„Gebe nie etwas auf“

Arnold Schwarzenegger feiert seinen 75. Geburtstag

Adabei
30.07.2022 03:00

Hollywood war ihm zu klein. Und zu wenig. Genauso das Bodybuilding oder die Politik. Arnold Schwarzenegger blieb stets sein eigenes Gesamtkunstwerk. Es kannte und kennt keine Grenzen, es stand und steht für sich. Von Beruf „Arnold“ - so war es, so ist es, so wird es immer sein. Verabschiedet hat er sich von keinem Bereich, den er durchpflügte, denn: „Ich tausche das eine nicht durch das andere aus. Ich addiere, addiere und addiere und gebe nie etwas auf.“

Die Grundlage für all seine Erfolge war und ist das Bodybuilding. Zu Zeiten, als „ins Fitnessstudio gehen“ noch keineswegs en vogue war und „Gewichtheber“ als die Inkarnation von schrägen Typen mit zu vielen Muskeln und zu wenig Gehirn angesehen wurden, setzte er mit der ihm eigenen Unverdrossenheit und Konsequenz auf diesen Sport, der ihm zum Lebensthema wurde. „Was ich tue, ist, was ich tue. Es interessiert mich nicht, was andere Menschen darüber denken. Selbst wenn alle sagen, ich solle meine Zeit nicht verschwenden, bleibe ich trotzdem ein Bodybuilder“, meinte er einmal und dozierte über die „Charakterbildung“ des Sports, von der er in allen Bereich profitiert habe.

Noch heute radelt der rüstige Bald-75er jeden Tag, sofern er in Los Angeles weilt, gegen 6.30 Uhr Früh - ganz Gewohnheitsmensch - mit seinen „Buddies“, darunter dem deutschen Schauspieler Ralf Möller, von seinem Haus in Brentwood über die Main Street in Santa Monica oder den Strand entlang zum „Gold‘s Gym“ in Venice. Unweit des jetzigen „Gold‘s“-Standorts hatte er damals in einem Fitnessstudio mit demselbem Namen seine Weltkarriere gestartet - immer eng verbunden mit seinem besten Freund, dem im Jahr 2019 verstorbenen sardischen Bodybuilder Franco Columbu.

„The Austrian Oak“
Am Ende seiner Bodybuilding-Karriere, für die er nach einer Pause im Jahr 1980 noch einmal auf die große Bühne zurückkehrte, hatte „The Austrian Oak“ fünf „Mister Universum“- und sieben „Mister Olympia“-Titel eingeheimst. Um dann flugs vollends in die „Traumfabrik“ zu wechseln. Dort hatte er bereits in den 1970er-Jahren seine Duftmarken gesetzt. Denn am Anfang standen „Hercules in New York“ - und „Arnold Strong“. Unter letzterem Pseudonym gab er sein Leinwanddebüt in Seidelmans Opus, das nur wegen den sichtbar gewordenen bescheidenen Anfängen des späteren Superstars zum Kult unter Schwarzenegger-Aficionados avancierte. Arnolds Stimme wurde zudem synchronisiert - des noch mehr als mangelhaften Englischs wegen.

1976 dann ein erstes filmisches Glanzlicht. Er spielte eine nicht ganz fremde Rolle - den österreichischen Bodybuilder Joe Santo in Bob Rafelsons „Stay Hungry“ an der Seite von Stars wie Sally Field oder Jeff Bridges. Ein Filmtitel als ewiges Lebensmotto. Die Folge: ein Golden Globe als bester Newcomer - sein bis heute einziger wesentlicher Kritikerpreis. 1977 ein weiterer Meilenstein in Schwarzeneggers aufstrebenden Filmkarriere-Jahren: das Halb-Doku-Drama „Pumping Iron“ unter der Regie von George Butler, der Kultfilm des Bodybuilding.

Im Jahr 1982 dann - nach einigen Nebenrollen - der endgültige Durchbruch, „A star is born“: Schwarzenegger ist „Conan der Barbar“. Als Produzent fungierte der legendäre Dino De Laurentiis. Der Steirer toppte „Conan“ 1984 mit dem „Terminator“ unter dem genialen Regisseur James Cameron. Der Rest ist (Film-)Geschichte. Die unendliche Erfolgssträhne begann und riss nicht ab, als Muskelheld wirbelte er die Filmwelt etwa in „Commando“, „City Hai“, „Running Man“, „Predator“, „Red Heat“ auf.

