Vollständig geimpft?

Experten stellen zunehmend das Impfschema infrage

Ausland
30.12.2021 21:57

So faszinierend es ist, der Wissenschaft in der Corona-Pandemie fast in Echtzeit beim Erlangen neuer Erkenntnisse zuzusehen, so verwirrend können die immer wieder aufkommenden Wendungen sein. Für besonders große Verwirrung und wohl auch Verunsicherung sorgt dabei die Frage, wie oft und in welchem Abstand man sich nun tatsächlich gegen das Virus impfen lassen muss.

Mit Stand Donnerstag wurden in Österreich bereits 16,3 Millionen Impfdosen gegen das Coronavirus verabreicht. Damit sind inzwischen 71 von 100 Menschen recht gut gegen eine Infektion, bzw. zumindest gegen einen schweren Verlauf einer solchen geschützt. Mehr als 3,6 Millionen Menschen haben sich zudem bereits den dritten Stich gesichert, der aktuell Voraussetzung für eine „Vollständige Immunisierung“ ist.

Drei Impfungen für Grundimmunisierung
Derzeit ist in Österreich ein Impfschema mit einer ersten Impfserie von zwei Dosen mit einem Abstand von etwa vier Wochen vorgesehen - danach kann man für eine gewisse Zeit von einem ersten Schutz ausgehen. Laut Empfehlung des Nationalen Impfgremiums soll nach weiteren sechs Monaten (möglich bereits nach vier Monaten) die aktuell letzte Teilimpfung erfolgen.

Nach dieser Auffrischungsimpfung gilt die Grundimmunisierung als abgeschlossen und man geht von einer Schutzdauer von neun bis zwölf Monaten aus.

Auffrischung keine Auffrischung?
Zuletzt wurde aber auch in Fachkreisen immer wieder Kritik am Begriff der „Auffrischungsimpfung“ laut, wie die „New York Times“ berichtet. So diskutieren Experten in den USA demnach verstärkt, ab wann Menschen tatsächlich vollständig geimpft sind. So geht ein beträchtlicher Anteil an Fachleuten davon aus, dass der dritte Stich gar nicht dazu diene, einen verlorenen Immunschutz wieder aufzubauen, sondern vielmehr generell Teil der Grundimmunisierung sei.

Wie der Immunologe Carsten Watzl gegenüber dem „Spiegel“ erklärte, trifft das mit der Ausnahme der Vakzine von Johnson & Johnson auf alle bislang genutzten Impfstoffe zu. Sie seien also - wie andere Impfungen auch - eine Dreifachimpfung und keine Doppelimpfung, wie ursprünglich angenommen.

Booster-Notwendigkeit „völlig klar“
Eine faktische Auswirkung auf die Bevölkerung hat die Diskussion freilich nicht, so gehe es dabei auch nicht um neue, abweichende Handlungsempfehlungen, wie die Direktorin der US-Gesundheitsbehörde CDC, Rochelle Walensky betonte. Es sei schließlich „völlig klar“, dass sich jeder boostern lassen sollte, der einen medizinischen Grund dafür habe.

Der Nutzen der dritten Impfung steht damit in keinster Weise zur Diskussion. Wie die Daten zu den bisher eingesetzten Vakzinen zeigen, lässt der Schutz mit der Zeit zwar nach, gegen schwere Verläufe, die Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung oder auch die Todesfolge schützen sie jedoch weiterhin.

Wie oft wird Impfung notwendig?
Mit Ablauf des „Booster-Schutzes“ steht für viele aber der nächste Quell für mögliche Verwirrung bereit. So läuft etwa in Israel bereits eine Studie, ob nicht sogar ein vierter Stich notwendig sein wird. Experten, wie Watzl gehen davon aus, dass es auch mit einer ausreichend hohen Impfquote künftig zu Corona-Wellen im Herbst und Winter kommen wird. Eine Auffrischung werde aber wohl nur alle paar Jahre notwendig werden.

In den USA überlegt man nun, den Begriff „vollständig geimpft“ gleich gänzlich abzuschaffen. Dieser könnte nun durch eine Formulierung ersetzt werden, die besagt, dass Impfungen aktuell sein sollten. Die nach und nach eintrudelnden Erkenntnisse liefern jedenfalls genug Stoff, damit sich die Debatten dazu noch weiter in die Länge ziehen werden.

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