Vor zwei Jahren erwarb der Unternehmer Ivica Parašilovac aus Siegendorf das ehemalige Kult-Gasthaus „Gegi“ für 200.000 Euro. Nun stand es erneut zum Verkauf. Den Zuschlag erhält die Gemeinde Zagersdorf. Sie lässt sich den Kauf 250.000 Euro kosten.
Manchmal muss man erst etwas verlieren, um zu erkennen, wie wichtig es einem war. Das gilt auch für die Liebe zum Dorfwirtshaus. „Die Gemeinde hätte schon im März 2020 zuschlagen müssen, als unser langjähriger Dorfwirt Gerhard Freiberger das Gasthaus Gegi verkaufte. Doch damals war aufgrund der Corona-Lockdowns nicht absehbar, wie sich die wirtschaftliche Lage entwickelt“, sagt Bürgermeister Ivan Grujic von der SPÖ. Inzwischen habe ihm Landeshauptmann Hans-Peter Doskozil zugesichert, dass das Land die Gemeinde mit Bedarfszuweisungen finanziell unterstützen wird.
Bald Gemeindeeigentum
Grujic bewies beim Kauf des Gasthauses einen langen Atem. Bereits 14 Tage nach seiner Amtsübernahme im November des Vorjahres führte er erste Gespräche mit Ivica Parašilovac - jenem Unternehmer aus Siegendorf, der Freiberger das Gasthaus vor zwei Jahren für 200.000 Euro abgekauft hatte. Im Zuge dieser Gespräche bedingte sich der junge Ortschef aus, dass die Gemeinde im Falle eines Verkaufs erster Ansprechpartner ist.
Vor kurzem erfolgte die preisliche Einigung: „Die Gemeinde wird zwei Drittel der Liegenschaft für 250.000 Euro erwerben. Konkret handelt es sich dabei um den gesamten Gasthof sowie um die Hälfte der überdachten Mehrzweckhalle. Die restliche Fläche wird der bisherige Eigentümer weiterhin als Lager nutzen. Ein entsprechender Teilungsplan wird gerade erstellt.“
Schöner Gewinn
Der offizielle Kaufbeschluss erfolgt spätestens Mitte Dezember im Zuge der Budgetsitzung im Gemeinderat. Grujic geht davon aus, dass nicht nur die 14 SPÖ-Mandatare dafür stimmen, sondern auch die fünf ÖVP-Mandatare. Schließlich sei ein Wirtshaus der heißersehnte Wunsch aller Zagersdorfer und daher für jeden ein Gewinn.
Nicht zu verachten ist auch der Gewinn von 50.000 Euro, den Parašilovac durch den Verkauf erwirtschaftet. Er selbst relativiert diesen jedoch, denn auch die Installationen der neuen Leitungen für Strom, Wasser und Kanal in den sanitären Anlagen hätten einiges gekostet. „Es gab Interessenten, die 400.000 Euro für das Gebäude hingeblättert hätten. Diese Angebote habe ich aber bewusst abgelehnt, weil Geld nicht alles ist und das Wirtshaus auch für mich als ehemaligen Zagersdorfer einen emotionalen Wert hat.“ Die Leute hier hätten ihm immer geholfen. Jetzt sei es Zeit, etwas zurückzugeben, so der gebürtige Kroate.
Offenes Haus für alle
Eine Geste, die Bürgermeister Grujic zu schätzen weiß. Um einen „Ort der Begegnung“ zu schaffen, „der für alle greifbar ist“, soll die Umsetzung „keine Husch-Pfusch-Aktion“ werden, sondern auf einem wohlüberlegten Konzept basieren. In den Räumlichkeiten sollen künftig nämlich nicht nur private Feste, Vereinsfeiern und Gemeindeveranstaltungen stattfinden, sondern auch kleine Weinverkostungen und Firmenseminare.
„Die Planung übernimmt die Projektentwicklung Burgenland GmbH. (PEB) unter der technischen Leitung von Thomas Rosner. Über den Winter wird evaluiert, ob generalsaniert und entkernt - oder abgerissen und neu gebaut wird. Ein Teil des Gebäudes ist immerhin schon über 90 Jahre alt. Ich möchte während der Sanierung keine bösen Überraschungen erleben. So oder so sollen aber der Dorfwirtshauscharakter und der Markenname Gegi bestehen bleiben, denn Traditionen gehören bewahrt“, sagt Grujic.
Arztpraxis und E-Bike-Ladestationen
Um den vorhandenen Raum und die umliegende Infrastruktur bestmöglich zu nutzen, wird sogar überlegt, die fünf Parkplätze vor dem Wirtshaus in die Bauarbeiten, die im Frühjahr 2023 starten sollen, miteinzubeziehen. Sollte ausreichend Platz vorhanden sein, könnte sogar eine neue Arztordination in das Gebäude integriert werden. Auf dem Standort der ehemaligen Milchhalle gegenüber vom Gasthaus sollen außerdem E-Bike-Ladestationen errichtet werden und Radtouristen zum Einkehren einladen.
Erste interessierte Pächter gibt es bereits: eine ungarische Gastronomiefamilie und ein namhafter Koch aus dem Burgenland, der im neuen „Gegi“ traditionelle Küche anbieten will. „Ich freue mich jetzt schon auf das Eröffnungsfest Ende 2024 und würde es super finden, wenn an diesem Tag auch wieder unser langjähriger Kult-Wirt Gerhard Freiberger hinter der Schank steht!“, so Bürgermeister Grujic.
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