Libyen-Unruhen

Gadafi-Truppen erobern immer mehr Land zurück

Ausland
12.03.2011 14:45
Bei den Kämpfen rund um die libysche Ölstadt Ras Lanuf gewinnen die Truppen von Machthaber Muammar al-Gadafi nach Angaben der Rebellen zunehmend die Oberhand. Die Aufständischen hätten sich nach Bombardierungen über Nacht 20 Kilometer vom Stadtrand zurückgezogen, sagte ein Rebellen-Offizier am Samstag.

Auch in anderen Städten stellten sich die Rebellen auf neue Vorstöße der Gadafi-Truppen ein, etwa in der 300.000 Einwohner zählenden Stadt Misrata gut 200 Kilometer östlich von Tripolis. "Wir wissen, dass seine Streitkräfte Misrata von allen Seiten umzingelt haben. Sie sind 15 bis 20 Kilometer mit ihren Panzern und schweren Waffen vom Stadtzentrum entfernt", sagte der Aufständische Mohammed Ahmed. "Wir machen uns auf ein Massaker gefasst."

Gegen die 100 Kilometer östlich gelegene Stadt Brega gingen die Regimetruppen mit schwerer Artillerie und Luftangriffen vor. Die dort stationierten Rebellen begannen sich aus der Stadt zurückzuziehen, hieß es bei dem arabischen TV-Sender Al-Jazeera.

Kampfeswille der Rebellen ungebrochen
Ein Sprecher der Rebellen sagte, die Kampfmoral der Aufständischen sei trotz der Rückeroberung Sawijas westlich von Tripolis durch Gadafi-Truppen hoch. "Das, was in Sawija passiert ist, betrachten wir nicht als Niederlage. Das sind neue Verbrechen gegen die Menschlichkeit, verübt von Gadafis Truppen, die alle ihnen zur Verfügung stehenden Waffen nutzen."

Die Rebellen in Misrata seien auf einen Angriff vorbereitet. "Wir werden allen Regionen in Libyen die Hoffnung zurückgeben." Das Leben in Misrata habe sich wieder normalisiert. Es mangele lediglich an Medikamenten. "Wir rufen dringend zur humanitären Hilfe auf." Es war nicht möglich, die Darstellungen unabhängig zu überprüfen.

"Fühlen uns im Stich gelassen"
Ahmed sagte, die Rebellen fühlten sich zunehmend von den Weltmächten im Stich gelassen. Diese haben zwar den diplomatischen Druck auf Gadafi erhöht, konkrete militärische Schritte, etwa die Einrichtung einer von den Rebellen als notwendig erachtete Flugverbotszone, zeichnen sich derzeit aber nicht ab.

"Die Kämpfer hier und die Bevölkerung von Misrata machen die internationale Gemeinschaft verantwortlich für den Fall Sawijas und für all die Getöteten. Gadafi ist verantwortlich, aber sie sind Komplizen", sagte Ahmed. "Wir kümmern sie nicht. Alles, worum sie sich kümmern, ist das Öl und es scheint, als ob sie nur abwarten, um zu sehen, wer gewinnen wird."

Arabische Liga uneinig über Flugverbot
Am Samstag kamen in Kairo die Außenminister der Arabischen Liga zusammen, um über die Entwicklung in Libyen und eine Reaktion darauf zu beraten. Die Europäische Union hatte am Freitag beschlossen, vorerst nicht mit militärischen Mitteln gegen Gadafi vorzugehen. Sie will das weitere Handeln auf einem Dreiergipfel von EU, Arabischer Liga und Afrikanischer Union beraten.

Pläne zur Einrichtung einer Flugverbotszone über Libyen stoßen bei einigen arabischen Staaten auf Widerstand. Arabische Diplomaten erklärten am Samstag vor Beginn einer Sitzung der Arabischen Liga in Kairo, diese Staaten befürchteten, dass dies eine "ausländische Einmischung" nach sich ziehen könnte. Es müsse verhindert werden, dass Libyen zu einem neuen Irak werde, sagte ein Diplomat.

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