Bombenexplosion

Marokko: 18 Tote bei Anschlag auf Touristencafé

Ausland
29.04.2011 07:43
Bei einem Anschlag auf ein beliebtes Touristencafé in der marokkanischen Stadt Marrakesch sind am Donnerstag laut den Rettungskräften 18 Menschen getötet worden, darunter elf Ausländer. Das marokkanische Innenministerium bestätigte zunächst nur 16 Tote. Nach Angaben des Außenministeriums in Wien gibt es keine Hinweise, dass Österreicher betroffen sind. Über die Urheber sowie die Hintergründe der Tat ist vorerst noch nichts bekannt.

Es habe sich um einen "terroristischen Akt" gehandelt, sagte Kommunikationsminister Khalid Naciri. Das Land sei "wieder mit den gleichen Bedrohungen konfrontiert wie im Mai 2003". Vor acht Jahren waren bei Anschlägen in der Küstenstadt Casablanca 45 Menschen getötet worden, darunter zwölf Selbstmordattentäter.

Al-Kaida-Ableger hinter Blutbad vermutet
Auch ein Vertreter des Innenministeriums sagte, "nach den ersten Hinweisen" sei es ein Anschlag gewesen. Ein Vertreter der Präfektur von Marrakesch sagte, am Tatort seien Nägel gefunden worden. Möglicherweise habe ein Selbstmordattentäter einen entsprechenden Sprengsatz gezündet. Zunächst bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Es wurde aber spekuliert, dass die Gruppe Al-Kaida im Islamischen Maghreb, ein nordafrikanischer Ableger des Terrornetzes von Osama bin Laden, hinter dem Blutbad stecken könnte. Ermittlungen sollen nun die genauen Ursachen des Dramas abklären.

Ärzte berichteten, es seien sechs Franzosen getötet und weitere sieben verletzt worden. Insgesamt hätten 20 weitere Menschen Verletzungen erlitten, darunter jeweils zwei Menschen aus den Niederlanden, der Schweiz, Russland und Tunesien. Unter den Todesopfern seien fünf Frauen. Frankreich erklärte zunächst nur, es seien auch Franzosen zu Schaden gekommen.

Café "Argana" war beliebter Touristen-Treff
Die Explosion ereignete sich im Café "Argana" am mittelalterlichen Marktplatz Jemaa el Fna, der zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt. Das dortige Café ist bei Touristen beliebt, weil sie aus der ersten Etage das Treiben auf dem Platz mit seinen Schlangenbeschwörern und Gauklern überblicken können. "Die gesamte erste Etage des Cafés wurde durch diese Explosion beschädigt", sagte ein Augenzeuge.

Die Ehefrau eines Kellners, der getötet wurde, sagte der Nachrichtenagentur AFP, die Explosion habe sich auf der Terrasse ereignet. Ein anderer Augenzeuge will beobachtet haben, wie eine Person das Café betrat, eine Bombe ablegte und wieder ging. Das örtliche Fernsehen berichtete hingegen, ein Selbstmordattentäter sei in die Küche des Lokals eingedrungen und habe sich neben den Gasflaschen für den Herd in die Luft gesprengt. Dies habe die Wucht der Detonation noch vergrößert.

"Ich stand vor dem Restaurant, als die Terrasse explodierte - die Menschen strömten schreiend auseinander, um dann gleich wieder an den Ort des Geschehens zurückzukehren", schilderte ein deutscher Augenzeuge am Telefon dem Sender Hit Radio FFH. "Die Straßen waren durch die Menschenmassen verstopft, was es den Rettungskräften sehr schwer gemacht hat."

Anschlag international "aufs Schärfste" verurteilt
Frankreichs Präsident Nicolas Sarkozy teilte in Paris mit, er verurteile "den hinterhältigen, grausamen und feigen Anschlag aufs Schärfste". US-Außenministerin Hillary Clinton sprach von einem "feigen terroristischen Attentat". Auch der UNO-Sicherheitsrat in New York verurteilte die "abscheuliche" Tat "auf das Schärfste". Der deutsche Außenminister Guido Westerwelle sagte, die Tat "darf keinesfalls dazu führen, dass der eingeleitete Reformprozess in Marokko unterminiert wird".

Wie in anderen nordafrikanischen Ländern sind auch in Marokko in den vergangenen Monaten Tausende Menschen auf die Straßen gegangen, um demokratische Reformen einzufordern. Die jüngste Demonstration fand am Wochenende statt. Gewalttätige Unruhen wie in anderen Staaten der Region blieben in Marokko aber weitgehend aus. Der in weiten Teilen der Bevölkerung beliebte König Mohammed VI. kündigte tiefgreifende Reformen an. So will er einen Teil seiner Macht abgeben und die Befugnisse der Regierung sowie des Parlaments stärken. Ein Zusammenhang zwischen dem Anschlag in Marrakesch und den Protesten sei nicht zu erkennen, hieß es in Medienberichten.

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