Für den Ernstfall einer Lebertransplantation wegen der neuartigen Hepatitis-Erkrankung bei Kindern kann man vonseiten der Innsbrucker Klinik Positives berichten. In den vergangenen zehn Jahren sei kein einziges Kind bei der Operation oder unmittelbar danach verstorben, erklärt Stefan Schneeberger, Transplantchirugie-Leiter an der Innsbrucker Uniklinik. In Österreich werden nur in Innsbruck Transplantationen mit Lebendspenden durchgeführt.
Eltern oder Großeltern beispielsweise können nämlich - insofern einige Parameter wie Blutgruppe oder Gesundheitszustand stimmen - einen Teil ihrer Leber spenden. Die Vorgehensweise ist inzwischen zur Norm geworden, „denn die Leber des Spenders regeneriert sich und wächst wieder nach“, so Schneeberger gegenüber der APA. Die dazugehörige Operation sei jedoch ein „komplexes, chirurgisches Verfahren“, hat „eigene Gesetze“ und ist „vielleicht die schwierigste Operation, die es in der Chirurgie gibt“, meint er.
Bis zu 15 Transplantationen pro Jahr
Man müsse zuerst den Leberteil beim Spender freilösen und im „Empfängerkind rekonstruieren“. Dabei operiere man an Gefäßen, die nur ein bis zwei Millimeter groß sind, verdeutlichte er die enorme Herausforderung. Doch der Aufwand lohnt sich offenbar: „Das Sterblichkeitsrisiko für das Kind ist sehr, sehr gering und auch allen Spendern geht es gut“, berichtet Schneeberger. Jährlich werden in Innsbruck zwischen sieben und 15 Kinderlebertransplantationen durchgeführt, dies entspreche auch „dem Bedarf des Landes“, sagte er.
Wie viele Kinder im Zuge der neuen Lebererkrankung tatsächlich auf eine Lebertransplantation angewiesen sind, ist jedoch nach wie vor nicht eindeutig. Angesichts der bisher bekannten Zahlen der Weltgesundheitsorganisation (WHO), wurden zehn Prozent der Kinder einer solchen Operation unterzogen. Sollte man allerdings herausfinden, worauf die Hepatitis-Erkrankung zurückzuführen ist, könne dieser Anteil nach unten korrigiert werden.
Thomas Müller, Leiter der Universitätsklinik für Kinderheilkunde in Innsbruck, verdächtigt nämlich eine Autoimmunreaktion hinter den noch mysteriösen Leberentzündungen. Er vermutet eine Alltagsinfektion dahinter, wobei Virusreste in der Leber zurückbleiben - „die wir aber nicht leicht nachweisen können“. Wochen oder Monate nach der Infektion könne es schließlich zu einer überschießenden Entzündungsreaktion in der Leber kommen, die durch sogenannte „T-Zellen“ vermittelt wird. Dass es sich um eine „simple Infektion“ - wie beispielsweise eine „akute Adenovirus-Hepatitis“, wie derzeit von einigen Wissenschaftern vermutet - handelt, glaubte er nicht.
In Österreich bisher zwei Fälle
Sollte sich herausstellen, dass wir es tatsächlich, wie von Müller angenommen, um eine „postinfektiöse Art der Immunhepatitis“, zu tun haben, dann könnte man Kinder gut mit Cortison behandeln. „In sehr vielen Fällen spricht das wunderbar an“, sagte Müller. Wie sich die Zahl der erkrankten Kinder entwickeln wird, sei aber noch nicht abzusehen, erklärten sowohl Müller als auch Schneeberger. Müller meinte jedoch, dass anzunehmen sei, dass die Erkrankung „selten bleiben wird“. Die WHO ging bis 1. Mai von mindestens 228 wahrscheinlichen Fällen und 50 weiteren Verdachtsfällen aus. In Österreich wurden bisher nur zwei Fälle in Wien bekannt.
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