Ursache ist umstritten

Stärkster Methananstieg seit Beginn der Messungen

Wissenschaft
10.04.2022 11:00

Das nach Kohlendioxid (CO2) zweite gefährliche Treibhausgas Methan ist im Vorjahr im Rekordtempo angestiegen. Die Konzentration in der Atmosphäre erhöhte sich um 17 ppb (parts per billion). Das sei der höchste Anstieg seit Beginn der Aufzeichnungen im Jahr 1983, berichtete die US-amerikanische Ozean- und Atmosphärenbehörde (NOAA) auf Basis von Messungen des Mauna-Loa-Observatoriums auf Hawaii. Schon 2020 war die Konzentration an Methan schneller gestiegen als je zuvor seit Aufzeichnungsbeginn.

Methan (CH4) hält sich zwar nicht so lange in der Atmosphäre wie CO2, hat aber in den ersten 20 Jahren eine rund 80-mal stärkere Treibhauswirkung als Kohlendioxid. Die beiden deutlichen Anstiege hintereinander zeigen, dass die Konzentration des zweitwichtigsten Treibhausgases ebenso wie die atmosphärische CO2-Konzentration derzeit beschleunigt zunimmt. Mit 1896 ppb (Teile pro Milliarde) sei die Methankonzentration mehr als zweieinhalb Mal so hoch wie vor Beginn der Industrialisierung, schreibt das deutsche Wissenschaftsmagazin „Spektrum“.

Methan wirkt stärker als Kohlendioxid
Wie es in dem Bericht weiter heißt, ist nicht abschließend geklärt, weshalb die Methankonzentration in der Atmosphäre derzeit so stark zunimmt. Um die Jahrtausendwende herum war der Methan-Pegel etwa ein Jahrzehnt lang stabil, erst seit 2007 steigt er wieder stark an. Woher das zusätzliche Gas kommt, ist aber selbst unter Experten umstritten.

Die Quellen sind schwer sicher nachzuweisen, weil es sehr viele natürliche und menschengemachte Methanquellen gibt, unter anderem in der Landwirtschaft, deren Veränderungen nicht einfach zu messen sind. Zahlreiche Fachleute vermuten Lecks bei der Förderung (z.B. beim Fracking) und Verteilung von Erdgas als Hauptursache des Problems, weil dessen Förderung seit der Jahrtausendwende deutlich angestiegen ist - es gibt jedoch auch Analysen, die dem widersprechen.

Auftauende Permafrostböden setzen CH4 frei
Zuletzt warnten Forscher im Fachblatt „Nature Climate Change“, dass Europas Permafrost-Moorgebiete bald an einen Kipppunkt geraten könnten und wegen der fortschreitenden Erderwärmung große Mengen an Kohlendioxid und Methan freisetzen könnten. Wenn Methan unkontrolliert aus Permafrostböden entweicht, heizt dies die Klimakrise weiter an - ein Teufelskreis. Wissenschaftler sprechen von Kipppunkten, die sich nicht mehr rückgängig machen lassen.

UN-Generalsekretär Antonio Guterres wählte angesichts der Dramatik vergangene Woche bei der Präsentation des sechsten Sachstandberichts des Weltklimarats (IPCC) drastische Worte: „Wir befinden uns auf der Überholspur zur Klimakatastrophe.“

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