Achtung, Satire!

Goldene Zeiten: Lustvoll fürchten war nie leichter

Kärnten
28.08.2022 15:00

Wir leben im Überfluss. Es gab noch nie so viele Dinge, vor denen wir uns fürchten konnten, so viel, was uns zustoßen könnte. Wir können Stunden, Tage, ja unser ganzes Leben damit verbringen, uns vorzustellen, was uns alles widerfahren könnte, woran wir glücklich sterben könnten.

Rinderwahn, Vogelgrippe, Zucker, Mikrowellen, Strahlen aller Art, Plastik in allem, Verstopfung, Amöbenruhr, Alkohol, Insektenstiche, Baden, wenn’s heiß ist, Mundgeruch, Schlangen im Klo - Corona sowieso. Und wenn gar nichts greift, gehen wir halt mitsamt dem Planeten unter. Der wird, wie uns seriöse wissenschaftliche Untersuchungen glaubhaft vergewissern, demnächst entweder verglühen oder erkalten. Das ist ein Luxus, dessen wir uns bewusst sein sollten.

Es gab Zeiten, da bestand die Wahlmöglichkeit zu sterben im Groben aus Pest und verbrannt werden. Heute ist der Katalog dick und bunt. Vorstellbar ist alles. Und darum geht es: Vorstellen, vorstellen, vorstellen, wann immer es geht. Nach dem Motto, wo ein Wille, da ein Virus.

Patentlösung Vorsorgeuntersuchungen
Mit Krankheiten, Problemen, Ängsten ist es wie mit der Arbeit. Wer wirklich eine will, der kriegt auch eine. Wenn man sich zwischendurch in positivem Denken verlieren sollte, einfach Nachrichten konsumieren oder sich zu schimpfenden Bekannten gesellen. Von denen hat jeder genug. Es war noch nie so leicht, sich runterziehen zu lassen.

Natürlich kann es lähmend sein, wenn trotzdem nichts weitergeht. Ich setze da auf Vorsorgeuntersuchungen. Aber egal, ob EKG oder Prostatacheck, mehr als ein liebloses „passt eh so weit“ krieg ich nie. Zahle ich dafür horrende Krankenkassen-Beiträge? Aber es wird schon noch alles schlecht werden - ein bisschen ein Plan ist freilich hilfreich.

Nicht bloß ziellos fürchten
Natürlich könnte man sich auch ganz allgemein zu Tode fürchten, aber so ziellos sollte man nicht durchs Leben gehen, dazu ist es zu kurz. Man braucht ein Ziel, so schwer die Auswahl auch ist. Ich werde folgendermaßen vorgehen. Ich sondiere jetzt einmal alle Möglichkeiten, fürchte mich jede Woche ganz gezielt vor etwas anderem.

Auch vor Alternativem wie der Anatidaephobie, der Angst, von Enten angestarrt zu werden, verschließe ich mich dabei nicht. Acht Wochen gebe ich mir für dieses Praktikum Zeit - ehe ich mich entscheide. Hoffentlich überfährt mich bis dahin kein Bus.

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