Nach zwei Monaten Home-Schooling geht es nun wieder zurück in die Schule. Der Unterricht im Schichtbetrieb wirft etliche Fragen auf. Im Interview mit der „Krone“ räumt Bildungsminister Heinz Faßmann ein, dass eine ideale Lösung „schwierig“ ist.
Wie werden die Gruppen eingeteilt?
Pro Gruppe gibt es maximal 18 Schüler, die Einteilung bleibt den Schulen überlassen. Grundsätzlich wurde darum ersucht, dass Geschwister immer an denselben Tagen Unterricht haben. Das wird jedoch nicht immer möglich sein und das Betreuungsproblem für viele Eltern zusätzlich verschärfen.
Apropos Betreuung: Was geschieht an den sogenannten Hausübungstagen, wenn die Eltern wieder ins Büro müssen?
Wie schon bisher gibt es an diesen Tagen eine Betreuungsmöglichkeit in der Schule - etwa in Turnsälen oder anderen freien Räumen. Die Schüler müssen dafür angemeldet werden.
Um die kommenden Fenstertage gab es riesigen Wirbel. Lehrer werden freiwillig unterrichten. Gibt es Schulen, die zu bleiben?
Ja. Laut Unterrichtsministerium haben von den rund 6000 Schulen in ganz Österreich 90 Prozent an den Fenstertagen geöffnet.
Lehrer über 60 Jahre können sich vom Dienst freistellen lassen. Wird es zu einem Pädagogen-Mangel an den Schulen kommen?
Genaue Zahlen, wie viele Lehrer daheimbleiben werden, hat das Unterrichtsministerium nicht. Laut den Informationen aus den Bundesländern handelt es sich aber um eine kleine Größenordnung. Wer nicht in die Schule geht, hat dennoch nicht frei, sondern wird etwa weiter im Distance Learning eingesetzt.
Wie sieht es mit der Leistungsbeurteilung im Corona-Schuljahr aus?
Da werden vermutlich viele Augen zugedrückt. Minister Faßmann will das Schuljahr „ordentlich zu Ende führen“. Sitzenbleiben ist grundsätzlich möglich, allerdings gibt es auch hier gelockerte Regeln.
Was passiert, wenn ein Verdachtsfall oder eine Infektion auftritt? Ist eine neuerliche komplette Schließung der Schulen möglich?
Für den Fall einer Erkrankung gibt es einen ganz genauen Plan. Die betroffene Klasse und alle Kontaktpersonen müssen sich in Quarantäne begeben. Über eine etwaige Schließung der Schule entscheidet die Gesundheitsbehörde. Minister Faßmann rechnet nicht mit einem weiteren generellen Lockdown.
Minister Faßmann: „Freude an der Schule erhalten“
Im Interview mit der „Krone“ spricht Bildungsminister Heinz Fassmann über seinen Optimismus und Realitätssinn:
„Krone“: Herr Minister, die Lehrergewerkschaft hat wegen der Fenstertage rebelliert, auch die Elternvertreter sind unzufrieden. Haben Sie es sich mit allen verscherzt?
Heinz Faßmann: Nein, aber eine vollkommen ideale Lösung ist schwierig. Wir dürfen den Kindern nicht die Freude an der Schule nehmen. Die Entwicklung sehe ich positiv.
Man hat den Eindruck, Sie wollten die Schulen schon früher wieder aufsperren, aber die Parteispitze hat gebremst. War das so?
Natürlich tritt man als Minister für seine Institution ein. Wir haben die Infektionslage geprüft und danach einen Stufenplan erstellt, es geht dabei vor allem um das Augenmaß.
Viele Schulen klagen, dass ihnen jetzt plötzlich große Autonomie übertragen wird, dieses aber ohne Krise nicht erwünscht ist.
Das ist eine oberflächliche Wahrnehmung. Mit den jüngsten Gesetzen haben wir den Schulen sehr viel Autonomie gegeben.
Haben Sie Bauchweh vor der Öffnung der Schulen?
Ich habe Respekt, das Virus ist noch immer da. Wir haben ein Hygienehandbuch und klare Regeln erstellt. Aber man muss realistisch sein, dass das in den Volksschulen eine geringere Realisierungschance hat.
Die NEOS fordern eine Aufhebung der Maskenpflicht in der Schule für die Sechs- bis 14-Jährigen.
Wenn sie für den Einzelhandel fällt, fällt sie auch für die Schule. Im Unterricht gilt ja keine Maskenpflicht.
Kronen Zeitung
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