Erstmals in Österreich

Weird Al Yankovic: „Freue mich ungemein auf Wien“

Musik
15.02.2023 07:30

Als Musiker, Satiriker und Parodist ist „Weird“ Al Yankovic amerikanisches Kulturgut. Unlängst wurde sein Leben mit Daniel Radcliffe in der Hauptrolle verfilmt - das Drehbuch schrieb der 63-Jährige selbst. Er parodierte Michael Jackson, Madonna oder Bob Dylan und kassierte dafür fünf Grammys. Am 6. März gibt Yankovic sein Österreich-Debüt im Wiener Gasometer - und beantwortet uns vorab Fragen zum Programm und seiner einzigartigen Karriere.

kmm

„Krone“: Al, nach mehr als 40 Jahren erfolgreicher Karriere als Musiker und Parodist kommst du am 6. März zum ersten Mal nach Österreich und trittst im Wiener Gasometer auf.
Weird“ Al Yankovic: Ich bin schon unheimlich aufgeregt und freue mich auf den Abend. Mein Großvater väterlicherseits kam in Österreich zur Welt. Er wurde eigentlich als Jugoslawe wahrgenommen, aber ich weiß, dass sein Geburtsort irgendwo in Österreich ist. Natürlich kenne ich „The Sound Of Music“ und bin vollkommen davon überzeugt, dass es überall bei euch so aussieht. (lacht)

Deine Show nennt sich etwas sperrig „The Unfortunate Return Of The Ridiculously Self-Indulgent Ill-Advised Vanity Tour“. Kannst du uns das etwas verständlicher machen?
Die Tour ist ein bisschen anders als üblich. In den USA touren wir mit einem großen LED-Screen, einer multimedialen Produktion und haben unzählige Kostümwechsel. Ich muss mich schon im Vorhinein entschuldigen, will aber auch so ehrlich sein und sagen, dass Europa die abgespeckte Version zu sehen kriegt. Finanziell ist es uns unmöglich, das gesamte Equipment quer über den Globus zu transportieren. Wir spielen auch nicht meine bekanntesten Songs, sondern viele Schmankerl aus meinem Programm der letzten Jahrzehnte. Es ist eine Tour, die vor allem die Hardcore-Fans befriedigen soll. Leider kennt ihr unsere standesgemäße Show nicht, aber ich komme mit meiner Band, mit der ich seit 40 Jahren zusammenarbeite und wir werden eine verdammt gute Zeit haben. Es liegt mir aber fern, falsche Erwartungen zu schüren.

Wie wichtig ist dir die Nähe und Freundschaft zu deinen Bandmitgliedern und jahrelangen Weggefährten?
Extrem wichtig. Eines der größten Geheimnisse meines Erfolgs ist es, mich mit wirklich talentierten Menschen zu umgeben. Meinen Drummer habe ich 1980 getroffen, die anderen zwei Jahre später. Also zu einer Zeit, als ich noch völlig unbekannt war. Sie sind vielleicht nicht die besten Musiker der Welt, aber unheimlich nette Typen, bodenständig und es gibt niemals Drama oder Kämpfe. Wir genießen uns und freuen uns darauf, wieder durch die Welt zu fahren. Viele Bands können das nicht von sich behaupten. (lacht)

Wie hast du eigentlich die zwei härtesten Jahre in der Pandemie überstanden? Hast du dir zwischenzeitlich Sorgen um deine Karriere und die Auftritte gemacht?
2020 wollte ich sowieso pausieren und das hat gut geklappt. (lacht) Ein Jahr später hatten wir andere Pläne und mussten es bleiben lassen. Letztes Jahr waren wir sechs Monate in den USA unterwegs, jetzt sind Europa und Australien dran. Es gibt nach meinen Auftritten auch VIP-Meet-&-Greet und da muss ich auf eine Plastiktrennwand zurückgreifen, um nichts zu riskieren. Das ist natürlich seltsam, aber leider unerlässlich. Letztes Jahr erkrankte jede einzelne Person in der Band früher oder später an Corona. Als ich krank war, mussten wir Shows absagen. Unseren Gitarristen haben wir einmal sogar spielen lassen, als er Covid hatte. Das ging deshalb, weil wir ihn in der Bühne versenken konnten und dadurch alles abgetrennt war. (lacht) Ansonsten haben wir Musiker ersetzt und andere eingeflogen. Es war ein mühsames Hin und Her und sehr schwierig. Wir dachten damals, ziemlich sicher zu sein, aber als wir uns nach der Reihe Covid einfingen, wussten wir, wir waren etwas zu früh dran. (lacht)

Vor acht Jahren warst du schon einmal in Europa unterwegs - nur nicht in den deutschsprachigen Ländern.
Stimmt, das muss 2015 gewesen sein. Ich glaube, wir waren auch schon 2010 einmal hier. Ich komme jedenfalls sehr selten aus Nordamerika raus und freue mich daher umso mehr auf Wien.

