15.12.2021 15:04 |

Suizidprävention

Wie erkenne ich die Hilfeschreie der Betroffenen?

Psychiater Herwig Oberlerchner über einen mehrstufigen Prozess, der aufgehalten werden muss.

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„Krone“: Wie erkenne ich, dass ein Angehöriger, Freund, Bekannter suizidgefährdet ist?
Psychiater Herwig Oberlerchner: Man muss in den meisten Fällen kein Profi sein, um zu realisieren, dass es der Person nicht gut geht. Durch hartnäckiges fragendes Ansprechen sollte man dem Betreffenden das Gefühl vermitteln, wahrgenommen zu werden.

Sind die Symptome wirklich so offensichtlich?
Die Hauptrisikogruppe sind depressive Menschen. Hoffnungslosigkeit, fehlende Zukunftsperspektiven, Verhaltensveränderungen, Sorgen kann man erkennen. Oft werden Privatpersonen, Hausärzte, aber auch AMS-Betreuer über Schlafstörungen, Ängste und Schmerzen informiert. Man muss weiterfragen und achtsam sein. Damit kann man nichts falsch machen!

Und wenn auch das nicht ankommt? Wie kann man einer fest entschlossenen Person noch helfen?
Der nächste Schritt ist, Hilfe organisieren. Wenn jemand konkret suizidal ist, nicht zögern, sondern auf schnellstem Weg die Exekutive rufen!

Wird ein Selbstmordversuch eigentlich eher geplant oder kommt es spontan zur Verzweiflungstat?
Die meisten wollen eigentlich gar nicht sterben, sondern jemanden unter Druck setzen und auf sich aufmerksam machen. Eigentlich sind Suizidgedanken nichts anderes als verzweifelte Versuche zu leben. Betroffene durchleben einen mehrstufigen Prozess. Die erste Phase ist jene der Erwägung. Man beginnt, sich Gedanken über die ausweglose Situation zu machen. Darauf folgt die Ambivalenz. Hier wird bereits ein Für und Wider abgewogen. Die finale Phase nennen wir Entschlussphase. Wichtig: Auch hier sind die Menschen noch für Gespräche erreichbar!

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