„Wegen Sanktionen“

Gazprom droht: Gas im Winter um 60 Prozent teurer

Ausland
16.08.2022 14:43

Der russische Staatskonzern Gazprom warnt seine europäischen Kunden vor stark steigenden Gaspreisen im Winter. Diese könnten um 60 Prozent auf mehr als 4000 Dollar (3923 Euro) pro 1000 Kubikmeter zulegen, wie das Unternehmen am Dienstag in Moskau bekannt gab. Grund dafür sei, dass Exporte und Produktion aufgrund westlicher Sanktionen wegen des Ukraine-Kriegs weiter schrumpften.

„Die europäischen Spotgaspreise haben 2500 Dollar (pro 1000 Kubikmeter) erreicht“, so Gazprom. „Nach vorsichtigen Schätzungen werden die Preise in diesem Winter 4000 Dollar pro 1000 Kubikmeter überschreiten, wenn diese Tendenz anhält.“ Die Ukraine hat eine der Gazprom-Routen für Lieferungen nach Europa geschlossen. Der Konzern selbst hat im Streit über eine Gasturbine des für die Wartung zuständigen deutschen Konzerns Siemens Energy seine Kapazität der Ostsee-Pipeline Nord Stream 1 nach Deutschland auf etwa 20 Prozent reduziert.

Exporte brechen immer mehr ein
Insgesamt brachen die Gasexporte von Gazprom zwischen dem 1. Jänner und dem 15. August um 36,2 Prozent auf 78,5 Milliarden Kubikmeter ein. Die Produktion nahm gleichzeitig um 13,2 Prozent auf 274,8 Milliarden Kubikmeter ab, teilte das Unternehmen mit. Im August allein ging die Produktion bisher um 32,2 Prozent zurück, nach 35,8 Prozent im Juli, sagte Ökonom Jewgeni Suworow von der CentroCreditBank. Der Exportrückgang habe sich dabei auf 59 Prozent beschleunigt.

Die niederländischen Großhandelspreise für Gas erreichten im Frühjahr ein Rekordhoch von fast 335 Euro pro Megawattstunde (MWh). Seitdem sind sie auf etwa 226 Euro gefallen, wie Daten vom Dienstag zeigen. Sie liegen damit aber immer noch weit höher als vor einem Jahr, als sie etwa 46 Euro pro MWh betrugen. In Deutschland und vielen anderen europäischen Ländern befeuern die hohen Energiepreise die Inflation. Experten zufolge könnte die Teuerungsrate im Herbst sogar zweistellige Werte erreichen.

Gaspreis-Bremse nach wie vor Thema
Österreich diskutiert deshalb neben der geplanten Preisbremse für Strom auch einen Preisdeckel für Gas. Vizekanzler Werner Kogler meinte dazu im ORF-„Sommergespräch“, dass es für Gasheizungen ähnlich sei wie beim Strom. Man müsse das „verlängert und weiter denken in die Richtung“, hatte Kogler erklärt, aber gleichzeitig eingeschränkt: „Jetzt machen wir mal das eine fertig“. Gemeint war damit die Strompreisbremse, die im Herbst vorgelegt werden soll.

Nicht abgeneigt reagierte am Dienstag der Leiter der volkswirtschaftlichen Abteilung der Regulierungsbehörde E-Control, Johannes Mayer. Im Ö1-„Mittagsjournal“ bezeichnete es der Experte als „durchführbar“, eine bestimmte Menge Gas zu subventionieren. Das würde seiner Meinung nach die Kaufkraft stärken und wäre eher eine Inflationsbekämpfungs- als eine Sozialmaßnahme.

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