Ein „Krone“-Redakteur hoffte, im ruhigen Stadt-Süden fündig zu werden. Doch dann die Ernüchterung: Zur Gesamtmiete kam noch ein Batzen Geld dazu.
Donnerstagnachmittag im Wohn-Süden Salzburgs: Das wird sie jetzt, denke ich beim Gang durch die Eingangstür. Bis 1. Juli muss ich aus meiner aktuellen Bleibe raus. Ich suche nun eine Zwei-Zimmer-Wohnung. Keinen Luxus, nur etwas, wo man nachts punkto Lärm die Fenster bedenkenlos aufmachen kann. Ein Internet-Inserat mit 1030 Euro Gesamtmiete für 52 Quadratmeter hat mich angelockt. Die Vermieterin zeigt mir den Balkon mit Blick auf Wiese und Untersberg. Im Schlafzimmer wartet ein begehbarer Schrank, für das Auto ein Carport, das Kellerabteil ist mit 14 Quadratmetern riesig. Keine Maklerprovision. Perfekt. In der Küche fragt die Vermieterin plötzlich, wie ich das mit der Miete verstanden hätte. Ich schaue sie verdutzt an. Naja, sage ich, 1030 Euro gesamt eben. Ja, sagt sie, das stimme für die Miete, das hätten auch andere gedacht. Aber die Betriebskosten fehlen noch.
Inklusive Betriebskosten 25 Euro je Quadratmeter
Mein Traum zerplatzt in der Sekunde. 20 Euro je Quadratmeter in ruhiger Lage? Das hätte ich mir mit Bauchweh geleistet, ich hätte sofort zugeschlagen. Das dürften sich auch zehn andere Interessenten gedacht haben, die zur Besichtigung gekommen sind. Binnen 24 Stunden nach Veröffentlichung hätten sich 30 Personen gemeldet, sagt die Vermieterin. Mein Problem und vermutlich auch das der anderen: Auf der Internetplattform ist bei den Inseraten meist auf einen Blick zu sehen, wie hoch die Gesamtbelastung ist. Miete inklusive Betriebskosten. Die Vermieterin hat bei der Eingabe etwas übersehen. Sie will nicht 1030, sondern 1315 Euro.
Ich verdiene gut, arbeite seit über 15 Jahren für dasselbe Unternehmen. Bei 25 Euro je Quadratmeter regt sich aber Widerstand in mir. Als mein erster Frust verflogen ist, kommt ein weiterer, tiefer gehender hinzu: Wenn ich nachrechnen muss, ob ich mir eine 52-Quadratmeter-Wohnung leisten kann, wie geht es jenen, die weniger verdienen? Wie soll sich eine alleinerziehende Mutter, eine junge Familie, die nicht mit 52 Quadratmetern das Auslangen findet, oder ein Neuling in der Arbeitswelt das leisten können?
Beim Verlassen der Wohnung meint die Vermieterin, sie wundere sich nicht, warum der KPÖ-Dankl in der Stadt 22 Prozent erreicht hat. Als ich zur Frage nach einer Mietreduktion ansetze, taucht die nächste Interessentin auf. Ich lasse es sein, verabschiede mich und weiß: Ich werde diese Wohnung nicht kriegen. Irgendwer zahlt den vollen Preis. Die Mietpreis-Spirale dreht sich weiter nach oben.
Eines noch: Wenn Sie jemanden kennen, der jemanden mit einer Wohnung kennt . . .
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