Auf sich gestellt

Weil die Politik schläft, helfen die Freiwilligen

Salzburg
10.03.2022 07:00
Obwohl sich ein Flüchtlingsstrom aus der Ukraine schon seit Wochen abzeichnet, gehen das Informationszentrum am Bahnhof und das Erstaufnahme-Lager in der Salzburger Messe erst am Freitag in Betrieb. Die Politik sieht wenig Grund zur Eile, holen doch engagierte Freiwillige täglich ihre Kastanien aus dem Feuer.

Ab Freitag soll es am Bahnhof ein Informationszentrum für ankommende Flüchtlinge geben. Bisher verständigt die Polizei die Betreuungsagentur des Bundes, wenn sie auf ihren Streifgängen Flüchtlinge antrifft. Diese kümmert sich dann um einen Platz für die Geflüchteten. Das nächstgelegene Bundesquartier befindet sich in Mondsee und ist zurzeit zu 75 Prozent ausgelastet. Ab Freitag soll dann ein Erstaufnahmezentrum in der Salzburger Messe für zusätzliche Kapazitäten sorgen. „Bisher haben die meisten, die ankommen, ein klares Ziel vor Augen. Also Freunde oder Verwandte, bei denen sie unterkommen können“, so Thomas Fussenegger von der Bundesbetreuungsagentur.

Aktuell noch wenig Zustrom nach Salzburg
Alle anderen würden sich vor allem in Wien bei den Behörden melden, was den Bedarf in Salzburg aktuell etwas reduziere.

Intensiv im Austausch mit Land und Stadt ist die ukrainische Gemeinschaft in Salzburg. Ein Ergebnis davon ist etwa, dass eine Betreuungsmöglichkeit für Flüchtlingskinder samt Ukrainisch sprechender Pädagogin organisiert wurde. Neben Vermittler-Position zu Land und Stadt ist die Gemeinde auch in der Quartier-Suche für Geflüchtete höchst aktiv. „Ich bin derzeit so etwas wie die Buchungsplattform für Ukrainer und private Salzburger, die Wohnungen oder Zimmer zur Verfügung stellen wollen“, sagt Anastasia Beketova, die vor sieben Jahren zum Studieren nach Salzburg kam.

Quartier-Suche hängt aktuell an Privaten
Was nett klingt, ist aber harte, teils frustrierende Arbeit. Bereits zu Mittag hat sie zahlreiche Telefonate geführt, um Menschen zusammenzubringen. Nicht immer mit Erfolg, denn private Quartiere sind Mangelware. Eine Entschädigung gibt es aktuell weder für Quartiergeber, noch für die freiwilligen Helfer. Eine entsprechende Verordnung des Bundes lässt auf sich warten.

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Es braucht dringend Ärzte und Psychologen für die Flüchtlinge, aber bis heute wüsste ich nicht, an wen ich mich wenden würde.

Andreas Wehmeyer, Arzt und Milizoffizier

Mediziner und Miliz-Offizier Andreas Wehmeyer beschäftigt indes die humanitäre Seite. Der Salzburger Arzt vermisst eine zentrale Ansprechperson für ärztliche oder nötige psychologische Betreuung von Flüchtlingen in Salzburg. Gemeinsam mit befreundeten Ärzten und Psychologen hat er sich an die Ärztekammer sowie Land gewandt und Hilfe angeboten. Der Tenor: Man möge doch auf den Bund zugehen oder noch warten.

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