Putzkraft gesucht

„Die meisten wollen nur schwarz arbeiten kommen“

Politik & Wirtschaft
02.03.2022 16:00

Seit einem Dreivierteljahr versucht ein Wiener Unternehmer über das AMS eine Reinigungskraft für seinen Betrieb zu bekommen. Obwohl Arbeitszeit und Bezahlung in Ordnung sind, bleibt die Personalsuche bis heute aussichtslos.

Der Fachkräftemangel beschränkt sich offenbar nicht nur auf Herzchirurgen, Profi-Handwerker und Pfleger. Obwohl 115.000 Arbeitslose in der aktuellen Wiener Statistik aufscheinen, bekommt ein Meidlinger Unternehmer seit einem Dreivierteljahr keine Reinigungskraft.

Auch ein Auto stünde zur Verfügung
Matthias Loinig sucht seit Juni 2021 für seinen Betrieb (zoologischer Bedarf) sowie für die Anwaltskanzlei seiner Gattin eine Putzkraft über das AMS. Mindestgehalt 1642 Euro auf Vollzeitbasis. Damit die Angestellte zwischen dem Betrieb im 12. Bezirk und der Innenstadt-Kanzlei pendeln kann, würde er ihr sogar ein Auto zur Verfügung stellen.

Allerdings: „Von den etwa 30 vermittelten Bewerberinnen sagten die meisten gleich am Telefon, dass sie ausschließlich schwarz arbeiten kommen“, erklärt Loinig. Der Grund liegt wohl auf der Hand: Wer nicht angemeldet ist, kann nebenbei Sozialleistungen kassieren.

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Die meisten Bewerberinnen machten gleich am Telefon klar, dass sie die Stelle nur ohne Anmeldung annehmen. Andere waren am Job gar nicht interessiert.

Unternehmer Matthias Loinig

Andere waren laut dem Unternehmer gar nicht an einem Job interessiert und wollten lediglich eine Bestätigung über das Vorstellungsgespräch oder standen wegen körperlichen Beschwerden nur kurze Zeit zur Verfügung. Weil seine Anforderungen – Kenntnisse in Büroreinigung, Verlässlichkeit, halbwegs gutes Deutsch und Führerschein – angeblich zu hoch waren, senkte er sie im zweiten Stelleninserat ab: Gefordert war nur noch eine 20-Stunden-Woche, mit zwei bis drei Arbeitstagen. Aber auch hier – Fehlanzeige.

Nicht mal jeder zweite Wiener in Lohnarbeit
„Ich bin ehrlich entsetzt, wie es um die Arbeitsmoral in diesem Land bestellt ist“, sagt Loinig. Zieht man die Erwerbstätigen heran (ca. 900.000) geht in unserer 1,9-Millionen-Stadt nicht mal jeder zweite Wiener einer bezahlten Lohnarbeit nach – die „Krone“ berichtete. Etwa ein Drittel der Bewohner sind Kinder/Jugendliche und Pensionisten. Auf lange Sicht stark gestiegen ist die Zahl der Arbeitslosen. Sie hat sich innerhalb von 20 Jahren verdoppelt. Wie lange trägt das dieses System noch?

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