Auch in Wien gibt es viele Wohnungen, die im Winter kalt bleiben. Die steigenden Energiepreise werden das Problem verschärfen. Die Caritas Sozialberatung hilft in Not Geratenen.
Im Winter sinken nicht nur die Außentemperaturen. Auch in zu vielen Wiener Wohnungen bleibt es kalt. Immer mehr können sich die steigenden Energiekosten nicht mehr leisten. „Und dann verzichten sie zuerst auf das Gas. Weil ohne Strom ginge ja gar nichts“, weiß Doris Anzengruber, Leiterin der Sozialberatung der Caritas im 4. Bezirk. Wer Probleme mit dem Begleichen seiner Miet- oder Energierechnungen hat, kann hierherkommen und sich Hilfe holen.
Hilfe holen, bevor es zu spät ist
„Wir kontaktieren dann die Energielieferanten oder Vermieter und versuchen eine einvernehmliche Lösung zu finden“, schildert Anzengruber. Das sei zwar oft, aber nicht immer möglich. „Manchmal sind die Schulden einfach zu hoch und zu zahlreich“, erzählt Sozialberater Markus Bachmaier. Es sei daher wichtig, sich Hilfe zu holen, bevor es zu spät ist.
Die Menschen kämpfen mit hohen Jahresabrechnungen. Wenn die Energiepreise steigen, wird das Problem ein noch größeres werden. Hier sollte es eine Abfederung für armutsgefährdete Menschen geben.
Doris Anzengruber
Zwei Jahre ohne Heizung und Warmwasser
So wie bei einer Wiener Familie, die zwei Jahre lang weder Warmwasser noch eine Heizung hatte. „Das ist schon eine sehr lange Zeit“, sagt Bachmaier. Doch bei vielen sei die Scham sehr groß. Die Sozialberatung half der Familie dabei, dass der Gashahn wieder aufgedreht wurde. „Der Sohn hat sich bedankt und gesagt, dass er sich nach zwei Jahren so sehr auf eine warme Dusche freut“, berichtet Anzengruber.
5000 Klienten pro Jahr
Solche und viele andere Fälle würden in Erinnerung bleiben. „Man denkt natürlich auch noch zu Hause über einiges nach“, erläutert die Wienerin. Doch es brauche eine gesunde Distanz. So wie bei jener Klientin, die unendlich große Angst davor hat, in einem „Armengrab“ zu landen. „Sie ruft regelmäßig deswegen an, doch dabei können wir leider nicht helfen.“ Derzeit kümmern sich 16 Mitarbeiter um die Anliegen von etwa 5000 Klienten pro Jahr. Menschen, die durch Scheidung, Jobverlust oder Schicksalsschläge in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind.
Immer mehr benötigen finanzielle Hilfe
Die Anfragen sind alleine im Vergleich zum vergangenen Jahr um 30 Prozent gestiegen (siehe Grafik). „Auch das Klientel hat sich verändert: Ein-Personen-Unternehmen, die in der Krise alles verloren haben, kommen zu uns“, sagt die Sozialarbeiterin. Oft reiche ein einziger Schicksalsschlag, um in Not zu geraten, weiß Anzengruber. Aber: „Die unbändige Kraft und Kreativität sowie der Lebenswille dieser Menschen sind für mich sehr motivierend.“
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