Kultreporter ist tot

Elstner: Sein letzter Auftritt im krone.tv-Studio

Sport
21.06.2021 16:17

„Den einen Übergang können wir so nicht lassen. Wir müssen das noch einmal einspielen.“ Von Perfektionismus getriebenen Grant - in diesem Fall ob latenter musikalischer Unzulänglichkeiten - pflegte Peter Elstner stets mit dem liebenswürdigen Charme eines herzensguten Menschen abzumischen. Auch bei seinem letzten Auftritt im krone.tv-Studio im März dieses Jahres im Zuge des „Krone“-Fußballfests 2021. Michael Fally über einen weltmännischen Journalisten-Kapazunder, den er in den letzten Jahren von dessen Leben nicht nur Vorbild, sondern - trotz großen Altersunterschieds - auch Freund nennen durfte.

Das Rotlicht an, die Spots eingerichtet, die Kameras scharf gestellt - und weg waren sämtliche Wehwehchen. Peter Elstner funktionierte, die jahrzehntelang beharrlich geölte Entertainer-Maschinerie in seinem Inneren rotierte auf Anhieb hochtourig präzise. Dass ich in der Aufregung am Klavier das „Ländermatch“ von Pirron und Knapp fast doppelt so schnell wie das Original intonierte - tausend Rosen. Peter blieb cool, dachte gar nicht daran, sich in den schier unendlichen textlichen Fallstricken des Wienerlied-Klassikers zu verheddern und spulte das Lied mit schlafwandlerischer Sicherheit ab: „Im Stadion is Ländermatch geg‘n Tschechoslowakei, wir zwa wir san natürlich a dabei ...“

Ich hatte Peter gefragt, ob er denn für das „Krone“-Fußballfest den Spaß mitmachen und mit mir Pirron und Knapp singen würde - wie wir es schon drei Jahre zuvor einmal im Rahmen der Fußball-WM 2018 gemacht hatten. „Na sicher, das spielen wir als Außeschmeißer“, witzelte er, damals gerade noch nicht 81 Jahre alt: „Aber proben müssen wir schon einmal vorher. So stell ich mich nicht einfach hin.“ Zur Probe kam es nie. Peter war trotzdem in Hochform.

Fußball-Freak, Opern-Narr
Es macht für mich (und Sie) keinen Sinn, Peters journalistische Laufbahn Revue passieren zu lassen und seine Leistungen zu würdigen. Das können andere, die mit ihm - schon altersbedingt - weit mehr erlebt haben, besser. Die YouTube-Klassiker von „Pepi, lass mi eini!“ bis „Ernstl, steck dir‘s Horcherl ordentlich eine“ kenne ich auch nur als solche. Aber ich maße mir an - Peter, genehmig‘s mir, bitte! -, ihn, dessen Bonmots ich als Bub vorm TV-Gerät aufsog, in den letzten Jahren seines Lebens als Freund gewonnen zu haben. In seiner Wohnung versuchte er, mir das Wunder der Zwerchfellatmung zu dechiffrieren (bis heute mit - sorry, Peter - mäßigem Erfolg); im burgenländischen St. Margarethen - dort werkte er als studierter Sänger mit seinem Kumpel Sigi Bergmann jahrelang in der Audition - durfte ich an seiner Seite der Premiere der Opernfestspiele frönen (verzeih mir, dass ich auf der Autofahrt so tat, als wüsste ich natürlich ganz genau, welche Arie aus welcher Oper du gerade wieder einmal in Formvollendung anstimmtest); und nicht zuletzt kredenzte er mir immer wieder die schönsten Anekdoten aus seinem Berufsleben - manchmal dienstlich (sodass sämtliche Sendezeiten wuchtig gesprengt wurden), manchmal privat, manchmal irgendwas dazwischen. Jedenfalls immer höchst angenehm, lehrreich, eloquent, faszinierend.

„Üb‘ ,Der Oppitz und der Zwirschina‘!“
Und immer strotzte er vor Tatendrang. Dass er sein jüngstes Buch Corona-bedingt kaum promoten konnte, schmeckte ihm gar nicht. Übrigens auch nicht, dass ich es trotz mannigfaltiger Aufforderungen seinerseits einfach nicht auf die Reihe bekam, einen anderen Klassiker einzustudieren. „Üb‘ ,Der Oppitz und der Zwirschina‘ ein! Des spüma beim nächsten Mal“, hörte ich nicht nur einmal. Ich hab‘s bis heute nicht zustande gebracht. Tut mir leid, Peter!

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(Bild: KMM)



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