Reisewarnung

„Gütersloh ist nicht schlimmer als Ischgl“

Ausland
24.06.2020 21:42

Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Armin Laschet hat Österreich wegen der ausgesprochenen Reisewarnung für das deutsche Bundesland indirekt kritisiert: „Als in Ischgl mal etwas passiert ist, haben wir nicht eine Reisewarnung für ganz Österreich ausgesprochen“, sagte der CDU-Politiker am Mittwoch in einem Interview. „Ich glaube nicht, dass Gütersloh schlimmer ist als Ischgl“, betonte Laschet. Zuvor hatte die Bundesregierung in Wien nach dem Coronavirus-Ausbruch beim Fleischverarbeiter Tönnies - beinahe 2000 Menschen sind positiv auf den Erreger getestet worden - eine partielle Reisewarnung der Stufe fünf für das 18-Millionen-Einwohner-Bundesland verhängt

Laschet kündigte im Gespräch mit „Bild live“ an, alles Notwendige zu tun, um eine Rückkehr zur Normalität zu ermöglichen: „Wir tun jetzt erst mal alles dafür, dass wir die Zahlen so kriegen, dass diese Reisewarnung bald wieder aufgehoben werden kann.“ Ein Corona-Ausbruch beim Fleischproduzenten Tönnies hatte in den Kreisen Gütersloh und Warendorf zu einer deutlichen Verschärfung der Schutzmaßnahmen geführt.

Nordrhein-Westfalen neben China auf österreichischer Hotspot-Liste
Neben der partiellen Reisewarnung soll es demnächst auch ein Landeverbot für Flugzeuge aus dem betroffenen deutschen Bundesland geben. Wie das Gesundheitsministerium in Wien am Mittwoch bestätigte, soll eine entsprechende Verordnung noch im Laufe des Tages fertig werden. Das einwohnerstärkste und wirtschaftsstarke deutsche Bundesland ergänzt dann jene Liste, auf der aktuell schon die Volksrepublik China, die Islamische Republik Iran, die Lombardei innerhalb Italiens, Belarus, Portugal, das Vereinigte Königreich, Schweden, die Russische Föderation, und die Ukraine stehen.

Aufgrund des massiven Coronavirus-Ausbruchs beim deutschen Fleischverarbeiter Tönnies - rund 2000 Angestellte sind bereits positiv getestet worden - wurde über die westfälischen Landkreise Gütersloh und Warendorf ein Lockdown verhängt - so kurz vor dem Beginn der Sommerferien eine besonders harte Maßnahme. Im öffentlichen Raum dürfen sich die Menschen nur noch mit Personen des eigenen Haushalts bewegen. Treffen dürfen sich auch zwei Personen, die weder der Familie angehören noch zusammen leben. Außerdem verbieten die Behörden zahlreiche Kulturveranstaltungen. Fitnessstudios werden ebenso geschlossen wie Kinos und Bars, Schulen und Kindertagesstätten.

Experte vermutet: Virus über Kühlanlage verbreitet
Unterdessen geht die Suche nach dem Infektionsherd bei Tönnies weiter. Der deutsche Hygiene-Experte Martin Exner von der Universität Bonn vermutet, dass die Verbreitung des Covid-19-Erregers vor allem im Zerlegebereich stattgefunden hat. Um die Raumluft ständig auf acht bis zehn Grad herunterzukühlen, müsse diese ständig durch die Kühlanlage zirkuliert werden. Da die Luft dort nicht gefiltert werde, würden die Aerosole ständig in Bewegung bleiben, anstatt zu Boden zu fallen, erklärt Exner gegenüber spiegel.de. So dürften Tausende Angestellte mit den Erregern in Kontakt gekommen sein. So eine zirkulierende Umluft gebe es allerdings nicht nur bei Tönnies. Daher müssten für all diese veralteten Klimaanlagen eine Lösung gefunden werden, fordert der Experte.

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