Prozessauftakt in Wien

Leonie-Angeklagter: „Es ist einfach so passiert“

Wien
27.09.2022 15:08

Tag eins am Dienstag im Prozess gegen drei Afghanen im erschütternden Fall Leonie: Nachdem die Eröffnungsplädoyers der Staatsanwaltschaft und der Verteidiger im Fall der getöteten 13-Jährigen in Wien vorbei waren, begann die Vernehmung der Angeklagten. Als Erstes muss der 23-Jährige und damit Älteste der drei vor Richterin Anna Marchart Platz nehmen. Er bekennt sich teilschuldig.

Er sei der Einzige gewesen, der sich um Leonie gekümmert habe. Das beteuerte er vehement am Wiener Landesgericht. Zwar gibt er zu, dass er Geschlechtsverkehr mit der erst 13-Jährigen gehabt habe. Das sei aber vollkommen einvernehmlich und auch mit der Zustimmung ihres angeblichen Freundes gewesen - dem Drittangeklagten. „Er sagte zu mir, sie sei sein Mädchen, und dass sie alles für Geld macht.“

Das nutze der damals 22-Jährige aus. Danach will er einfach schlafen gegangen sein. „Das heißt, sie fühlen sich nur schuldig, dass sie mit einer Minderjährigen Sex hatten?“, fragte der beisitzende Richter Wolfgang Etl. Das bejahte der Erstangeklagte, meint aber gleichzeitig: „Leonie sagte, sie ist 18 Jahre alt und Österreicherin.“

Als er wieder wach wurde, soll es dem Mädchen schlecht gegangen sein. Die beiden anderen Angeklagten hätten ihm erklärt, die 13-Jährige sei betrunken und habe Ecstasy konsumiert, während er geschlafen habe. „Ich habe sie gefragt, ob sie die Rettung braucht oder ein Taxi, das sie nach Hause bringt. Das wollte sie nicht“, so der 23-Jährige. Er habe die ganze Zeit versucht ihr zu helfen: flößte ihr Wasser ein, führte eine Herzdruckmassage durch und wollte sie aus der Wohnung schaffen. Rettungskräfte verständigte er aber nicht. Das löst sowohl bei den Richtern als auch bei den Geschworenen großes Unverständnis aus: „Warum wollen Sie eine schwer verletzte, ums Leben kämpfende Person in ein Taxi setzen?“, fragt Etl entsetzt.

Zitat Icon

Ich habe sie gefragt, ob sie die Rettung braucht oder ein Taxi, das sie nach Hause bringt. Das wollte sie nicht.

Einer der Angeklagten

„Ich würde mein Blut dafür geben ...“
Gefilmt habe er die beiden anderen Angeklagten nur, „damit die beiden es nicht irgendwann abstreiten können“. Denn er wollte ja immer nur das Beste für die 13-Jährige: „Es ist einfach so passiert! Ich würde mein Blut dafür geben, dass das Mädchen wieder lebendig wird. Ich möchte mich aus ganzem Herzen bei der Familie entschuldigen, dass das passiert ist.“ Für den Tod der 13-Jährigen fühlt er sich aber nicht verantwortlich, auch vergewaltigt will er sie nicht haben ...

Ihm droht lebenslange Haft
Die Aussagen der zwei weiteren angeklagten Afghanen decken sich nicht mit der Geschichte des 23-Jährigen. Auch ein Zeuge, den er anrief, als Leonie nicht mehr atmete, schildert eine ganz andere Version. Bei einer Verurteilung droht dem Erstangeklagten bis zu lebenslange Haft - für ihn gilt das Jugendstrafrecht nicht mehr ...

Am Mittwoch wird die Verhandlung fortgesetzt. In den nächsten zwei Tagen sollen die anderen beiden Angeklagten verhört werden. 

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