Nicht nur die Zahl der Patienten, die wegen einer Covid-19-Erkrankung im Spital behandelt werden, wird derzeit genau im Blick behalten, auch die Sterberate wird beobachtet. Wie berichtet, wurden in Wien bislang die meisten Todesopfer im Zusammenhang mit einer Covid-19-Erkrankung verzeichnet. Aber starben seit Beginn der Pandemie mehr Menschen in Wien als gewöhnlich? Laut Wiens Statistikbehörde nein.
„Man kann sagen, dass das in Wien definitiv nicht der Fall ist“, so MA-23-Chef Klemens Himpele: „Die Daten zeigen, dass Wien bisher sehr gut durch die Krise gekommen ist.“ Eine Übersterblichkeit konnte bislang nicht festgestellt werden. Das Ergebnis fußt auf Daten bis inklusive der 17. Kalenderwoche, also bis zum 26. April. Daten über diesen Zeitpunkt hinaus sind aktuell noch nicht verfügbar.
Anzahl der zu erwartenden Todesfälle berechnet
Als Basis für die Interpretation ungewöhnlicher Sterblichkeit dienen der MA 23 sogenannte Prognoseintervalle. Sie fußen auf der Annahme, dass in Wien die Kurve der Sterbefälle von Jahr zu Jahr immer in etwa gleich verläuft. Dadurch lässt sich für jede Woche des Jahres eine bestimmte Anzahl an zu erwartenden Todesfällen errechnen, wobei hier schon saisonale Schwankungen mitberücksichtigt werden - also etwa der Umstand, dass in der winterlichen Grippezeit stets mehr Menschen sterben als im Sommer.
Liegt der Wert der tatsächlichen Sterbefälle nun deutlich über dem Maximalwert der Prognose, liegt eine Übersterblichkeit vor. Rückblickend habe es das bei den Null- bis 64-Jährigen in den vergangenen fünf Jahren (2015 bis 2019) gar nicht gegeben, so Himpele. Bei der höheren Altersschicht (über 65) komme das aber immer wieder vor.
Mehr Tote im Hitzesommer 2015 und bei Grippewelle 2017 als erwartet
Als Beispiele nannte er etwa den extremen Hitzesommer 2015. So starben in den Kalenderwochen 30 (20. bis 26. Juli) und 33 (10. bis 16. August) 317 bzw. 315 Wiener, die älter als 65 Jahre waren. Prognostiziert wurden für diese beiden Wochen aber je nur rund 200 bis 280 Todesfälle. 2016/17 wiederum fiel die Grippewelle überdurchschnittlich heftig aus. In der ersten Woche des Jahres 2017 zählte die Hauptstadt 393 Verstorbene über 65 Jahre. Die Zahl lag damit deutlich über den unter Normalumständen erwarteten 235 bis 320 Toten in dieser Altersgruppe.
Ein sogenanntes Prognoseband wurde seitens der Statistikbehörde für das laufende Jahr bereits erstellt. Bis inklusive zur Kalenderwoche 17 konnten nun bereits die tatsächlichen Sterbefälle in Wien in das jeweilige wöchentliche Spektrum eingetragen werden. Das Ergebnis: Die Zahl der Sterbefälle lag bislang innerhalb des zu erwartenden Rahmens.
Der erste Covid-19-bedingte Todesfall in Wien wurde am 12. März gemeldet - also in Kalenderwoche 11. Seither lagen die Zahlen bei den Über-65-Jährigen zwar in der 13., 15. und 16. Woche in der Nähe des jeweiligen Maximalwerts, zuletzt aber sogar wieder im niedrigeren Bereich: Zwischen 20. und 26. April verstarben 238 Personen im Alter von über 65 Jahren. Die MA 23 ging von 214 bis 296 Todesfällen aus. Bei den Unter-65-Jährigen waren es 53 Verstorbene bei einem erwarteten Wert zwischen 39 und 77.
Laufende Aktualisierung der Daten
Die MA 23 wird den „Mortalitätsmonitor“ nun wöchentlich um den jeweils jüngsten verfügbaren Wert aktualisieren. Die Basisdaten, die von der Statistik Austria kommen, hinken allerdings etwas hinterher. Die jeweils neuesten Werte müssen außerdem „zugeschätzt“ werden, weil zu diesem Zeitpunkt noch nicht alle Todesfälle gemeldet und registriert sind. Trotzdem werde das Service nicht zuletzt für den städtischen Corona-Krisenstab eine faktische Grundlage mehr zur laufenden Beurteilung der Lage sein, sagte Himpele.
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