Prozess in Graz

Mordversuch: Mit Messer auf Polizisten losgegangen

Steiermark
23.03.2022 12:08

In Graz stand am Mittwoch ein gebürtiger Bosnier vor Gericht, der im Juli des Vorjahres mit zwei Messern auf Beamte losgegangen war und nur durch Schüsse gestoppt werden konnte. Er war wegen zweifachen Mordversuches angeklagt. Der 45-Jährige leidet schon lange unter psychischen Problemen. Er wird nun in eine Anstalt für abnorme Rechtsbrecher eingewiesen. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

Im Juli 2021 war es in Graz zu dem Vorfall gekommen. Die Ehefrau des 45-jährigen Bosniers rief die Polizei, weil sie Angst vor ihrem Mann hatte. Als die Beamten eintrafen, wartete er bereits im Stiegenhaus des Mehrparteienhauses auf sie. „Er hatte zwei Messer in der Hand, hat uns mit einem strengen, entschlossenen Blick fixiert und hat begonnen ,Allahu akbar‘ zu rufen“, so berichtet einer der vier Polizisten vor Gericht.

„Mir war klar, er bringt mich um“
Die Beamten versuchten, ihn anzusprechen, doch er reagierte nicht. Als sie sich zurückziehen wollten, rannte er plötzlich auf sie los. „Mir war klar, wenn ich nicht schieße, bringt er mich um“, erzählt ein weiterer Polizist dem Richter. Zwei Beamte gaben insgesamt sechs Schüsse ab. Der 45-Jährige ging zu Boden. „Doch er hat sich noch immer an eines der Messer geklammert“, erinnert sich der Polizist.

Letztlich wurde der Mann schwer verletzt ins Krankenhaus gebracht, wo er insgesamt zwei Monate im Koma lag und unzählige Operationen über sich ergehen lassen musste. „Die Verletzungen sind bereits eine schwere Strafe für ihn“, sagt sein Verteidiger und betont, dass sein Mandant weder ein Gewalttäter noch ein Fundamentalist sei.

Paranoide Schizophrenie diagnostiziert
Vielmehr leidet der Mann schon seit Jahren an einer schweren psychischen Erkrankung. Bereits 2018 wurde bei ihm eine paranoide Schizophrenie diagnostiziert. Ihm wurden Medikamente verschrieben: „Solange ich die nehme, geht es mir gut“, sagt er. „Warum haben sie sie dann abgesetzt?“, fragt der Richter. „Ich dachte, ich brauche sie nicht mehr.“

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Er hat sich seine eigene Welt geschaffen, in seinem Kopf hat er gegen irgendjemanden Krieg geführt.

Die Ehefrau des Angeklagten

Ehefrau: „Er hat sich seine eigene Welt geschaffen“
Zu Beginn der Corona-Pandemie verlor der 45-Jährige seinen Job, setzte seine Tabletten ab und begann sich zu radikalisieren: „Er glaubte, dass er von jemandem verfolgt wird und war sich sicher, dass ihm jemand einen Chip implantieren will. Und er hat sich immer mehr in den Koran vertieft“, berichtet seine Frau. Und weiter: „Er hat sich seine eigene Welt geschaffen, in seinem Kopf hat er gegen irgendjemanden Krieg geführt.“

Er selbst gibt an, sich an den Vorfall mit den Polizisten nicht mehr zu erinnern: „Ich habe keine Erinnerung, aber ich hatte sicher nicht vor, jemanden umzubringen, es tut mir leid“, sagt er.

Einweisung in Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher
Der Sachverständige Manfred Walzl bescheinigte dem 45-Jährigen die paranoide Schizophrenie und stufte ihn als nicht zurechnungsfähig ein. Die Geschworenen befanden, dass er die beiden Mordversuche begangen hatte. Der Richtersenat folgte der Empfehlung des Sachverständigen und sprach sich für eine Einweisung in eine Anstalt für geistig abnorme Rechtsbrecher aus. Das Urteil ist nicht rechtskräftig.

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