Amoklauf verhindert

Geiselnahme in Estland – Täter von Polizei erschossen

Ausland
11.08.2011 19:52
Ein möglicherweise als größerer Anschlag geplanter Angriff im Verteidigungsministerium der baltischen Republik Estland ist am Donnerstag blutig zu Ende gegangen: Nach Berichten über eine Explosion und Schüsse in dem Gebäude in der Tallinner Innenstadt stellte sich heraus, dass es sich um eine Geiselnahme gehandelt hatte. Ein Sonderkommando der Polizei stürmte das Gebäude (Bild li.), dabei kam es zu einem heftigen Schusswechsel, bei dem der Täter getötet wurde. Die Geiseln waren bereits zuvor freigekommen (Bild re.).

Behördensprecher erklärten, dass mehrere Personen aus dem Gebäude geflüchtet seien, nachdem ein Mann mit einer Pistole bewaffnet in das Ministerium eingedrungen, dort eine Rauchbombe gezündet und sich Stockwerk für Stockwerk nach oben bewegt habe. Zudem habe er zwei Frauen als Geiseln genommen. Nachdem Alarm geschlagen worden war, wurden das Gebäude evakuiert und rundherum Sperren errichtet. Auch Sprengstoffexperten inklusive eines Minensuchroboters waren am Tatort.

Sonderkommando erschoss Angreifer
Nachdem die Spezialeinheiten in das Gebäude eingedrungen waren, folgte eine Schießerei, im Zuge derer der Angreifer getötet wurde. Die Geiseln entkamen einigen Berichten zufolge bereits davor, in anderen Meldungen hieß es, sie seien befreit worden.

Verteidigungsminister Mart Laar hielt sich zur Zeit der Geiselnahme nicht im Gebäude auf, eilte aber rund eine Stunde nach dem Alarm an Ort und Stelle. Am Abend erklärte er, beim Angreifer habe es sich um einen 1954 in der damaligen Sowjetrepublik Armenien geborenen Mann namens Karen Drambjan gehandelt. Dieser lebte seit Längerem in Estland und besaß auch die Staatsbürgerschaft des baltischen EU-Mitglieds.

Er habe außer Sprengmittel, Waffe und Munition auch eine Gasmaske bei sich gehabt. Es sei der hochprofessionellen Arbeit des Sondereinsatzkommandos zu verdanken, dass der Täter seinen offenbar umfangreicheren Anschlagsplan nicht weiter umsetzen habe können.

Premier zieht Parallelen zu Norwegen-Drama
Ministerpräsident Andrus Ansipzufolge handelte es sich allem Anschein nach um einen Einzeltäter. Das Motiv Drambjans sei zwar nicht klar, er sei bei seiner Tat aber vermutlich von dem Blutbad des norwegischen Rechtsextremisten Anders Behring Breivik angeregt worden. Es sei "frustrierend festzustellen, dass sich offenbar jemand das, was in Norwegen geschehen ist, zum Vorbild gemacht hat".

Während des mehr als zweistündigen Geiseldramas habe der Mann keine politischen Forderungen erhoben, sagte Ansip. Die Polizei habe den nicht vorbestraft gewesenen Schützen in der Vergangenheit aber "auf dem Radar" gehabt. Wie es weiter hieß, gehörte der Mann der Vereinigten Linkspartei an. Er habe sich 2009 vergeblich in der Stadt Maardu um ein Gemeinderatsmandat beworben.

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