Bester Arbeitgeber
Josef Zotter: „Kapital sind unsere Mitarbeiter!“
Der beste steirische Arbeitsplatz - das ist auch 2021 wieder die Zotter Schokoladenmanufaktur in Bergl. Doch was macht den Oststeirer als Arbeitgeber so attraktiv? Ein „Steirerkrone“-Gespräch über Menschlichkeit und Träume.
Herr Zotter, Sie wurden vom Market Institut wieder als bester Arbeitgeber der Steiermark ausgezeichnet - was bedeutet das für Sie?
Das ist sensationell - keine Frage. Auszeichnungen sind immer gut, sie reflektieren das, was schon war. Aber es spornt natürlich auch an, damit wir uns die nächsten Ziele setzen können.
Was hebt denn Zotter von anderen Unternehmen ab?
Wir arbeiten voll ökologisch und fair - genau so behandeln wir auch unsere Mitarbeiter. Wenn es oft nur Kleinigkeiten sind, unterscheidet uns gerade das von anderen. Zum Beispiel versorgen wir unsere Mitarbeiter zweimal am Tag mit Gratis-Essen in Bio-Qualität. Dabei sitzen wir alle an einem großen Tisch - egal ob Abteilungsleiter, Chef oder Facharbeiter. So können wir auf Augenhöhe kommunizieren. Wir bieten auch einen Sommerkindergarten an, das trägt extrem zur Zufriedenheit bei.
Ein weiterer Punkt, der bewertet wurde, ist das Thema „Zukunftsfit“. Welche Maßnahmen setzen Sie hier?
Insourcing, statt Outsourcing. Das Mantra aller Unternehmer ist es, möglichst effizient zu wirtschaften und die Drecksarbeit auszulagern. Das ist jetzt lange passiert und darauf basiert auch unser Wohlstand. Doch jetzt wird das Thema Regionalität wieder stark. Man baut Technologie auf, um im eigenen Land produzieren zu können. Wir produzieren auch alles im Haus - von der Bohne zur Schokolade. Jetzt sagen manche, dass der Zotter da groß redet, dabei bezieht er seine Kakaobohnen aus Südamerika - ja eh, weil bei uns gibt es die leider nicht
Stichwort Regionalität. Wie passt das zu Ihrem Standort in Singapur?
Davon kommen wir immer mehr weg. Einst wollte ich immer Schokolade in die USA liefern - heute ist es mir wichtiger, wenn ich nach Graz liefern kann. Früher hatten wir eine Exportrate von 50 Prozent. Heute ist dieser Anteil auf 30 zurückgegangen. Es ist noch immer viel, aber es wird immer weniger und das ist doch cool, oder? Dadurch wird unsere Schokolade auch günstiger, weil die Transportkosten wegfallen.
Die heimische Wirtschaft leidet aktuell unter dem Fachkräftemangel - wie wirken Sie dem entgegen?
Das höchste Gut in einem Unternehmen sind die Menschen - nicht die Maschinen. Wir sind in vielen Bereichen vorne, beim Gehalt aber nicht. Trotzdem wurden wir zum besten steirische Unternehmen gewählt. Das zeigt, dass das Monetäre nicht mehr das Wichtigste ist. Wir brauchen endlich ein Umdenken im Bildungssystem. Es kann nicht sein, dass Eltern ein schlechtes Gewissen haben, wenn ihr Kind nicht ins Gymnasium geht und nicht die Matura macht.
Also sollte man die Lehre attraktiver machen, aber wie?
Das hat viel mit Kommunikation zu tun. Ich bin der glücklichste Mensch in meinem Beruf und genau das muss ich kommunizieren, damit er für andere attraktiv wird. Zusätzlich müssen wir Talente suchen - schon in der Schule: Die Guten sollen gefordert, die Schwächeren gefördert werden, nicht jeder hat die gleichen Talente.
Wenn Sie von Ihren Mitarbeitern sprechen, sprechen Sie stets von den „Besten Mitarbeitern der Welt“. Was macht ihre Angestellten denn so besonders?
Das ist so wie in der Ehe: Ich würde doch auch nicht die zweitbeste Frau der Welt heiraten, sondern nur die beste. Da geht es wieder weniger um das Monetäre, sondern um die Wertschätzung. Die Mitarbeiter tragen unsere Philosophie nach außen und sind die besten Werbeträger. Der Wert eines Betriebes definiert sich durch seine Mitarbeiter.
Durch die Corona-Krise ist die Arbeitslosigkeit gerade bei jungen Menschen stark gestiegen. Wie kann man ihnen eine Perspektive geben?
Die Jungen stellen sich heute die Sinnfrage. Wir müssen jetzt in ein neues Zeitalter der Ressourcenschonung kommen und aufhören, unser Leben mit fossilen Brennstoffen zu gestalten. Bei Umfragen kommt heraus, dass junge Menschen zu 95 Prozent nachhaltige Produkte wollen. Doch davon sind wir weit entfernt - nur 2,5 bis 3 Prozent der Schokolade in Österreich ist fair gehandelt. Wir müssen es also nicht nur wollen, sondern auch leben. Deshalb habe ich etwa auch das Schokoladentheater und den Essbaren Tiergarten gemacht.
Andrea Dettenweitz, Kronen Zeitung

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