Rekordgage
Von den körperbetonten Actionstreifen führte der Weg hin zu progressiven Science-Fiction-Filmen, abwechselnd mit dem Komödienfach, in das der Steirer erfolgreich eindrang: „Twins“, „Total Recall“, „Kindergarten Cop“ und dann der Höhepunkt der glorreichsten Karrierejahre: „Terminator 2 - Judgement Day“ im Jahr 1991, vierfach Oscar-prämiert. Die 1990er-Jahre verliefen karrieretechnisch etwas stotternder als die 80er, doch relative kommerzielle Enttäuschungen wie die Action-Persiflage „Last Action Hero“ oder „The 6th Day“ wurden durch Erfolge wie „True Lies“ oder „Eraser“ wettgemacht. Im Jahr 2003 verließ Schwarzenegger Hollywood schließlich mit dem Kinokassen-Hit „Terminator 3 - Rise of the Machines“ und einer Rekordgage von kolportierten 30 Millionen Dollar Richtung Gouverneurssitz in Sacramento.

Politischer Erfolg
Auch in der kalifornischen Hauptstadt ließ er die Muskeln spielen, nicht immer mit Erfolg. Seine Ankündigung, mit seiner Regierungspolitik das kalifornische Haushaltsdefizit zu verringern, konnte Schwarzenegger nicht einlösen. Einsparungspakete waren die Folge. Kalifornien wurde von der damaligen Rezession hart getroffen, die Staatseinnahmen verringerten sich deutlich. Mehr Zustimmung erhielt „Arnie“ für seine Umweltpolitik, präsentierte er sich hier doch als „green governor“. 2005 unterzeichnete er eine „Executive Order“ zur Reduzierung der Treibhausgase in Kalifornien und wurde zum USA-weiten Vorreiter. Mit dem „Global Warming Solutions Act“ wurde zudem ein Gesetz verabschiedet, mit dem Kalifornien bis 2020 die Reduzierung der Treibhausgase auf das Niveau von 1990 anstrebte. Das entsprach einer Minderung um etwa 25 Prozent. Und auch die „Klima-Karte“ „addierte“ er und spielt sie seitdem im Post-Polit-Leben aus. Er transferierte das Thema auf die globale Bühne und gründete etwa die Nichtregierungsorganisation R20 (Regions for Climate Action) bzw. die „Schwarzenegger Climate Initiative“. Jährliche Gipfel in Wien inklusive.

Konstanten in Schwarzeneggers Erfolgsleben sind das Unternehmertum und die Philanthropie. Ob Baugewerbe (in den 1970er-Jahren), Immobilien (dadurch wurde er bereits vor der Schauspielkarriere zum Millionär), Fitness-Investments, die Veranstaltung von Fitness-Events, die Mitinhaberschaft an einem Investmentfonds und Beteiligungen an renommierten Unternehmen, die Gastronomie (eigenes, früheres Lokal „Schatzi on Main“, „Planet Hollywood“) - die „Steirische Eiche“ hat auch das Unternehmertum angepackt und gestemmt.

Gesamtkunstwerk „Arnold“
Neben dem Geschäftsmann Schwarzenegger gab und gibt es aber auch den sozial engagierten Menschen. Untrennbar verbunden ist sein Name mit „Special Olympics“, der weltweit größten Sportbewegung für Menschen mit geistiger Behinderung und Mehrfachbehinderung. Gegründet wurde „Special Olympics“ 1968 von seiner Schwiegermutter, Eunice Kennedy Shriver. Als internationaler Botschafter und Ehrenpräsident von „Special Olympics Österreich“ blieb er stets präsent. Ein weiteres bleibendes soziales Werk des „Terminators“ sind die „Inner City Games“, die er mitbegründete. Mit sportlichem Training und Wettkämpfen kümmert sich die Organisation um die Resozialisierung von straffällig gewordenen und um sozial benachteiligte Jugendliche in den amerikanischen Innenstädten. Außerdem sorgt sie für deren schulische Betreuung.

Das beeindruckende Lebenswerk eines ebenso beeindruckenden Gesamtkunstwerks. Des Gesamtkunstwerks „Arnold“.

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(Bild: kmm)



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