Die Flaute bei den Wiener Linien mit langen Wartezeiten auf Bus & Bim wird noch bis Herbst dauern. Zum Leidwesen der arbeitenden Bevölkerung. Indes freuen sich Wiens Verkehrsbetriebe über Banalitäten.
Achtung, jetzt kommt eine Jubelmeldung – jedenfalls interpretieren das die Wiener Linien so: „Seit 9. Jänner 2023 konnten 99 Prozent der Fahrten des angepassten Fahrplans plangemäß durchgeführt werden“, heißt es von dem Unternehmen. Klingt super, ist es aber nicht. Denn der „angepasste Fahrplan“ ist wegen Personalnot und verschlafenem Generationenwechsel mittlerweile zweimal ausgedünnt worden. Heißt: Auf Bus und Bim warten die Wiener mitunter 10 oder gar 12 Minuten. Vor allem zu den Stoßzeiten am Abend wird sich das nach den Ferien wieder bemerkbar machen.
Für die Wiener Linien ist das halb so schlimm. „Unser 5-Punkte-Programm trägt erste Früchte. Mit der Intervallanpassung ist es uns gelungen, den derzeit angepassten Fahrplan wieder zu stabilisieren. Wir arbeiten nun mit voller Kraft daran, unsere Arbeitsplätze weiter zu attraktivieren und die Ausbildung im Fahrdienst zu optimieren“, erklärt Wiener-Linien-Chefin Alexandra Reinagl.
Kollaps auf einigen Linien mit 40-Minuten-Wartezeit
Dabei sind die Früchte wohl eher in einem vergorenen Zustand. Zur Erinnerung: Am 9. Jänner ist eine Intervallverschlechterung auf 19 der 28 Straßenbahnlinien und 16 der 131 Buslinien in Kraft getreten. Nicht zum ersten Mal übrigens. Schon im November des Vorjahres wurde der Fahrplan ausgedünnt. Die Folgen: Kollaps auf einigen Linien mit Wartezeiten von bis zu 40 Minuten in der eisigen Kälte.
Und nun? Haben wir jetzt wirklich 200 Tage Schnarchnasen-Intervalle vor uns? Sieht so aus. Von den Wiener Linien heißt es: „Die Intervallanpassung bleibt bis Herbst 2023 aufrecht, da Rekrutierung und Ausbildung einige Zeit in Anspruch nehmen.“
Mit Deutschkursen, längeren Lernzeiten und aktualisierten Ausbildungsunterlagen kommen die Wiener Linien den Wünschen der Fahrschüler entgegen.
Alexandra Reinagl
Das unternimmt das Unternehmen im Detail:
„Ende Februar startet die nächste Phase unserer großflächigen Recruiting-Kampagne“, so Reinagl weiter. „Da unsere Bim-Schulen gut gefüllt sind, liegt der Fokus diesmal darauf, neue Kollegen für den Buslenker-Job zu begeistern.“
Für heuer sind folgende Ausbildungen geplant: 27 Straßenbahnschulen mit insgesamt 270 Ausbildungsplätzen, 19 Busschulen mit 230 Ausbildungsplätzen, 20 U-Bahn-Schulen mit 180 Ausbildungsplätzen.
Mit 1. Jänner sind die Gehälter im Fahrdienst auf 2800 Euro brutto (inklusive Zulagen) gestiegen. Für Überstunden gibt es neben den gesetzlichen Zuschlägen zusätzliche Prämien.
In 200 Tagen rennt auch das Ultimatum des zuständigen Öffi-Stadtrats Peter Hanke (SPÖ) ab. Schafft es Alexandra Reinagl bis dahin nicht, in ihrer Firma aufzuräumen, ist für sie womöglich Betriebsende.
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