Haben Europäer eine andere Form des Humors als Amerikaner? Ist es hier für dich schwieriger, dein Publikum für dich zu gewinnen?
Die meisten meiner Songs beziehen sich auf die amerikanische Popkultur und die ist vor allem in Europa sehr bekannt und beliebt. Vielleicht kriegen die Europäer nicht jedes Detail mit, aber im Kontext ist jeder Witz verständlich und nachvollziehbar. Wir haben schon in ein paar Ländern gespielt, wo Englisch nicht so verbreitet war. Da ist es natürlich schwerer, das Publikum zu erobern. Vor mir kommt Emo Philips auf die Bühne, ein geborener Stand-Up-Comedian. Für ihn wird es noch etwas schwieriger. Wenn du bei mir nicht genau weißt, worüber ich singe, gibt es immer noch tolle Musik zu hören. (lacht)

Wirst du dein Programm für den europäischen Markt ein bisschen adaptieren oder verändern?
Es wird im Grunde dieselbe Show sein, mit der wir in den USA spielen. Wenn es Möglichkeiten gibt, das Programm auf ein bestimmtes Land anzupassen, werde ich es machen, aber es steckt kein großer Plan dazu dahinter.

Du bist Parodist, Comedian, Musiker, Schauspieler, Drehbuchautor - befruchten sich all diese künstlerischen Ausdrucksformen gegenseitig?
Ich liebe alle Bereiche und die Tatsache, dass ich berühmt bin, erlaubt es mir, mich in Bereichen austoben zu dürfen, die mir sonst wahrscheinlich verwehrt bleiben würden. Ich spreche zum Beispiel gerne Synchronstimmen für Cartoons. Das ist für jemanden von der Straße fast unmöglich, aber mich kennt man aus TV-Shows, Filmen oder von Konzerten und dadurch öffnen sich leichter Türen. Ruhm und Erfolg füttern die Vielseitigkeit. Es ist ein sehr interessanter Zirkel, in dem ich mich bewege und ich weiß, dass ich ungemein viel Glück habe, dass meine Karriere schon so lange andauert und ich all das machen kann, was mir Freude bereitet.

Was ist in der Vorbereitung besonders wichtig, wenn du einen Song schreibst oder jemanden parodierst?
Ich versuche vor allem so anders und eigenständig wie möglich zu sein, damit es möglichst keine Parallelen zum Original gibt. Ich überlege mir bei Parodien immer eine gewisse Szenerie, spiele gerne mit Worten und Themen herum. Die meisten meiner Ideen sind wirklich übel, aber manchmal rutscht mir eine raus, die ich dann weiterverfolgen und für ein Drei-Minuten-Stück umsetzen kann. Dann muss man sich die Rechte holen und von dort weg kann man, auf das Grundkonzept basierend, die Parodie und ihre Pointen verfeinern. Ich habe Blöcke voller Gedanken und Ideen und versuche immer die besten in ein passendes Format zu pressen, damit auch was daraus wird. (lacht)

Ist es leicht, die Rechte für eine Parodie zu bekommen?
Das wäre in erster Linie eine Frage für meinen Manager, der muss sich um die unbequemen Dinge meines Jobs kümmern. (lacht) In den frühen 80er-Jahren wusste keiner so recht, wer ich war und es war schwierig, die Rechte zu bekommen. An einem bestimmten Punkt gab mir Michael Jackson das Okay für eine Parodie und das hat mir unheimlich viele Türen geöffnet. Dadurch haben viele ihre Scheuklappen fallen lassen. Nach etwa vier Dekaden im Geschäft hat sich viel verselbstständigt und manche Künstler sehen es als eine Hommage an, wenn ich sie parodiere. Es ist ein bisschen wie ein Gastauftritt bei den „Simpsons“ - damit hast du es geschafft.

