„Welttag des Waldes“

Mensch und Klimawandel: Grüne Lunge in Gefahr

Österreich
21.03.2022 07:00

Besonders im Lichte des heutigen „Welttags des Waldes“ rückt der Forst in den Öko-Brennpunkt. Doch der Mensch setzt den Bäumen gehörig zu. Hinzu kommt die Trockenheit durch Klimawandel.

„Unsere Welt aus Wurzeln, Stämmen, Nadeln und Blättern ist definitiv ein gewisses Spannungsfeld. Denn wir bewegen uns zwischen Nutzung und Bewahrung wertvoller Naturräume als Sauerstoffspeicher", bestätigt Matthias Grün, Gutsverwalter der Esterházys in Eisenstadt. Schon sehr früh hat er im Burgenland mustergültig und vorausschauend begonnen, mit der richtigen Baumauswahl der Klimakrise zu trotzen.

Auch Rudolf Rosenstatter, Waldverband-Obmann, legt den Fokus auf den Kampf gegen die Erderwärmung: „Je stärker wir uns auf eigene ,grüne‘ Energiequellen stützen können, umso mehr können wir auf russisches Erdgas verzichten.“ Rosenstatter schätzt, wie auch Paradeforstwirt Markus Hoyos aus Horn (NÖ), dass im heimischen Tann ein Potenzial von mehr als 250 Millionen Festmetern (Fm) schlummert. Genutzt werden bei einem jährlichen Zuwachs von 30 Millionen Fm lediglich 25 Millionen. Insgesamt ist die Waldfläche seit 1961 um 330.000 Hektar gewachsen.

Dem WWF reicht das allerdings nicht: „Wir brauchen noch sehr viel mehr Urwaldinseln, die von Axt und Motorsäge völlig unberührt bleiben müssen.“ Denn der Mensch - auch mit der Vermüllung - und ebenso die Trockenheit durch den Klimawandel setzen unseren Wäldern gehörig zu. Beeindruckende Zahl zum Naturschutzeffekt: In den heimischen Forsten sind 3,6 Millionen Tonnen C02 gebunden. „Das entspricht der 45-fachen Menge der jährlichen Emissionen in Österreich“, rechnet Herbert Jöbstl, Obmann der Holzindustrie, vor. Der wirtschaftliche Effekt: In der Forst- und Holzindustriebranche finden 300.000 Menschen Arbeit.

Daten und Fakten

  • Mit 1,3 Millionen Jungbäumen im Rucksack schwärmen derzeit die Waldhüter der Bundesforste aus. Sie pflanzen 40 Baumarten (Lärche, Tanne, Fichte, Zirbe, Eiche, Ahorn etc., aber auch rare Arten wie Winterlinde, Schwarznuss, Wildbirne, Speierling und Elsbeere).
  • Die zarten Pflänzchen sind aus Samen der ÖBf-eigenen Klenge in Arndorf (NÖ) gesprossen. Die Früchte werden Jahr für Jahr von Laub- und Nadelholzarten in Österreich geerntet und in dieser Samenbank zum Keimen gebracht.
  • Der mit den „Wald4Leben“-Ökopionieren sprießende Zukunftswald der OÖ-Lebensmittelkette Hofer birgt im Waldviertel (NÖ) 100.000 Bienen.
  • Die Hälfte aller 67.000 Arten unserer Tier-, Pflanzen- und Pilzwelt findet laut Umweltdachverband-Chef Gerald Pfiffinger im Wald Zuflucht.

Weitere düstere Gewitterwolken über den Wipfeln brauen sich durch den Krieg zusammen. In der waldreichen Ukraine wird Rundholz knapp und teurer. Das lässt auch die Pelletspreise um rund 40 Prozent zum Vorjahr steigen . . .

Für eine ökologische kluge Nutzung des Waldes plädiert Forstbetriebs-Präsident Felix Montecuccoli im Interview mit der „Krone“:

„Krone“: Warum ist das Thema Wald gerade jetzt so brandheiß?
Felix Montecuccoli: Wegen des Krieges drohen wichtige ukrainische Holzlieferanten auszufallen. Deshalb brauchen wir dringend aktive und flächendeckende Waldbewirtschaftung.

Was hat das konkret für Auswirkungen auf unsere Energieversorgung?
Der Bedarf an Holz steigt stetig an. Und wir werden den grünen Schatz der Heimat noch dringender brauchen als bisher. Wir müssen die Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen reduzieren und werden nur auf Basis nachwachsender Biorohstoffe und Energie von denselben existieren können.

Von Naturschutzorganisationen und auch der EU ertönt der laute Ruf, den grünen Tann überhaupt sich völlig selbst, also dem Naturwuchs, zu überlassen?
Ein erzwungener Verzicht der Bewirtschaftung der heimischen Wälder ist verlogen. Dadurch verschiebt sich die Nutzung in andere Waldregionen der Welt, wo oft ungehemmter Raubbau betrieben wird. Das kann nicht im Sinne des Umwelt- und Klimaschutzes sein.

Das geht ohne ökologische Auswirkungen?
Unsere Waldbesitzer hüten das grüne Erbe der Ahnen oft bereits seit vielen Generationen mit höchster ökologischer Behutsamkeit. Wir agieren dabei nicht kurzfristig und nur wirtschaftlich, sondern Biodiversität und Naturschutz sind seit Menschengedenken ein fester Bestandteil unserer Sorgfalt in der uns anvertrauten Natur.

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