Wirbel um Tierheim

Grazer Arche Noah ist weiter in akuter Seenot

Steiermark
17.06.2022 06:00

Es gab Hausdurchsuchungen und die Staatanwaltschaft ermittelt: Der Wirbel um das Grazer Tierheim Arche Noah nimmt kein Ende. Doch was bedeutet das für den Tierschutz in der Steiermark? Die „Steirerkrone“ hat nachgefragt.

Wirtschaftliche Untreue in Hinblick auf die Verschränkungen mit der Tierklinik, Nötigung von Mitarbeitern und Tierquälerei: Wie berichtet, rückte in der Vorwoche die Kriminalpolizei zu einer gerichtlich bewilligten Hausdurchsuchung zum Aktiven Tierschutz aus, um diese Vorwürfe zu überprüfen. „Es gibt einen entsprechenden Tatverdacht“, so Hansjörg Bacher, Sprecher der Staatsanwaltschaft Graz.

Unterlagen wurden beschlagnahmt, Zeugen werden und wurden einvernommen, „mit einem Ergebnis ist frühestens in einigen Wochen zu rechnen“, fährt Bacher fort. Dann entscheiden sich die weiteren Schritte. Und wie es ausgeht: Reinwaschung (vor allem des Obmanns Karl Forstner) oder Schuldspruch?

Lang: „Wirbel ist mehr als betrüblich“
„Ich bin angetreten, um die Steiermark zum Tierschutzland Nummer eins zu machen - der Wirbel allein ist da natürlich schon mehr als betrüblich“, sagt Vize-Landeshauptmann Anton Lang (SPÖ), der politische Verantwortliche für den Tierschutz.

„Was von den Vorwürfen stimmt und was dann passiert, das müssen die Behörden klären. Und ich fordere hier restlose Aufklärung. Die Arche Noah ist ein wichtiger Vertragspartner für die Unterbringung von Hunden und Katzen, hier muss einfach alles passen.“

Aktiver Tierschutz gibt sich kämpferisch
Freilich sind es bislang nur Vorwürfe, für alle Beteiligten gilt natürlich die Unschuldsvermutung. Der Aktive Tierschutz gibt sich jedenfalls kämpferisch: „Wir können und werden uns wehren“, wird verlautbart. „Es wird nichts von den falschen Anschuldigungen übrig bleiben.“

Kritiker erwarten das völlig anders, schon lange soll die Arche in stürmischer See segeln. Im Vorjahr drohte die Insolvenz und seit der Obmannwahl ist die Situation ohnehin eskaliert. Als eine Gegenkandidatin genannt wurde, brach Forstner die Wahl kurzerhand ab (was schon nicht statutenkonform sein dürfte). Bei der neuen Wahl, bei der er als Obmann bestätigt wurde, orteten Gegner ein abgekartetes Spiel. Die Wahl wird angefochten.

Kritik an Führungsstil
Im Fokus steht zudem Forstners Beurlaubungs-Strategie (auch der Gegenkandidatin); zulasten der Tiere, wie Gegner seines Führungsstils, der keine Kritik zulassen soll, monieren.

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Allen Vorwürfen muss nachgegangen werden, in der Arche Noah muss als größtes Tierheim wieder Ruhe einkehren. Derzeit gibt es keine Gewinner: Der Wirbel ist schlimm – für die Arche, die Tiere und das gesamte Tierschutznetzwerk im Land.

Barbara Fiala-Köck, Tierschutzombudsfrau

Die Verschränkungen mit der Tierklinik, geführt von Forstners Ehefrau, sind ein Hauptthema bei den Ermittlungen, zu Behandlungen und Rechnungslegungen wurden auch die Krankenblätter der Heimschützlinge eingefordert. Doch allein der Verdacht der Tierquälerei fällt natürlich wie ein schwarzer Schatten über ein Tierschutzhaus.

Tierschutzombudsfrau: „Es muss restlos aufgeklärt werden“
„Es muss hier alles restlos aufgeklärt werden“, fordert Tierschutzombudsfrau Barbara Fiala-Köck, die dabei bleibt: „Das Wichtigste ist, dass die Tiere in der Zwischenzeit bestmöglich versorgt sind.“

Es wurden auch behördliche Untersuchungen zu den „Spaziergehplänen“, zur Personaldecke und in Hinblick auf potenzielle Verletzungsgefahr in Zwingern angeordnet.

Lang: „Jammern kommt nur aus einer Ecke“
Freilich hilft der Wirbel der Tierschutzszene in der Steiermark nicht - und gerade in unserem Bundesland gibt es viele Menschen, die ohne Profilierungsgelüste das Wohl der Tiere im Fokus haben. Das weiß auch Anton Lang: „Wir haben in der Steiermark herausragende Tierschützer! Das ständige Jammern und Drohen kommt immer nur aus einer Ecke. Dem Umfeld der Arche Noah.“

Tausende Tiere in acht steirischen Tierheimen
So ist der aktuelle Stand: Sieben Vertragspartner des Landes betreiben acht Tierheime in unserem Bundesland. Im Schnitt sind es pro Jahr 3400 Katzen, die abgegeben werden und 3200, die vermittelt werden können. Bei Kleintieren bleiben der Rechnung nach 50 der 1500 aufgenommenen „übrig“. Bei den Hunden werden ebenfalls in einem durchschnittlichen Jahr 1300 auf Plätze vermittelt.

Die Finanzierung der Leistungsverträge kostet das Land 1,912.849,09 Euro im Jahr. Im Gegenzug stellen die Partner 307 Plätze für Hunde, 689 für Katzen und 495 für Kleintiere zur Verfügung.

Sind Futterspenden nötig?
Warum der Aktive Tierschutz aktuell aktiv um Futterspenden bittet, kann daher auch Lang nicht verstehen: „Noch nie hat das Land so viel Geld für die Heime bezahlt. Sollten hier Tiere Hunger leiden müssen, dann gehört sofort gehandelt und hinterfragt. Ich stelle mich außerdem in der nächsten Zeit mit einer außertourlichen Futterspende ein, um auf die generelle Teuerungswelle zu reagieren. Außerdem evaluieren wir die Situation in Hinblick auf die Kosten und Finanzierung. Auch im Vergleich mit anderen Bundesländern stehen wir top da.“

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