ProPraxis Seiersberg

Chaos um Pflegeschule – Schüler stehen im Regen

Steiermark
03.06.2021 06:00

Mitte Mai teilte die Landesregierung mit, dass der privaten Pflegeschule ProPraxis in Seiersberg die Bewilligung entzogen wurde. Ein jahrelanger Rechtsstreit könnte die Schüler jetzt die Karriere und ihre Existenz kosten: Sie bemängeln fehlende Auskünfte, verweigerte Gespräche und Geld, das sie nicht zurückbekommen.

Am 13. Mai war es für Melanie W. endlich soweit: Sie begann ihre Ausbildung zur diplomierten Pflegerin in der ProPraxis-Pflegeschule. 7000 Euro musste sie dafür als Kredit aufnehmen, denn die Schule wird privat geführt. „Ich habe schon zehn Jahre lang als Pflegeassistentin gearbeitet. Die berufsbegleitende Ausbildung war genau richtig“, begründet die zweifache Mutter ihre Entscheidung.

Nur einen Tag später, am Abend des 14. Mai, sitzt Melanie W. im Unterricht, als sie plötzlich im Internet liest: Nach einem jahrelangen Rechtsstreit hat das Land Steiermark der Schule mit 6. Mai die Bewilligung entzogen. „Ich bin mir wirklich verarscht vorgekommen“, ist die Steirerin fassungslos. Auf ihr Geld wartet sie seitdem

Mehr als 500 haben Petition schon unterschrieben
161 Schüler sind insgesamt betroffen. Manche stehen kurz vor dem Abschluss, wie etwa Andreas Plank. Der 34-Jährige ist Schülersprecher und hat eine Petition gestartet, damit die Schule offen bleiben darf. 527 Unterschriften hat er bereits. „Ich will nicht prozessieren, sondern diplomieren“, lautet sein Motto. „Die Situation ist furchtbar, und die Behörde reagiert nicht.“

Von der Hotline des Landes habe man bloß die Auskunft bekommen, man solle sich nach einer anderen Schule umschauen. Wer eine berufsbegleitende Ausbildung will, muss also noch einmal tief in die Tasche greifen, denn die gibt es nur an Privatschulen.

Direktorin Daniela Kollegger will den Schulbetrieb jedenfalls fortführen. Die Schüler sind jedoch verunsichert, ob sie zum Unterricht gehen sollen - von abgedunkelten Klassenzimmern, um kein Aufsehen zu erregen, ist da genauso zu hören, wie von plötzlich verschlossenen Türen. „Wir kämpfen für die Schule und haben eine neue Bewilligung beantragt. Gespräche mit den Verantwortlichen werden uns aber vehement verwehrt“, sagt Kollegger.

Kritik von der Opposition: FPÖ und KPÖ bringen das Thema in den Landtag
Das Land hat für die betroffenen Schüler eine Hotline eingerichtet, bei der sie Informationen bekommen sollten - aber dort hieß es nur, sie sollen sich woanders bewerben. Die KPÖ ist deswegen erzürnt. „Wir wollen sicherstellen, dass die Schüler berufsbegleitend ohne Zeitverlust und ohne finanziellen Schaden abschließen können“, sagt Klubobfrau Claudia Klimt-Weithaler und bereitet deshalb eine Anfrage an die zuständige Landesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP) vor.

Auch die FPÖ kündigt eine Landtags-Anfrage zu dem Thema an - und spart nicht mit Kritik. „Die Landesregierung hat die politische und vor allem moralische Verpflichtung, den Betroffenen mit konkreten Maßnahmen proaktiv unter die Arme zu greifen“, sagt Gesundheitssprecher Marco Triller. Die Verantwortlichen sollen „ihre bisherige Beschwichtigungstaktik in der Causa ProPraxis ad acta legen. Unser zentrales Anliegen muss sein, dass die Schüler dem Pflegebereich erhalten bleiben.“

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