Gibt es einen großen Unterschied zwischen der Bühnenperson „Weird“ Al Yankovic und der Privatperson Alfred Matthew Yankovic? 
Keinen großen. „Weird“ Al ist kein Charakter, in den ich schlüpfe, das bin schon ich selbst. Ich passe meine Persönlichkeit aber meiner Umwelt an - so wie jeder andere auch. Auf der Bühne bin ich viel energetischer und extrovertiert, privat bin ich zurückgezogener und ruhiger. Wir alle sind verschiedene Menschen in unterschiedlichen Lebenssituationen.

Verspürst du manchmal noch so etwas wie Nervosität oder sind Auftritte längst reine Routine?
Ein bisschen Nervosität ist immer da, aber je länger ich unterwegs bin, umso weniger spüre ich sie. Völlig abgestumpft zu sein, wäre auch nicht gut, dann verlierst du das Feuer. Dieses Programm habe ich so oft gespielt, dass ich mich darin sehr wohlfühle. Wenn ich aber etwas völlig Neues starte oder mich in Situationen begebe, die mir noch unbekannt sind, dann prickelt es ganz schön. Man muss einfach im Moment sein und mit dem Publikum Spaß haben - nur darum geht es.

Du bist einer der wenigen lebenden Menschen, dessen Leben und Karriere in „Weird: The Al Yankovic Story“ verfilmt wurden. Zudem hast du sogar das Drehbuch dazu geschrieben. Ganz schön herausfordernd für den Hauptdarsteller Daniel Radcliffe …
(lacht) Es war natürlich etwas seltsam Daniel als mich zu sehen, aber er spielte ja auch nur eine Version von mir und nicht mich selbst im direkten Sinne. Mein „Biopic“ hat es mit den Fakten meines Lebens nicht komplett genau genommen und so hat er mich nur so personifiziert, wie es im Drehbuch stand. Er hat einen tollen Job gemacht, aber als Mitproduzent habe ich eher darauf geachtet, dass alles so klappt, wie wir uns das vorstellen und hatte wenig Zeit, mich im Körper Daniels zu bewundern. (lacht)

Mit den Jahren verändert sich auch das Humorempfinden. In der heutigen Gesellschaft gehen viele Dinge nicht mehr durch, die früher üblich waren, weil sie als beleidigend und diskriminierend wahrgenommen werden. Wie gehst du mit diesen Veränderungen um?
Viele Comedians wehren sich nach Kräften gegen die politische Korrektheit, für mich ist das nicht so ein Thema. Der Begriff bedeutet für mich nichts anderes, als dass man sensibel mit den Gefühlen anderer umgeht. Ich will niemanden verletzen, denn man kann auch lustig sein, ohne Menschen anzugreifen. Ich will deshalb auch nicht sagen, man sollte diese Form der Comedy nicht ausüben, es ist nur einfach nicht mein Stil und war es nie. Man kann alles zu weit treiben und damit die Linien übertreten, aber das kommt in meiner Welt nicht vor. Man muss sich als Comedian einfach ein bisschen mehr anstrengen und diese Herausforderung nehme ich gerne an.

Ist es nicht manchmal schwierig, immer einen Kalauer auf Lager zu haben, wenn man vielleicht einmal nicht gut gelaunt ist?
Das ist Teil des Jobs, da muss man durch. Meine Frau wird dir versichern, dass ich nicht immer lustig bin. (lacht) Ich war nie derjenige, der mit dem Kopf durch die Wand muss und auf Biegen und Brechen die Lacher einsacken möchte. Am Ende des Tages bin ich sicher eine lustige Person, aber ich muss hart dafür arbeiten. Meine Songs und Parodien ploppen nicht in meinem Kopf auf, ich muss sie mir mit meinem Talent und meinem Handwerk zusammenbauen. Wenn mir aber etwas Lustiges gelingt, freue ich mich und bin auch stolz darauf.

