Keine Schutzmaßnahmen

Oktoberfest: Mediziner rechnen mit Corona-Welle

Ausland
25.08.2022 10:45

Nach zweijähriger Corona-Zwangspause findet in diesem Jahr wieder das Oktoberfest in München statt. Millionen Gäste, teils aus fernen Ländern, werden erwartet - Ansteckungen mit Covid-19 sind damit vorprogrammiert. Denn das Virus ist noch immer da, die Inzidenzen teilweise höher als in den vergangenen beiden Jahren. Deutsche Mediziner rechnen daher mit einer „Wiesn-Welle“.

Trotzdem soll gefeiert werden - wie früher und ohne Corona-Maßnahmen. Schließlich wäre eine Schutzmaske beim Biertrinken hinderlich, und pro Tag Hunderttausende Gäste zu testen und zu kontrollieren - das wäre ein enormer Aufwand. Vor allem aber rechtfertigen die Vorgaben aus Berlin derzeit keine Einschränkungen. Auch im neuen Entwurf für das Infektionsschutzgesetz sind Volksfeste erlaubt. So richtig wird die Welle wohl erst danach kommen. Aber dass sie kommen wird, bezweifelt kaum jemand.

„Natürlich wird es dazu führen, dass eine Erhöhung der Fallzahlen auftreten wird“, sagte Johannes Bogner, Leiter der Sektion Klinische Infektiologie am LMU-Klinikum der Uni München. „Es ist sehr gut dokumentiert, dass nach lokalen Ereignissen eine messbare Zunahme an Erkrankungsfällen zu Buche schlägt. Das wird auch für das Oktoberfest zu erwarten sein“, sagte der Mediziner. „Besonders am Biertisch, wo man stundenlang mit anderen eng zusammensitzt, wird eine Ansteckung sehr leicht möglich sein.“

Sprunghafter Anstieg nach Volksfesten
Die „Süddeutsche Zeitung“ hatte anhand der Infektionszahlen nach Volksfesten, wie etwa die Frühjahrsdult (ein Volksfest, Anm.) Landshut und die Bergkirchweih in Erlangen, gezeigt: Jeweils danach stieg in den betreffenden Landkreisen die Sieben-Tage-Inzidenz sprunghaft an. Zuletzt schnellten im Landkreis Kulmbach nach einem Bierfest die Zahlen nach oben. Die Inzidenz lag teils über 1400, die Region war damit zeitweilig bundesweiter Inzidenz-Spitzenreiter.

Trotz der absehbaren „Wiesn-Welle“ sahen Mediziner keinen Grund, das größte Volksfest der Welt abzusagen. „Wenn man sich für die Wiesn entscheidet, muss man ein gewisses Infektionsrisiko in Kauf nehmen“, sagte Ulrike Protzer, Leiterin der Virologie an der TU und am Helmholtz-Zentrum München, kürzlich der „Süddeutschen Zeitung“. „Eines Tages muss man zum normalen Leben zurückkehren, und das geht mittlerweile auch, wenn man dabei vernünftig ist.“

Pandemie-Beauftragter rät zum Boostern
Ähnlich sieht das auch der Pandemie-Beauftragte des Klinikums rechts der Isar der TU München, Christoph Spinner, der zum Boostern rät. „Die Optimierung des Impfschutzes, beispielsweise durch einen zweiten Booster zwei bis vier Wochen vor der Wiesn, kann das Infektionsrisiko noch einmal merklich senken.“ Klar sei aber: „Für diejenigen, die auf die Wiesn gehen: Die Übertragungswahrscheinlichkeit dort ist hoch.“

Sechs Millionen Besucher
Rund sechs Millionen Besucher lockte das größte Volksfest der Welt vor der Pandemie an. 2020 und 2021 war es wegen Covid-19 abgesagt worden. Längere Pausen gab es in der über 200-jährigen Geschichte des Volksfestes nur in Kriegszeiten.

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