Langer im Interview

ORF-Chefin: „Müssen spüren, wie es Salzburg geht“

Salzburg
03.01.2022 07:00
Seit Jahresbeginn hat das Landesstudio mit Waltraud Langer erstmals eine Chefin. Die Landesdirektorin ist die erste Salzburgerin in diesem Amt. Im großen „Krone“-Interview spricht Langer über ihre Pläne für den ORF.

Frau Langer, seit dem Jahreswechsel sind Sie für das ORF-Landesstudio verantwortlich. Haben Sie sich als Exil-Salzburgerin schon wieder in der Heimat eingelebt?

Ich habe Salzburg nie aus den Augen und aus dem Sinn verloren. Jetzt bin ich gut angekommen, weil es mir alle Leute eigentlich sehr leicht machen. Ich hatte schon viele angenehme Gespräche.

Im Sommer war ein mögliches Kurz-Bundesland-heute direkt vor der „ZIB2“ großes Thema. Können Sie uns dazu schon mehr verraten?

Dieser Plan ist immer wieder aufgekommen, wurde aktuell aber wieder verschoben. Es gibt keinen konkreten Plan, das sofort umzusetzen. Entscheiden muss das Wien, nachdem es alle neun Bundesländer betrifft.

Soll sich bei den Salzburger Nachrichtensendungen im Fernsehen und im Radio etwas ändern?

Ich möchte im Frühjahr einen Kreativprozess starten, wo wir uns anschauen, wie wir im Fernsehen, Radio und Online auftreten. Wie wir Dinge verbessern können. Ich möchte in Richtung einer Verbesserung schon ein bisschen an den Schrauben drehen.

Was sind Ihre konkreten Vorstellungen?

Ich möchte, dass wir wieder mehr bei den Leuten draußen sind. Wir werden im Jänner ein „Salzburg konkret“ machen, wo wir an fünf Tagen in allen fünf Bezirken sind und uns die Lage anschauen. Da werden wir jeden Tag Reportagen aus unterschiedlichen Bezirken haben. Es ist mir ein großes Anliegen, in Stadt und Land Salzburg spürbar und sichtbar zu sein. Wir wollen zeigen, was in den Regionen die Anliegen sind. Gerade jetzt in der Corona-Zeit, in der wir alle so stark auf Distanz leben, ist es wichtig, wieder in eine Beziehung zu kommen.

Werden Sie sich da auch selbst einbringen?

Im Frühjahr möchte ich selbst in die Bezirke fahren und mit den Leuten diskutieren. Was gefällt ihnen am ORF, was gefällt ihnen nicht? Ich bin schon sehr neugierig, was da herauskommt. Wir müssen spüren, wie es den Leuten geht. Sie müssen auch spüren, dass der ORF für alle in Salzburg da ist. Das ist für mich ein zentrales Vorhaben.

Wird es beim Personal Änderungen geben?

Ich hoffe auf mehr Personal. Da warte ich aber noch auf das endgültige Budget, das wir im Jänner bekommen werden.

Wird Gerd Schneider Chefredakteur bleiben?

Ja.

Sind Änderungen in Sachen Brauchtum und Volkskultur bekannt?

Derzeit nicht, aber wir werden uns das gemeinsam anschauen. Salzburg zählt übrigens schon jetzt zu den Landesstudios mit der meisten Volksmusik im Regionalprogramm.

Die Digitalisierung wird auch ein großes Thema sein. Wie sieht es da in Salzburg aus?

Wir werden demnächst mit Auftritten auf Social-Media-Plattformen anfangen. Das möchte ich möglichst rasch starten, weil ich das als Defizit sehe. Auch um verstärkt die Jungen zu erreichen.

Sind im Fernsehen Regionalausstiege aus dem laufenden Programm für besonders große Salzburger Ereignisse ein Thema?

Ja, das hätte ich sehr gerne, wenn ein wirklich großes Ereignis ansteht. Das kann ich aber nicht alleine in Salzburg entscheiden.

Auf Demonstrationen gegen die Corona-Maßnahmen geraten verstärkt auch die Medien ins Visier. Im Herbst zog eine Demonstration auch zum ORF-Landesstudio. Wie sehen Sie diese Entwicklung?

Grundsätzlich ist das schon eine bedauerliche Entwicklung. Man muss aber immer auch sehen, wie viele sind das insgesamt? Wie viele stehen auf der anderen Seite, haben Respekt und wissen die Bedeutung der Politik, der Medien, der Krankenhäuser zu schätzen? Das sind so viele mehr. Solange die Demonstranten ein paar tausend sind, muss man damit umgehen, darf sich aber nicht zu sehr beeindrucken lassen.

Wie schwierig ist es objektiv zu berichten, wenn man selbst als Ziel von Demonstrationen betroffen ist?

Wir leben in einer Zeit, die für viele Menschen ein unglaublicher Stress ist. Und aus Stress entstehen Aggressionen und Frustrationen. Viele Menschen tun mehr Dinge, als sie normalerweise tun würden. Insofern rufe ich immer zur besonnenen Berichterstattung auf, sich nicht hineinziehen lassen, Ruhe bewahren und vor allem auch einordnen. Wie viele sind die einen und wie viele sind die anderen? Die darf man nie vergessen. Nur weil sie nicht laut sind, sind sie trotzdem da.

Sie sind die erste Salzburgerin als Chefin des Landesstudios. Welche Perspektive können Sie einbringen, die es bisher vielleicht noch nicht gegeben hat?

Erstens rede ich manchmal pinzgauerisch (lacht). Ich glaube auch, dass es für die Leute angenehm ist, dass da einmal eine ist, die das Land kennt. Ich halte das nicht für das Allerwichtigste. Gleichzeitig halte ich es für absurd, dass noch nie jemand aus Salzburg das Landesstudio geleitet hat. Da denke ich mir schon, es ist höchste Zeit.

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