Wegen Silikonpistole

Amok-Alarm: WEGA stürmt Wohnung von Familie

Wien
30.05.2020 06:00

Aus dem Nichts stürmte am Mittwochabend eine Spezialeinheit die Wohnung von Sabine H. und ihrem Sohn (12) in Wien-Floridsdorf. Nach endlos langen Minuten der Angst und Panik, in denen die Familie mit erhobenen Händen an der Wand stand, wurde klar: Eine harmlose Silikonspritze hatte zu dem Amok-Großeinsatz geführt.

„Schau, da unten steht die Polizei!“ Es ist ein Satz, den Sabine H. nicht so schnell vergessen wird. Ein befreundetes Paar war gerade zu Gast, als die Uniformierten vor dem Haus in der Ödenburger Straße auftauchten. Erst dachte die Mutter eines Zwölfjährigen an eine ähnliche Beziehungstat, wie sie Ende Februar nur einen Häuserblock weiter passiert war. Ein 16-Jähriger hatte damals 30-mal mit einem Messer auf seine gleichaltrige „Ex“ eingestochen und diese lebensgefährlich verletzt.

„Wo ist die Waffe?“
Doch dann wurde es laut. Hektische Rufe hallten durch das Stiegenhaus, bis die Familie, die die dramatischen Szenen durch den Spion beobachtet hatte, aufgefordert wurde, die Tür zu öffnen. „Wo ist die Waffe?“, riefen die Beamten immer wieder. H., ihr Sohn und die beiden Bekannten mussten sich mit erhobenen Händen an die Wand stellen, wurden durchsucht. Bleich im Gesicht erklärte sie, nichts von einer Waffe zu wissen, und bat die Polizisten in die Wohnung. Erst dort wurde die schwer geschockte Familie über den Auslöser informiert. Ein anonymer Anrufer hatte gemeldet, ein Mann stehe schreiend mit Waffe auf dem Balkon der Familie H.

„Mama, muss ich jetzt ins Gefängnis?“
Am Balkon fand sich nichts, abgesehen von einer Silikonpistole zum Abdichten. Ihr Sohn hatte wohl damit gespielt. Peinlich berührt zog sich die Spezialeinheit zurück, aber nicht ohne das „gefährliche“ Beweisstück zu sichern. Für die Beamten zeigt die Frau Verständnis. Sie versteht aber nicht, dass sich jemand einen derart üblen Scherz erlauben darf, ohne dass dies strafrechtlich verfolgt werden kann. „Mein Sohn fragte immer wieder: ,Mama, muss ich jetzt ins Gefängnis?‘“

Stefan Steinkogler, Kronen Zeitung

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