Eine tote Frau, zwei Männer schwer verletzt - so die Bilanz der unfassbaren Bluttat zum Auftakt der Karwoche im Bezirk Gänserndorf (Niederösterreich). Der Tatort befindet sich in einer Gemeinde, in der schon mehrmals Kriminalgeschichte geschrieben wurde ...
Keine halbe Autostunde nordöstlich von Wien, direkt an der Nordbahn gelegen, befindet sich die an sich unscheinbare Marktgemeinde Strasshof. Der Ort erstreckt sich über mehrere Kilometer entlang der Bundesstraße B8. Es gibt Friseure, Autohändler, Supermärkte, Kindergärten und Schulen, sogar ein Massagestudio – eigentlich alles, was die mittlerweile 11.000 Bewohner zum Leben brauchen.
Seit den 1930er-Jahren verzeichnet die tiefrote Gemeinde zudem ein stetiges Bevölkerungswachstum und hat mit dem großen Eisenbahn-Museum sogar eine namhafte Sehenswürdigkeit zu bieten. Links und rechts der Hauptstraße prägen Wohnsiedlungen das Ortsbild. Eine Gemeinde wie viele andere, zur Aufnahme in das UNESCO-Weltkulturerbe wird es wohl nicht ganz reichen. Stattdessen hat Strasshof längst heimische Kriminalgeschichte geschrieben - und fügte am Montag ein weiteres düsteres Kapitel hinzu.
Am Ende derselben Straße hat vor wenigen Jahren ein junger Mann seine Mutter getötet und in der Bettlade versteckt. Und jetzt das. Wer weiß, was dahintersteckt, die Leute in der Siedlung kennen sich ja kaum noch.
Eine Gruppe von Anrainern sinniert über die jüngste Bluttat in ihrer Gemeinde.
In den frühen Morgenstunden alarmierte eine 60-Jährige völlig panisch die Polizei. Ihr Sohn sei ausgerastet, er attackiere sie und ihren Mann mit einem Messer. Als wenig später eine Streife in der Albert-Sever-Straße anrückte, war Roswitha K. bereits tot, ihr 70-jähriger Gatte Anton - die beiden gaben sich erst vor wenigen Jahren in zweiter Ehe das Jawort - lag mit lebensgefährlichen Verletzungen ebenfalls in dem Reihenhaus.
Im Vorgarten wurde zeitgleich der mutmaßliche Täter entdeckt. Martin S. (27) dürfte nach der Tat an seiner Mutter und seinem Stiefvater versucht haben, sich selbst zu richten. Er zog sich beim Sturz aus dem Dachfenster ebenfalls schwerste Verletzungen zu.
Opfer und Verdächtiger außer Lebensgefahr
Während für die Frau jede Hilfe zu spät kam, wurden die beiden Männer ins Spital eingeliefert. Sie befinden sich auf der Intensivstation. Wie die „Krone“ erfuhr, besteht mittlerweile keine Lebensgefahr mehr. Über das Motiv konnte das Landeskriminalamt vorerst noch keine Angaben machen – erst die Befragung der beiden Schwerverletzten wird Licht in den tragischen Fall bringen.
Vielleicht ist der Ort verflucht.
Ein Passant in Strasshof zur „Krone“
Einmal mehr legte sich ein dunkler Schatten über die Gemeinde, einmal mehr rückten Reporter nach Strasshof aus. „Vielleicht ist der Ort verflucht“, meint ein Passant beim „Krone“-Lokalaugenschein zynisch. Bei anderen sitzt der Schock tiefer: „Daran kann und darf man sich nicht gewöhnen.“
Wenn Sie oder eine Ihnen nahestehende Person sich in einer psychischen Ausnahmesituation befinden oder von Suizid-Gedanken betroffen sind, wenden Sie sich bitte an die Telefon-Seelsorge unter der Telefonnummer 142. Weitere Krisentelefone und Notrufnummern finden Sie HIER.
Die Dramen von Strasshof
3096 Tage gefangen - Flucht zur Nachbarin
1998 wurde Natascha Kampusch als Zehnjährige auf dem Schulweg in Wien entführt und im Keller eines Hauses in Strasshof gefangen gehalten. Am 23. August 2006 - 3096 Tage nach der Entführung - gelang ihr die Flucht zu einer Nachbarin, die die Polizei alarmierte. Kidnapper Wolfgang P. warf sich vor einen Zug und starb.
Vierfach-Mord - Mietstreit als Auslöser
Wegen eines Mietstreites wurde ein 66-Jähriger im Juli 2008 in Strasshof zum Vierfachmörder. Der Mann richtete zwei Geschwister und deren Ehepartner mit einer Pistole eiskalt hin. Danach versteckte er sich auf einem Campingplatz beim Stausee Ottenstein (Niederösterreich). Dort stellten ihn Polizisten 44 Tage nach dem Amoklauf.
Muttermord - Leiche in Bettzeuglade
Am 1. September 2014 tötete ein 22-Jähriger seine Mutter mit 36 Messerstichen. Nach der Bluttat verpackte der Student die Leiche der 44-jährigen Sabine W. in einer Folie, versteckte sie in einer Bettzeuglade und flüchtete per Flugzeug in die USA. Sieben Wochen danach wurde er in Oregon ausgeforscht und verhaftet.
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