Mord an Roma und Sinti

Gedenken in Lackenbach: Infotafel wurde enthüllt

Burgenland
14.11.2021 19:37

Vertreter der Politik, der Kirche und des Kulturvereins österreichischer Roma haben in Lackenbach gemeinsam mit Überlebenden und Angehörigen der Roma- und Sinti-Opfer des Nationalsozialismus gedacht. Auch eine Infotafel wurde enthüllt. 

In Lackenbach wurde im November 1940 ein „Zigeunerlager“ eingerichtet. Dort waren insgesamt mehr als 4000 Roma und Sinti inhaftiert. Viele fielen der Zwangsarbeit zum Opfer, etwa 2000 wurden deportiert und getötet.

Anlässlich der jährlichen Gedenkfeier wurde neben dem Gedenkort nun unter Beisein von Bundesministerin Alma Zadic, Landesrat Heinrich Dorner, Landtagspräsidentin Verena Dunst, Lackenbachs Vizebürgermeister Norbert Cserinko und Vertretern der Roma-Vereine Burgenland eine neue Infotafel enthüllt. 

Für Besucher der Gedenkstätte war es bislang nicht möglich, sich vor Ort über den exakten Hintergrund der Gedenkstätte in Lackenbach zu informieren. Aus diesem Grund wurde nunmehr eine Informationstafel installiert. Mit Unterstützung durch die Kulturabteilung des Landes Burgenland sowie der Marktgemeinde Lackenbach, den Mitarbeitern von RE.F.U.G.I.U.S. (REchnitzer Flüchtlings- Und GedenkInitiative Und Stiftung") und der Volkshochschule der Roma, der Wissenschafterin Erika Thurner und weiteren Personen ist es gelungen, die Informationstafel aufzustellen.

Zur Gedenkstätte in Lackenbach
Das Lager in Lackenbach war das größte dieser Art in Österreich sowie im gesamten Deutschen Reich und wurde am 23. November 1940 in einem ehemaligen Gutshof in Lackenbach im Kreis Oberpullendorf eingerichtet. Insgesamt wurden zwischen 1940 und 1945 mehr als 4.000 Roma und Sinti inhaftiert. Nur 300 bis 400 Häftlinge erlebten die Befreiung des Lagers durch sowjetische Truppen im April 1945.

Das Lager war von Stacheldraht umgeben und wurde von Polizisten bewacht. Die internierten Menschen mussten in den Ställen und Scheunen des ehemaligen Gutshofes unter primitivsten Bedingungen leben und Zwangsarbeit leisten. Sie wurden trotz schlechtester Ernährung und hygienischer Bedingungen von der Lagerleitung an Forstbetriebe, Gutshöfe, eine Ziegelei, Straßenbaufirmen und an die Seidenraupenzucht Falkenau „verliehen“. Rund 350 Roma und Sinti aus dem Lager Lackenbach wurden auch beim Autobahnbau eingesetzt. Im November 1941 erging der Befehl, Roma und Sinti aus den „Zigeunerlagern“ ins „Ghetto Litzmannstadt“ in Lodz zu deportieren. Unter den 5.007 Personen (davon 2.689 Kinder) aus derartigen Anhaltelagern in Österreich stammten mehr als 2.000 aus jenem in Lackenbach. Im Jänner 1943 erging der Befehl des NS-Regimes zur Deportation von Roma und Sinti in das Vernichtungslager Ausschwitz-Birkenau.

Am 6. Oktober 1984 wurde auf Anregung der österreichischen Opferverbände unweit des ehemaligen „Zigeunerlagers Lackenbach“ ein Mahnmal für die internierten, getöteten und deportierten Roma und Sinti errichtet. Das vom Architekten Matthias Szauer geschaffene Mahnmal wurde vom damaligen Bundespräsidenten Rudolf Kirchschläger enthüllt. Es war zu dieser Zeit das einzige größere in ganz Österreich. Die Basaltblöcke als Elemente des Denkmales sollen einen Bezug zur Zwangsarbeit ausdrücken. Die Gebäude des ehemaligen Lagers wurden in den 1970er Jahren abgerissen.

Seit der 50. Wiederkehr der Errichtung des „Zigeunerlagers Lackenbach“ im Jahr 1990 finden alljährlich Gedenkfeiern statt, die vom Kulturverein Österreichischer Roma mit Unterstützung der burgenländischen Landesregierung und der Marktgemeinde Lackenbach organisiert werden.

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