Der Fall Jack

FBI-Ermittler: „Unterweger hat sehr viel geweint“

Steiermark
03.03.2022 16:00

Ex-US-Marshall Tom Figmik verhaftete Jack Unterweger 1992 in Miami und lieferte ihn nach Österreich aus. Die „Krone“ sprach mit ihm und dem FBI-Star-Profiler Gregg McCrary über das Phänomen Unterweger.

„Ich erinnere mich, dass der 27. Februar ein sehr schöner Tag war, und wie glücklich ich mich schätzte, in Miami arbeiten zu dürfen. Weil im Norden war das Wetter an dem Tag richtig schlecht“, schildert der pensionierte US-Marshall Thomas Figmik jenen Tag vor 30 Jahren, als ihnen der mutmaßliche Serienmörder Jack Unterweger in die Hände geriet. „Wir wurden erst am Vortag von Interpol im Auftrag der österreichischen Behörden mit der diskreten Suche nach Jack Unterweger betraut.“

Observation vor Unterwegers Hotel in Miami
Es sei öfter vorgekommen, dass Suchaufträge aus anderen Ländern kamen. „Wir erhielten ein Foto, einen möglichen Aufenthaltsort in einem Hotel in South Miami Beach und den Namen seiner Reisepartnerin. Mein Team und ich fuhren in die Nähe des Hotels, in dem Herr Unterweger vermutet wurde, und wir richteten uns für die Observation in einem benachbarten Hotel ein."

Nach etwa zwei Stunden sahen die Agenten den Gesuchten. Er wollte Geld von der Bank holen. Eine Falle, die von der Polizei eingerichtet worden war. „Wir folgten ihm zu Fuß. Als er sein Ziel fast erreicht hatte, entdeckte er uns und begann, sehr schnell zu gehen.“ Es dauerte noch drei Blocks, „dann schnappte ihn sich mein Partner, ein ehemaliger Footballspieler der University of Miami.“ Und auch Jacks Freundin Bianca wurde festgenommen.

„Er war nicht sehr groß“
„Was mir sofort auffiel: Er war nicht sehr groß und sprach wenig Englisch. Er wirkte nicht sehr bedrohlich auf mich, aber man darf nie jemanden unterschätzen.“ Sie fuhren ihn in die Haftanstalt des Bundesgerichts in Miami. „Herr Unterweger sagte nichts, er weinte aber fast die gesamte 20-minütige Fahrt durchgehend.“

Da die US-Marshalls noch keinen Haftbefehl hatten, mussten sie einen Trick anwenden, um ihn festzuhalten. „Die Angst, dass er versuchen würde zu fliehen, war groß.“ Schließlich setzte sich der Chef von Tom Figmik mit der Einwanderungsbehörde in Verbindung. „Herr Unterweger war illegal eingereist. Er hatte verabsäumt, zu erwähnen, dass er in Österreich wegen Mordes verurteilt worden war.“ So wurde ein Haftbefehl erlassen.

„Lange Reise nach Österreich“
Figmik und sein Partner waren es, die Jack fünf Monate später nach Österreich brachten. „Es war eine lange Reise“, erinnert er sich. Sie führte von Miami über New York nach Wien. „Wir saßen in der letzten Reihe des großen Flugzeugs, weit weg von den anderen Passagieren. Herr Unterweger blieb die ganze Zeit gefesselt. Er schlief großteils und sagte wenig. Letztlich war er froh, wieder zu Hause zu sein.“

Ein weiterer Amerikaner, der viel mit Unterweger zu tun hatte, war der angesehene FBI-Agent und Fallanalytiker Gregg O. McCrary. Was ihn an dem Serienmörder am meisten in Erinnerung blieb? „Trotz seiner geringen Statur war dieser Typ größer als das Leben. Er war eine Präsenz, ein bösartiges Vollblut. Er liebte eindeutig das Rampenlicht, und sein überbordender Charme erfüllte jeden Raum.“ McCrarys Expertise über die einzelnen Mordfälle waren ein Mosaikstein im Indizienpuzzle gegen Jack Unterweger. „Ich war immer fest davon überzeugt, dass alle elf Taten von demselben Täter verübt wurden.“

Auch seine FBI-Kollegin, die Knoten-Expertin Lynne Herold, untermauerte diese These mit handfesten Beweisen. „Die Art, wie die Unterwäsche der Opfer geknotet war, war einfach so speziell“, sagte sie in einem Interview im US-Fernsehen. Es war derselbe Täter. Und so wurden die Amerikaner schließlich zu Unterwegers größter Stolperfalle.

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