Gibt es eine Form des künstlerischen Ausdrucks, die dir wichtiger ist als andere?
Die Musik. Sie ist mein Hauptbetätigungsfeld, dort fühle ich mich am wohlsten und darin bin ich am besten. Seit meinem letzten Album „Mandatory Fun“ sind neun Jahre vergangen, aber das heißt nicht, dass ich in musikalische Pension gegangen bin oder mich aufgegeben habe. Ich nehme andere Projekte in Angriff und stiere nicht mehr so aktiv auf die Billboard-Charts wie früher. 2017 habe ich am Film „Captain Underpants“ gearbeitet, dann wieder Songs für eine TV-Show geschrieben und dann gab es den Film über mich. Ich bin eigentlich immer voll beschäftigt, aber begrenze mich nicht nur an den Parodie-Songs. Schauen wir einfach, was noch weiter passiert.

Heißt das im Umkehrschluss auch, mit einem vollen Studioalbum ist so bald nicht zu rechnen?
Korrekt. Es gibt einen Soundtrack zum Film, der erst unlängst rauskam. Es ist kein klassisches „Weird Al“-Album, aber es hat mich trotzdem viel Zeit und Einsatz gekostet. Ich veröffentliche weiter Singles und bleibe Teil von musikalischen Projekten, aber ein Album ist derzeit nicht am Horizont zu erkennen.

Mit bislang fünf gewonnenen Grammys bist du ein bisschen hinter Rekordhalterin Beyoncé. Es ist also nicht dein primäres Ziel, ihren Rekord zu brechen?
Diese Freude überlasse ich ihr gerne, wenn es so wichtig für sie ist. (lacht)

Gibt es denn bestimmte Bereiche der Kunst oder Kultur, in denen du dich zukünftig unbedingt noch ausprobieren möchtest?
Ich bin an einem Punkt in meinem Leben angelangt, wo ich das tun möchte, was mir wirklich Freude bereitet. Ich habe mich eigentlich überall dort ausprobieren dürfen, wo ich Interesse hatte und kann gar nicht fassen, welche Möglichkeiten mir in meinem Leben geboten wurden. Auf meiner „Bucket List“ steht vielleicht noch ein Broadway Musical. Man muss immer träumen und sich die Ziele hochstecken. Ich hatte schon viel Glück in meinem Leben und ansonsten lasse ich die Dinge auf mich zukommen und sich entwickeln.

Gab es einen bestimmten Moment in deiner Kindheit, der dich für den Rest deines Lebens so stark in die Comedy-Schiene rutschen ließ?
Es gab viele kleine Abzweigungen, die dazu führen, aber so ganz festmachen lässt sich das nicht. Im Film sieht man ein paar dieser Momente, aber sie wurden natürlich Hollywood entsprechend dramatisiert. Meine Eltern entschieden sich in meiner Kindheit einmal dafür, dass ich das Akkordeon spielen erlernen sollte. Als die US-Radiolegende Dr. Demento mich 1976 das erste Mal im Radio spielte, war das eine große Sache. So ergab sich ein Moment nach dem anderen und irgendwann erkannte ich die Zeichen, dass ich daraus eine Karriere erschaffen könnte. Ich komme nicht aus einer künstlerischen Familie und ich wurde nie in die Richtung hin erzogen. Ich dachte immer, dass ich ein verantwortungsvoller und reifer Erwachsener werden würde und nicht noch in meinen 60ern Geld mit dieser verrückten Musik machen würde.

Gibt es Themenbereiche, über die du niemals einen Witz machen würdest?
Es gibt dazu kein bestimmtes Beispiel, aber ich versuche keine Grenzen zu übertreten. Kritiker würden meine Musik bestimmt nicht mit einem „Guter Geschmack“-Siegel versehen, aber in meiner Musik bleibe ich bewusst fern von Dingen, die zu sensibel, unpassend oder erschreckend erscheinen.

Dein Programm kann sich also gefahrlos die ganze Familie ansehen?
Das kann man so sagen. Ich falle immer unter den Schirm der Familienfreundlichkeit. Das liegt sicher daran, dass ich in meinen Programmen nie fluche und auch keine sexuellen Anspielungen oder dergleichen habe. Viele meiner Songs sind aber ziemlich gewalttätig und passen vielleicht nicht unbedingt zu Babys oder ganz kleinen Kindern. Es muss sich aber sicher niemand Sorgen machen. (lacht)

Live in Wien
Wer sich am 6. März im Wiener Gasometer nicht die Österreich-Premiere der amerikanischen Komiker-Legende „Weird“ Al Yankovic entgehen lassen möchte, sollte lieber schnell zu den Tickets greifen. Unter www.oeticket.com gibt es noch welche, dazu auch weitere Infos und die genaue Terminisierung. 

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