würden ohnehin oft mit Karte zahlen, und dann könnte das Lesegerät sogar in der jeweiligen Landessprache auf ein mögliches Trinkgeld hinweisen.
„Pickerl kleben oft billiger“
Auch zu anderen Pauschalen äußert sich der Gastroprofi kritisch: „In Österreich haben wir Inklusivpreise. Bei uns müssen alle Ausgaben in der Preiskalkulation berücksichtigt werden. Oft ist es aber billiger, irgendwo ein Pickerl hinzukleben, als eine Speisekarte neu zu drucken. Solche Aktionen machen unsere Branche schlecht.“
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