Amerikas Moralist

Oscar-Regisseur Oliver Stone feiert 65. Geburtstag

Adabei
11.09.2011 11:20
Oliver Stone hat sich mit seinen Filmen viele Feinde gemacht. In "Platoon" prangerte er das brutale Vorgehen der GIs im Vietnamkrieg an, in "Natural Born Killers" thematisierte er die Haltung seiner Landsleute zur Gewalt. Sein Politthriller "John F. Kennedy - Tatort Dallas" ging der umstrittenen Verschwörungstheorie nach, in "Wall Street" nahm er die Machenschaften der Finanzwelt aufs Korn. Erst mit "World Trade Center", der Story von zwei verschütteten Polizisten, heimste er das Lob von Amerikas Konservativen ein.

Dafür nannten die Linken den Film politisch naiv. Am Donnerstag (15. September) feiert der dreifache Oscar-Preisträger seinen 65. Geburtstag.

Sohn eines jüdischen Börsenmaklers
Stone wuchs als Sohn eines jüdischen Börsenmaklers in New Yorks besseren Kreisen auf. Er besuchte die Ivy-League-Universität Yale, wo zur gleichen Zeit auch George W. Bush studierte. Schon nach einem Jahr ließ er Yale hinter sich und ging nach Vietnam, um Englisch und Geschichte an einer Schule zu unterrichten. Zwei Jahre später schloss er sich einer US-Infanteriedivision zum freiwilligen Kriegsdienst an. Zurück in New York erlernte Stone an der Filmschule der New Yorker Universität bei Martin Scorsese sein künftiges Handwerk. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich nebenbei als Taxifahrer.

Die in Vietnam erlebten Kriegsgräuel brachte der junge Filmemacher in "Platoon" auf die Leinwand. Sein Zorn auf die US-Gesellschaft kam auch in Filmen wie "Wall Street" mit Michael Douglas und "Born on the Fourth of July" mit Tom Cruise zum Ausdruck. Nach dem Politthriller über die Kennedy-Ermordung porträtierte er Richard Nixon und dessen Verwicklung in den Watergate-Skandal: "Nixon". Mit "Natural Born Killers", einer Hymne auf das Killerpärchen Mickey und Mallory Knox, handelte er sich den Vorwurf der Gewaltverherrlichung ein.

Mischung aus Gewinner und Verlierer
Stones "Commandante" wurde von Kritikern als unkritisches Bild seines Freundes Fidel Castro verrissen. Bewunderung hegt Stone auch für den venezolanischen Präsidenten Hugo Chavez. Im Gespräch mit der Nachrichtenagentur dpa vor knapp einem Jahr in Berlin bezeichnete sich Stone als Mischung aus Gewinner und Verlierer. Er habe viele erfolgreiche Filme gedreht und Preise gewonnen, aber auch "eine Menge verloren", sagte Stone. "Niederlagen sind ebenfalls Gewinne. Man lernt aus den Niederlagen, mehr als aus den Erfolgen."

Ungeachtet der Selbstkritik halten viele Amerikaner Stone für einen Polit-Berserker oder sogar Vaterlandsverräter. Nach den Anschlägen des 11. September 2001 ließ er in ersten emotionalen Kommentaren Verständnis für die Terroristen erkennen. Hinterbliebene von 9/11-Opfern kreiden ihm an, dass er sich weigerte, einen Aufruf an das Publikum in den Abspann von "World Trade Center" aufzunehmen. Die Opferfamilien hatten an Menschen in aller Welt appellieren wollen, Brücken zu schlagen und durch persönliches Engagement künftige Terroranschläge zu verhindern.

Stone produzierte Milos Formans "Larry Flint - Die nackte Wahrheit" und führte Regie bei "U-Turn - Kein Weg zurück". Das darin geschilderte Martyrium eines von Mafiakillern verfolgten Kleingangsters, nach John Ridleys Roman "Stray Dogs", ist ihm zufolge der "nihilistischste Film", den er je gedreht habe. Eines seiner kostspieligsten Leinwanddramen, das Epos "Alexander", fiel 2005 bei Kritikern und Publikum durch und wurde zum Kassenflop. Seinem ehemaligen Kommilitonen, dem späteren US-Präsidenten Bush, widmete er die Politsatire "W. - Ein missverstandenes Leben". Ein Kassenknüller wurde die späte Fortsetzung seines Wall-Street-Thrillers ("Wall Street: Geld schläft nicht" mit Michael Douglas und Shia LaBeouf).

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(Bild: kmm)



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