Nachdem der Angeklagte (56) seiner Mutter (80) massive Stiche in Hals und Brust zugefügt hatte, setzte er sich neben die Sterbende und wartete, bis sie tot war. So groß war der Hass, aufgestaut in Jahrzehnten. Dann öffnete der Mann ein Bier - und genoss die Stille. Vor Gericht gibt der Burgenländer am Donnerstag alles zu und beschönigt nichts ...
Das Verhältnis zur Mutter schwierig zu nennen wäre eine Untertreibung. Schon mit vier Jahren packte Oliver B. seine Teddybären zusammen, ging zur Busstation und wollte weg von zu Hause. Aber das ist ihm 50 Jahre lang nicht gelungen - bis zum Tag des grausamen Verbrechens.
Verteidigerin Astrid Wagner schildert Episoden aus dem Leben ihres Mandanten, die er ihr aufgeschrieben hat. Etwa, wie er und sein Vater sich im Keller vor der tobenden Mutter versteckten. Oder wie sein Vater, der es nicht mehr aushielt, Selbstmord beging. Der Angeklagte: „Bei meiner Mutter hat nur ein Beamter etwas gezählt.“ Da galt er, der Busfahrer mit Alkoholproblemen, in den Augen der Frau als „Gesindel“.
„Dachte, ich kann mich um sie kümmern“
Als er den Führerschein verlor, zog Oliver B. zu der Frau: „Ich dachte, ich kann mich um sie kümmern, damit sie regelmäßig isst.“ Doch es gab ständig Zwistigkeiten. Bis am 14. Juli 2020 der Streit eskalierte. Äußerer Anlass: ein Bohrhammer. Aber, wie die Verteidigerin anmerkt, es wird „niemand wegen so etwas ermordet. Es ist ein Damm gebrochen, wie ein Tsunami.“
Es ist ein Damm gebrochen, wie ein Tsunami.
Verteidigerin Astrid Wagner
Oliver B.: „Ja, es ging ums ganze Leben, sie hat mich wieder als Versager beschimpft.“ Er nahm ein Messer und stach mehrmals zu. Den Todeskampf der Frau verfolgte er und tat nichts. „Dann habe ich die Stille im Haus genossen, Bier getrunken und Sudoku gelöst.“ Urteil: 17 Jahre wegen Mord. Nicht rechtskräftig. Beim Prozess erfährt Oliver B. auch, dass sein - erfolgreicher - Bruder 1200 Euro haben will: für die Hausreinigung.
Peter Grotter, Kronen Zeitung
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