Schwere Nachbeben

Katastrophenzustand in Kroatien ausgerufen

Ausland
04.01.2021 17:50

In Zentralkroatien bebt die Erde weiter. Am Montag erschütterte in der Früh ein weiteres Nachbeben mit der Stärke 4,2 auf der Richterskala das betroffene Gebiet um die Kleinstadt Petrinja. Bereits in der Nacht waren die Bewohner, die seit einer Woche nicht zu Ruhe kommen, von Erschütterungen der Stärke 3,5 geweckt worden. Die kroatische Regierung hat schließlich am Montag den Katastrophenzustand für das Erdbebengebiet ausgerufen. Damit übernimmt der Staat die Koordinierung der Maßnahmen zur Bewältigung der Notlage und für den Wiederaufbau.

Dazu wurde ein Stab unter der Leitung des Vize-Regierungschefs und Veteranenministers Tomo Medved eingerichtet, berichteten kroatische Medien. Mit dem Stab werde die Grundlage nicht nur für das Krisenmanagement in den Tagen unmittelbar nach dem Erdbeben, sondern auch für die Zeit eines organisierten Wiederaufbaus geschaffen, betonte der kroatische Premier Andrej Plenkovic bei der Kabinettssitzung laut Nachrichtenagentur Hina. Zum Stellvertreter des Stableiters wurden Minister Darko Horvat, der in der Regierung für Raumplanung und Bau zuständig ist, sowie Vize-Regierungschef Boris Milosevic bestellt.

Die Regierung kündigte außerdem eine Untersuchung an, um festzustellen, weshalb das Erdbeben auch jene Häuser stark beschädigt bzw. zerstört hat, die nach dem Kroatien-Krieg (1991-1995) mit staatlicher Finanzierung saniert worden waren. Laut Medienberichten gibt es Fragen über einen adäquaten Wiederaufbau.

„Bürger verlieren allmählich die Nerven“
Bereits seit einer Woche bebt in der Region immer wieder die Erde. Die Menschen seien traumatisiert und würden in der Nacht keinen Schlaf finden, sagte Darinko Dumbovic, Bürgermeister der Kleinstadt, die durch das starke Erdbeben am vergangenen Dienstag schwer beschädigt worden war. Die Bürger würden allmählich die Nerven verlieren. Das neuerliche Beben habe wohl weitere Schäden angerichtet, meinte er gegenüber dem Regionalsender N1.

In den betroffenen Gemeinden seien Unterkünfte für jene Menschen, die ihre Häuser verloren haben, das Hauptproblem, betonte Dumbovic. Nahrung und andere Hilfsgüter, die aus zahlreichen Ländern eingetroffen sind, gäbe es vorerst genügend.

Unterkünfte fehlen
Auch der Präfekt der Region Sisak-Moslavina, Ivo Zinic, hob hervor, dass es derzeit an Unterkünften in Form von Wohncontainern oder Mobilhäusern mangelt. Derzeit gäbe es rund 250 mobile Quartiere in der Gegend, der Bedarf sei aber deutlich größer. „Wir rechnen damit, dass wir 1500 Mobilhäuser brauchen werden“, sagte er bereits am Sonntag zu N1. Aus Österreich war am Silvestertag ein Konvoi mit 80 beheizbaren Schlafcontainern für 640 Personen im Erdbebengebiet angekommen.

Rund 1800 Häuser völlig zerstört
In den 19 Gemeinden der Region Sisak-Moslavina wurden bisher Schäden an fast 9000 Gebäuden gemeldet. Rund 20 Prozent davon sind nach Angaben von Zinic zerstört oder so stark in Mitleidenschaft gezogen, dass man sie nicht mehr benützen kann. Etwa die Hälfte der beschädigten Gebäude bekam von den Statikern hingegen grünes Licht für den weiteren Gebrauch, berichteten kroatische Medien.

Am meisten betroffen seien Petrinja, Glina, Sisak und Lekenik, betonte Zinic. Der Präfekt appellierte auf den Staat, den Katastrophenzustand in der Region auszurufen. Die kroatische Regierung kündigte unterdessen an, einen Stab zur Koordinierung der Wiederaufbaumaßnahmen in der Region einzurichten. An der Spitze soll Vize-Regierungschef und Veteranenminister Tomo Medved stehen. Zuvor hatten lokale Behörden die Koordinierung auf Staatsebene kritisiert.

Koordinierungsprobleme
Die Bürgermeisterin von Sisak, Kristina Ikic Banicek, kritisierte vergangene Woche, dass die Koordinierung durch die regionale Behörde nicht gut funktioniere. Das System sei zu langsam, ihre Stadt sei sich selbst überlassen, sagte sie laut der Tageszeitung „Jutarnji List“. Die Vizebürgermeisterin von Glina, Branka Baksic Mitic, sagte am Montag zur N1, dass es in ihrer Gemeinde weiterhin Menschen gäbe, die noch keine Hilfe erhalten hätten. Weder Wohnwagen noch andere Unterstützung könne ihnen geliefert werden, weil es keinen Weg zu ihnen gebe.

Das erste Erdbeben mit Stärke 5,2 und Epizentrum in der Nähe von Petrinja hatte Zentralkroatien am vergangenen Montag erschüttert. Am Dienstag folgte ein Beben, das vom European-Mediterranean Seismological Centre (EMSC) mit Stärke 6,4 angegeben wurde. Sieben Menschen kamen ums Leben. Seither hat die Erde im Raum um Petrinja und Sisak nicht aufgehört zu beben.

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