Großbrand in Israel

Kritik durch Medien: Feuerwehr wie in der Dritten Welt

Ausland
03.12.2010 20:01
Angesichts des verheerenden Waldbrandes in Israel mit 41 Toten haben die Medien des Landes am Freitag schwere Versäumnisse bei der Brandbekämpfung angeprangert. Das auflagenstärkste Blatt "Jediot Ahronot" kritisierte etwa, dass es keine nationale Feuerwehr gebe. Die Feuerwehrleute seien mutig und setzten ihr Leben aufs Spiel, doch ihre Ausrüstung sei so veraltet und ihr Personalbestand so ungenügend, wie dies nur in der Dritten Welt der Fall sei.

Nach den Standards in der westlichen Welt, wonach auf eintausend Einwohner ein Feuerwehrmann kommen sollte, müsste es in Israel 7.000 Feuerwehrleute geben, rechnete die Zeitung zudem vor. Es seien aber nur 1.500.

Ein hochgerüstetes, mit Spionagesatelliten ausgestattetes Land, das einen Angriff auf iranische Atomanlagen vorbereite und technologisch an der Spitze stehe, sei auch das Land, das nach sieben Stunden seine Löschmittel erschöpft habe und dessen Feuerwehrlaster aus dem vorigen Jahrhundert stammten, hieß es auch im Leitartikel der Zeitung "Maariv". Nun müsse Israel darauf hoffen, dass die "Großmacht Zypern" ein Flugzeug zur Brandbekämpfung zur Verfügung stelle.

Großbrand außer Kontrolle
Der schlimmste Großbrand in der Geschichte Israels ist indes auch am Freitag außer Kontrolle. Am Vortag waren 41 Menschen in den Flammen umgekommen. Die Opfer waren überwiegend Wachleute, die dabei helfen sollten, 500 Häftlinge aus einer Strafanstalt vor dem Feuer in Sicherheit zu bringen. Der Bus mit 50 Wachmännern an Bord wurde durch einen umfallenden brennenden Baum aufgehalten. Danach gab es für die meisten Männer kein Entkommen mehr aus dem Flammeninferno.

Das Feuer hat nach Angaben der Forstbehörde bisher eine Fläche von rund 30 Quadratkilometern Wald- und Buschlandschaft mit 1,5 Millionen Bäumen vernichtet. Die Flammen können sich so rasend schnell ausbreiten, weil in Israel seit Monaten Trockenheit herrscht.  Angefacht vom Seewind fraß sich die meterhohe Feuerwalze durch die völlig ausgetrocknete Wald- und Buschlandschaft. "Eine derartige Ausbreitung haben wir noch nie gesehen", sagte Haifa-Bürgermeister Yahav.

Barack Obama sagt Hilfe zu
US-Präsident Barack Obama hat Israel indes die Hilfe seines Landes beim Kampf gegen den verheerenden Waldbrand angeboten. Er fühle mit den Familien und Freunden der Opfer, sagte Obama am Donnerstagabend im Weißen Haus in Washington. Die USA würden Israel "so schnell wie möglich zu Hilfe eilen".

Vor den USA hatten bereits andere Staaten Hilfe zugesagt. Unter anderem versprach die Türkei ungeachtet der politischen Spannungen zwischen beiden Ländern die Entsendung von zwei Löschflugzeugen. Dies sei eine "humanitäre Geste", sagte am Donnerstagabend ein Vertreter des Notfallministeriums. Die Beziehungen zwischen Israel und der Türkei sind in einer tiefen Krise, seit beim Sturm eines Gaza-Hilfsschiffes durch die israelische Armee im Mai neun türkische Staatsbürger getötet wurden.

Auch Österreichs Verteidigungsminister Norbert Darabos bot Israel Hilfe durch das Bundesheer an. Möglich wäre zum Beispiel die Entsendung von Hubschraubern, Flugzeugen oder Sanitätskräften. Bis Freitagabend lag jedoch noch keine Antwort vor.

Feuer offenbar durch Fahrlässigkeit ausgelöst
Der verheerende Waldbrand ist ersten Ermittlungen zufolge durch fahrlässiges Verhalten ausgelöst worden. Brandstiftung sei vermutlich nicht die Ursache, teilte die Polizei am Samstag mit. Die Flammen konnten trotz Unterstützung durch Feuerwehrleute aus dem Ausland auch den dritten Tag in Folge in mehreren Gebieten nicht unter Kontrolle gebracht werden.

Seit dem Ausbruch des Feuers am Donnerstag wurden mehr als 4.000 Hektar Wald vernichtet, 17.000 Menschen mussten vor dem Flammenmeer flüchten. Der Brand hat 20 Prozent des Karmel-Waldes zerstört, ein beliebtes Ausflugsziel und Naturschutzgebiet.

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