Tierwelt

Vorarlberg in Sachen Artenschutz kein Musterland

Vorarlberg
11.07.2022 07:25

Der Artenschutz-Check des WWF zeichnet ein eher düsteres Bild vom Umgang mit der Natur. Auch in Vorarlberg gibt es in Sachen Management geschützter Tierarten „Luft nach oben“.

Die Naturschutzorganisation WWF Österreich hat die Bundesländer einem Artenschutz-Check unterzogen. Dabei werden die Entwicklungen in Sachen Schutz und Management von streng geschützten Tierarten analysiert. Für Vorarlberg waren dies Biber, Luchs und Wolf. Die Naturschutzorganisation bewertet die aktuelle Lage im vierstufigen Ampelsystem auf Basis von Umfragen bei Behörden, ergänzt durch eigene Recherchen und anhand wissenschaftlicher Studien.

Das Ergebnis ist durchwachsen. „Es gibt in jedem Bundesland Verbesserungsbedarf“, sagt WWF-Experte Christian Pichler. In den vergangenen zwei Jahren seit der letzten Analyse hätte es zwar Verbesserungen gegeben, doch diesen stünden zahlreiche, nicht rechtskonforme Maßnahmen gegenüber, welche gegen europäische Bestimmungen verstoßen, heißt es vonseiten des WWF. Das könnte ein teures Nachspiel haben - Strafen in Millionenhöhe drohen.

Kein politischer Wille, zu wenig Geld
Die Naturschutzorganisation ortet in Österreich generell einen Mangel an politischem Willen und finanziellen Mitteln zur Umsetzung der EU-Verordnungen in Sachen Artenschutz. Das Ländle schneidet im WWF-Check zwar nicht am schlechtesten ab, aber es sei noch deutlich „Luft nach oben“, meint Pichler: „Bei Luchs und Wolf gibt es in Vorarlberg nach wie vor kein systematisches Monitoring.“ Daher wisse man auch nicht, wie viele Tiere tatsächlich permanent im Land leben. Diese Daten seien aber grundlegend für behördliche Maßnahmen.

„Aus Erfahrung wissen wir, dass der Bestand oft höher geschätzt wird, als er tatsächlich ist. Gerade Luchse lassen sich gut mit Hilfe von Fotofallen identifizieren. Auch von Seiten des Naturschutzes wäre es wichtig zu wissen, wie groß die Population tatsächlich ist, wie viele Jungtiere geboren werden und wie hoch deren Lebenserwartung ist.“ Untersuchungen im Naturpark Bayerischer Wald hätten beispielsweise gezeigt, dass junge Luchse im Schutzgebiet eine Lebenserwartung zwischen sieben und acht Jahren haben, während sie außerhalb oft nur das zweite Lebensjahr erreichten.

Die Bringschuld liegt beim Land
Die Verpflichtung, ein Monitoring durchzuführen, liegt beim Land. „Das könnte in Zusammenarbeit mit der Jägerschaft geschehen, da diese meist über das notwendige Wissen verfügt, wo sich die Tiere bewegen und welche Stellen sich eignen, um Fotofallen oder Ähnliches zu installieren“, meint der Biologe. Kompensationsmaßnahmen im Schadensfall - also beim Riss von Nutztieren - werden in Vorarlberg indes angeboten. Doch nicht nur bei den Großraubtieren, sondern auch beim Biber ist ein regelmäßiges Monitoring wichtig - im Ländle wird ein solches teilweise umgesetzt. Allerdings gibt es keinem einzigen Bundesland einen adäquaten Managementplan oder ein langfristiges Artenschutzprogramm für den großen Nager.

Es droht ein globales Massensterben
Laut dem Weltbiodiversitätsrat (IPBES) drohen global bis zu einer Million der geschätzten acht Millionen Tier- und Pflanzenarten auszusterben, wenn keine Gegenmaßnahmen ergriffen werden. „Der WWF hat in Österreich Biber, Luchs, Wolf, Fischotter und Seeadler im Fokus, weil diese Arten symptomatisch für die Interessenskonflikte zwischen Mensch und Wildtieren stehen“, erläutert Pichler. Wenn man gemeinsam an Lösungen arbeite, könnten viele davon profitieren, ist er überzeugt. „Ich denke mittlerweile sollte klar sein, dass Natur- und Artenschutz keine Luxusthemen sind, sondern Lebensgrundlage - auch für uns Menschen“, betont er.

Konkret fordert der WWF in einem Fünf-Punkte-Plan, das Monitoring für Wildtiere zu verbessern und national abzustimmen, Managementpläne und Artenschutzprogramme österreichweit zu vereinheitlichen, Präventions- und Kompensationsmaßnahmen einheitlich und unbürokratisch zu gestalten, Beteiligungspflichten nachzukommen sowie das Natura 2000-Schutzgebietsnetzwerk zu verbessern und auszubauen. 

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