Die am 1. April verstorbene Journalistenlegende Hugo Portisch ist am Donnerstag im engen Kreis aus Familie, Freunden und Wegbegleitern auf dem Wiener Zentralfriedhof verabschiedet worden. Die Trauerfeier begann mit einer Minute der Stille. Bundespräsident Alexander Van der Bellen würdigte Portisch in seiner Trauerrede als „großen Österreicher und Weltbürger“, der sich „mit all seinem Können dem Ans-Licht-Bringen“ verschrieben habe. Unter den Gästen war auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig, eine Grußbotschaft von Bundeskanzler Sebastian Kurz wurde eingespielt. Die Urnenbestattung in einem Ehrengrab der Stadt Wien wird zu einem späteren Zeitpunkt stattfinden.
Aufgrund der pandemiebedingten Sicherheitsmaßnahmen war die Trauerfeier öffentlich nicht zugänglich. Nach einer Schweigeminute spielte auf Wunsch von Portisch, der ein großer Jazzfan war, die Band Hot Jazz Ambassadors.
Bundespräsident Van der Bellen würdigte den Verstorbenen im Anschluss in einer bewegenden Trauerrede. „Schwer ist es, Abschied zu nehmen von einer Stimme, von der wir glaubten, sie würde uns immer begleiten und sie werde uns stets in den Momenten Erklärungen anbieten können, wo wir noch im Dunkeln tappen“, so Van der Bellen.
Schwer ist es, Abschied zu nehmen von einer Stimme, von der wir glaubten, sie würde uns immer begleiten.
Alexander Van der Bellen
Portisch habe sich „mit all seinem Können dem Ans-Licht-Bringen“ verschrieben, hob Van der Bellen hervor. Portisch hätte mitreißen können und Feuerwerke entzünden. Er sei ein „großer Österreicher und Weltbürger“ gewesen. „Er hat uns gezeigt, was unabhängiger Journalismus zu leisten vermag.“ Sogar der eigenen Meinung zu misstrauen und nur den Tatsachen verpflichtet zu sein, das sei sein großes Erbe. Am Ende verabschiedete sich Van der Bellen mit den Worten: „Adieu, Hugo Portisch.“
Leitl: „Er hat wichtige, wertvolle und prägende Spuren hinterlassen“
Christoph Leitl, Präsident der Europäischen Wirtschaftskammer und ebenfalls einer der wenigen geladenen Gäste, ließ der „Krone“ ein paar Gedanken zum Abschied von Portisch zukommen. Der Journalist sei ein „Wegweiser“ gewesen: „Hugo Portisch hat Spuren hinterlassen. Wichtige, wertvolle und prägende Spuren. Dies wurde in den letzten Tagen in schöner Weise gewürdigt. Hugo Portisch steht aber nicht nur für das Bleibende, sondern auch für das Wegweisende. Er hat früher als andere wesentliche Entwicklungen erkannt und sie zum Ausdruck gebracht. An uns liegt es, diese Wegweiser als Orientierungshilfe für die Zukunft aufzugreifen und damit das Denken, die Ideen und Perspektiven von Hugo Portisch fortzuführen.“
Hugo Portisch steht nicht nur für das Bleibende, sondern auch für das Wegweisende.
Christoph Leitl
Der breiten Öffentlichkeit wurde Portisch als Chef-Kommentator des ORF-Fernsehens bekannt. Wie kein Zweiter beherrschte er die Kunst, komplizierte Sachverhalte in einfachen Worten zu erklären und Wissen mit hoher Kompetenz, aber ohne erhobenen Zeigefinger zu vermitteln. Mit seinen Fernsehserien „Österreich I“ und „Österreich II“ wurde er zur Inkarnation eines kollektiven österreichischen Geschichtsbewusstseins.
Journalistenlegende
Der am 19. Februar 1927 in Preßburg geborene Hugo Portisch studierte in Rekordzeit Geschichte, Germanistik, Anglistik und Publizistik. Bereits 1948 begann er als Redaktionsaspirant der „Wiener Tageszeitung“, zwei Jahre später wurde er Leiter der Außenpolitik. Nach einer Zwischenstation als Leiter des Österreichischen Informationsdienstes in New York begleitete Portisch in einem kurzen, aber historisch bedeutsamen Zeitraum Bundeskanzler Julius Raab als Pressesprecher bei Staatsbesuchen in den USA.
1955 holte ihn Hans Dichand, damals Chefredakteur, als Stellvertreter in den neu gegründeten „Kurier“. Nach Dichands Abgang aus der damals größten Tageszeitung wurde Portisch 1958 Chefredakteur. 1967 wechselte er als Chefkommentator in den ORF - und wurde eines der Aushängeschilder der Bacher‘schen Informationsoffensive.
Zahlreiche Auszeichnungen
Für seine Arbeit wurde Portisch u.a. mit dem Karl-Renner-Preis, dem Österreichischen Staatspreis, der Goldenen Kamera und dem Fernsehpreis „Romy“ ausgezeichnet. 2018 wurde er zum Wiener Ehrenbürger ernannt, im Herbst 2019 erhielt er das Goldene Ehrenzeichen der Republik. Seine Autobiografie „Aufregend war es immer“ wurde zu seinem 90. Geburtstag ergänzt und neu aufgelegt. Damals legte er auch mit „Leben mit Trump - ein Weckruf“ eine damals hochaktuelle Betrachtung des Umbruchs in den USA und dessen internationale Folgen vor. Am 1. April starb Portisch.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.