Der Linzer Sexualmediziner Georg Pfau erklärt im Gespräch mit der „Krone“, warum es so viele Kinderpornos gibt und wie Männer vermeiden können, zu Tätern zu werden.
Zuerst erschütterte der Fall des Schauspiel-Stars Florian Teichtmeister ganz Österreich. Er soll, wie berichtet, 58.000 Dateien mit kinderpornografischen Darstellungen besessen haben. Am Dienstag wurde bekannt, dass ein vorbestrafter Arbeiter (37) aus Weyregg sogar Frauen auf den Philippinen bezahlt haben soll, damit sie für ihn vor laufender Kamera kleine Mädchen sexuell missbrauchen. Der Beschuldigte soll rund 90 solcher Video-Chats durchgeführt haben, das LKA OÖ geht von 17…Opfern aus. Sie waren zwischen zwei Monaten und sechs Jahren alt.
Erregungsmuster
Doch warum gibt es solche grauenhaften Verbrechen? Der Linzer Sexualmediziner Georg Pfau sagt: „Jeder Mensch hat seine eigenen Erregungsmuster, die man sich nicht selbst aussuchen kann, sondern die in einem festgelegt sind. Ein pädophiler Mann sagt ja nicht, ich möchte Kinder missbrauchen, sondern stellt irgendwann fest, dass ihn ihre Körper erregen.“
Ich habe eine Handvoll pädophiler Patienten. Ich kann nur jedem Betroffenen raten, sich behandeln zu lassen.
Sexuamediziner Georg Pfau
Selbsterkenntnis
Die Kardinalfrage sei daher, wie mit dieser Veranlagung umgegangen werde, meint Pfau. Elementar sei die Selbsterkenntnis: Der Pädophile müsse verstehen, dass er eine sexuelle Präferenz hat, die er nicht ausleben darf. Pfau: „Dabei geht es nicht nur ums Strafrecht. Kinderseelen werden beim Sex mit Erwachsenen zerstört.“ Er rät Betroffenen, unbedingt in Behandlung zu gehen: „An der Berliner Charité gibt es das erfolgreiche Projekt Dunkelfeld, bei dem Tausende Pädophile rechtzeitig betreut werden konnten, bevor sie straffällig wurden.“ Pädophilie sei verbreiteter als man denkt, straffällig würde aber nur ein Bruchteil.
„Krone“-Kommentar: Das Internet macht’s nicht besser
Seit das Internet nahezu jeden Lebensbereich durchdrungen hat, funktioniert es wie ein gigantischer Verstärker aller menschlichen Regungen. Im Guten ebenso wie im Schlechten. Doch allzu oft hat man das Gefühl, am Ufer eines Ozeans aus Hass, Dummheit und Wahnsinn zu stehen. Kinderpornografie ist nur ein besonders übles Beispiel dafür. Früher auf den Rand der Gesellschaft beschränkt, entwickelt sie sich nun fast schon zu einem Massenphänomen. Meine triste Prognose: So lange sich die Regierenden und die Konzerne nicht dazu aufraffen können, für Regularien zu sorgen, wird es so weitergehen.
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