Vergebung bei Prozess

Schädel gebrochen: „Verzeihen ist Christenpflicht“

Einen Handschlag gab es beim Prozess zwischen Täter und Opfer - „Verzeihen ist Christenpflicht“. Einen Schädelbruch erlitt ein 87-jähriger Mesner Ende September, nachdem ihn ein rumänischer Bettler mit einer Eisenstange zusammengeschlagen hatte. Der Grund für die Bluttat: Der Bettler bekam von dem Mesner kein Geld. Vor Gericht bekannte sich der Angeklagte Donnerstagfrüh schuldig und zeigte sich reuig.

„Wenn ich ihm nicht verzeihe, ändert es auch nichts. Vergebung ist Christenpflicht“ - seinem Angreifer, der ihm mit drei wuchtigen Schlägen mit einer Eisenstange den Schädel gebrochen hatte, reichte Mesner Franz Huber (87) im Landesgericht Ried die Hand. „Alles geschieht nach Gottes Plan. Aber wir Menschen verstehen ihn oft nicht“, sagt der Innviertler, der vor Richterin Claudia Grillneder den Angriff vom 29. September schildert. Er war, wie schon öfter, vom rumänischen Bettler (26) angeschnorrt worden.

„Ich hab ihm mehrmals etwas gegeben, ihn dann aber weggeschickt“, berichtet Huber. Er riet dem Arbeitslosen, der gerade im Casino sein letztes Bargeld verspielt hatte, sich einen Job zu suchen. Der Mesner setzte sich in der Valentinskirche in Braunau in die erste Bank, neigte den Kopf zum Rosenkranz - mitten im Gebet spürte er einen heftigen Schlag auf den Kopf, anschließend hielt ihm der Täter den Mund zu.

Der Angeklagte gestand, die 30 cm lange Eisenstange eingesteckt gehabt und dreimal zugeschlagen zu haben. Der Angreifer floh, das Opfer schleppte sich blutüberströmt nach draußen. Wo Huber seinen „Schutzengel“ traf, der gerade aus einem Gasthaus kam und die Rettung rief. Ehe diese kam, sperrte der Mesner noch die Kirche ab und trat auch nach dem Spitalsaufenthalt gleich wieder in den Dienst Gottes.

30 Monate unbedingte Haftstrafe - die Höchststrafe wären 10 Jahre gewesen - lautete das Urteil. Der Angeklagte nahm es an, Staatsanwältin Petra Stranzinger jedoch berief, ihr ist es zu mild - damit nicht rechtskräftig.