Kampf um das ÖFB-Tor

Bachmann „nicht gekommen, um nur zu trainieren“

Fußball International
23.03.2021 06:00

Vor zehn Jahren wechselte Daniel Bachmann von Austrias Nachwuchs zu Stoke City und blieb auf der Insel. Es folgten harte Lehrjahre, seit 2018 - unterbrochen von einer Leihsaison bei Kilmarnock in Schottland - ist er bei Watford. Seit Jänner ist der 1,91-Meter-Hüne jetzt die Nummer eins bei den „Hornets“, steht mit den Londonern vor der Rückkehr in die Premier League. Und jetzt ist Bachmann erstmals auch beim ÖFB-Team mittendrin statt nur dabei. Dem Vierkampf ums Einser-Leiberl (Pavao Pervan, Alexander Schlager, Heinz Lindner und eben Bachmann) stellt sich der 26-Jährige selbstbewusst. Zumal er in Glasgow ja auch eine Art „Heimvorteil“ hätte …

„Krone“: Anfang Jänner, nach dem 0:1 in Old Trafford gegen Manchester United im Liga Cup, hast du noch einen Klub-Wechsel nicht ausgeschlossen, selbstbewusst deinen Platz im Watford-Tor gefordert. Da hast du hoch gepokert und gewonnen.
Daniel Bachmann:
Nein, aber ich stand an einer Kreuzung meiner Karriere, ich konnte nicht mehr auf der Bank sitzen. Immer, wenn ich in einem der Cup-Bewerbe gespielt habe, habe ich meine Leistung gebracht. Aber in der Championship saß ich auf der Bank. Damals lagen wir acht Punkte hinter dem Zweiten, hinter einem Aufstiegsplatz. Jetzt liegen wir sechs Punkte vor dem Dritten, haben wir die Rückkehr zurück in die Premier League selbst in der Hand.

Mit dir als Nummer eins, 16 Spiele, zwölf Siege neunmal zu null, nur zwei Niederlagen…
Die Statistik schaut lässig aus, ist gut fürs Selbstvertrauen. Es gibt viele Faktoren, warum es jetzt so gut läuft. Aber die Mannschaft vertraut mir voll, natürlich ist mein Standing gewachsen.

Dabei hast du mit Ben Foster jetzt eine Klub-Ikone verdrängt.
Das stimmt. Aber alle freuen sich mit mir, haben gesehen, wie hart ich an mir gearbeitet habe. Ich habe nie den Kopf in den Sand gesteckt.

Dennoch musstest du sehr lange auf die Chance warten, hast in den letzten Jahren wenig gespielt.
Bis auf die Saison bei Kilmarnock 32 Spiele in Schottland sind auch nicht schlecht, davon glaube ich 16 Mal zu Null. Es war für Kilmarnock eine Rekordsaison, Platz drei, Europa League, die meisten Punkte in der Klub-Geschichte.

Das war in der Saison 2018/19, danach warst du bei Watford aber wieder lange nur Ersatz - hast du Verständnis, wenn sich in Österreich manche wundern, warum du jetzt von Teamchef Franco Foda quasi ausgegraben wirst?
Nun ja, ganz so ist es ja nicht. Die englische Championship zählt für mich zu den Top-6-Ligen der Welt, jetzt klopfen wir wieder an der Premier League an. Natürlich verfolgen die Fans in Österreich ihre Klubs und die deutsche Bundesliga. Aber ich hoffe, dass ich mir in Österreich jetzt auch einen Namen machen kann. Ich bin mir sicher, dass man mich auch in Österreich bald richtig kennen wird.

Das Nationalteam ist für dich aber Neuland, eigentlich kennst du vom schottischen Team mehr Spieler, oder?
Mit dem Louis Schaub bin ich gemeinsam aufgewachsen, einige kenne ich vom Jugend-Nationalteam, einige gar nicht. Ich sehe es für mich als Chance, will sie nutzen.

Was erhoffst du dir von deinem ersten Lehrgang beim A-Team?
Ich bin nicht gekommen, um nur zu trainieren. Ich werde mein Bestes geben, versuchen, die Trainer zu überzeugen. Natürlich will ich spielen.

Wobei du auch als Informant nützlich sein kannst, du kennst das schottische Team und vor allem ihren Teamchef Steve Clarke.
Er war mein Trainer bei Kilmarnock, ich habe ihm viel zu verdanken, habe damals die beste Saison meiner Karriere gespielt. Er ist sehr ruhig, introvertiert. Aber wenn er in die Kabine kommt, spürst du sofort, dass er da ist. Er hat eine irre Ausstrahlung. Jeder hat vor ihm Respekt. Als Spieler war er auch eine Chelsea-Legende.

Worauf muss sich Österreich bei den Schotten gefasst machen?
Der Stamm ist sehr gut, mit Spielern aus der Premier League, etwa Robertson von Liverpool und McTominay bei Manchester United. Es ist eine sehr physische Mannschaft. Ich habe das hier jede Woche. Es wird ein geiles Spiel.

Du bist seit zehn Jahren jetzt schon auf der Insel, wie viel Österreicher steckt noch in dir?
Viel. Alles, auch wenn ich jetzt erstmals seit dem Sommer 2019 wieder zurückkomme. Meine Familie lebt in Österreich. Meine Frau ist zwar Engländerin, auch meine Kinder wurden in England geboren. Mir wurde auch ein englischer Pass angeboten, aber den würde ich nie nehmen, dafür bin ich viel zu sehr Patriot. Dafür bekommen jetzt meine Kinder auch einen österreichischen Pass.

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(Bild: KMM)



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