Nach KPÖ-Aufregern

Elke Kahr: „Vertrete überhaupt keine Ideologie“

Steiermark
06.10.2021 06:00

Graz steuert auf eine dunkelrot-grün-rote Stadtregierung zu. KPÖ-Chefin Elke Kahr spricht im Interview mit der „Krone“ über die Koalitionsgespräche, ihre Sprechstunden, Postenschacher und die Auslandsreisen von Werner Murgg.

„Krone“: Frau Kahr, haben Sie den überraschenden Wahlsieg schon verdaut?
Elke Kahr: Ja, es geht gar nicht anders. Man kann ja auch nicht nach einer gut gelaufenen Schularbeit sagen, jetzt lerne ich nicht mehr. Es gibt viel zu tun, meine Sprechstunden laufen weiter.

Mit welchen Anliegen waren Sie heute konfrontiert?
Es war eine Frau da, deren Lebenspartner mit nur 33 Jahren verstorben ist. Ihr können wir bei den Bestattungskosten helfen. Natürlich ist es auch um Wohnungssuchen gegangen, das kommt sehr häufig vor. Der große Vorteil ist, dass ich gut vernetzt bin und dann selbst zum Hörer greife.

Wird es diese Sozialsprechstunden auch geben, wenn Sie Bürgermeisterin sind?
Selbstverständlich, vielleicht nur nicht in derselben Intensität. Aber ich habe ein starkes Team, das mich da unterstützt, und werde immer offene Türen haben.

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Mit üblen Tricks zu arbeiten, haben die Leute doch längst satt. Mein Ziel ist es auch, mit der ÖVP eine Übereinkunft zu treffen.

Elke Kahr

Wie laufen die Koalitionsgespräche?
Die erste Runde haben wir schon hinter uns, es waren gute Gespräche mit einem guten Klima. Bei uns wird jedem mit Achtung und Respekt begegnet - man darf nie überheblich werden, nur weil man im Moment stärker ist als die anderen. Mit üblen Tricks zu arbeiten, haben die Leute doch längst satt. Mein Ziel ist es auch, mit der ÖVP eine Übereinkunft zu treffen. Nur FPÖ-Chef Mario Eustacchio hat mir gleich gesagt: „Elke, wir gehen in Opposition.“

Ist das der neue Stil der Kommunisten in Graz?
Ich hab es nicht anders gelernt. Information und Transparenz sind mir einfach wichtig, ich halte auch die NEOS über den Fortgang der Gespräche auf dem Laufenden. Das hat mit Respekt vor der Demokratie zu tun, Winkelzüge gibt es bei mir nicht.

Die Reisen des Landtagsabgeordneten Werner Murgg nach Belarus und in die Ostukraine haben der KPÖ Negativschlagzeilen beschert. Schadet Ihnen das auf dem Weg zur Bürgermeisterin?
Werner Murgg hat eine Privatreise dorthin unternommen, weil er sich vor Ort über die Lage informieren wollte. Das war nicht gescheit, und zu einem Interview hätte ich ihm sicher nicht geraten. Ich kann nicht sagen, ob mir das schadet, von Tausenden Mails in den letzten Tagen habe ich dazu 30 negative bekommen.

Verstehen Sie die Sorgen von Menschen, die fürchten, dass mit Ihnen eine Ideologie ins Rathaus einzieht, die für Millionen Tote weltweit verantwortlich ist?
Ich vertrete überhaupt keine Ideologie, die KPÖ Steiermark geht da ihren eigenen Weg. Sonst hätte ich ja der KPdSU (Kommunistische Partei der Sowjetunion, Anm.) beitreten können. Marxismus bedeutet ja nicht Sklaventreue zu Regimes im Osten, es ist die Hinwendung zu Menschen, die arbeiten. Was viele wirklich interessiert, ist ein Ende der Freunderlwirtschaft und des Postenschachers in der Stadt. Dafür stehe ich.

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Was viele wirklich interessiert, ist ein Ende der Freunderlwirtschaft und des Postenschachers in der Stadt. Dafür stehe ich.

Elke Kahr

Was wird sich unter Elke Kahr in Graz ändern?
Mir ist wichtig, dass jeder in Graz aufrecht gehen kann. Man muss jedem, der hier lebt, mit Freundlichkeit begegnen und ihm eine Chance geben. Das heißt aber nicht, dass man einem „Tuscher“ nicht sagen darf, dass er ein „Tuscher“ ist. Es gibt auch Regeln, an die man sich halten muss.

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