„Unlimitiertes Risiko“

Faktencheck: So hat die Wien Energie spekuliert

Wien
30.08.2022 21:00

Es mutet an wie das Schweigen der Lämmer: Trotz mehrfacher Nachfragen haben weder Wien-Energie-Chef Michael Strebl noch sein Aufsichtsrats-Boss Peter Weinelt oder der politisch zuständige Finanzstadtrat Peter Hanke offengelegt, wie das Milliardenloch beim Handel mit Strom entstanden ist. Die Behauptung, es habe „keine Spekulation“ gegeben und es drohe kein Verlust, hält einem Faktencheck jedoch nicht stand. 

Schon in der Bilanz 2021 weist Wien Energie „Verbindlichkeiten aus derivativen Finanzinstrumenten“ in Höhe von 3,2 Milliarden Euro aus, die großteils heuer fällig werden. Derartige Geschäfte „sind immer Spekulation. Hier wurde noch dazu ein unlimitiertes Risiko eingegangen“, erklärt der Finanzexperte Gerald Zmuegg, der sich die Bilanz des Versorgers genau angesehen hat. Er vermutet, dass Wien Energie auf einen fallenden Strompreis „gewettet“ hat.

Es geschah das Gegenteil: Zu Jahresanfang lag der Preis bei 125 Euro je Megawattstunde (MWh). Es wurde offenbar ein Terminkontrakt für rund 10 GWh abgeschlossen, das entspricht etwa dem Jahresabsatz der Wien Energie. Mit dem steigenden Preis auf zeitweise 1000 Euro muss ständig mehr Kapital hinterlegt werden, um den Kontrakt zu erfüllen.

„Milliardenverlust“ möglich
Das erklärt das Milliardenloch und warum Wien Energie zum Finanzminister gehen musste. Unklar ist, wie lange die Kontrakte laufen und zu welchen Konditionen heuer weitere Derivate abgeschlossen wurden. Zmuegg: „Am Ende kann dabei ein Milliardenverlust entstehen.“ Auch andere in der Branche haben Derivate in ihrer Bilanz. Völlig unüblich ist es jedoch, dass ein Energieversorger Termingeschäfte in dieser gigantischen Höhe abschließt.

Manfred Schumi
Manfred Schumi
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