Tragödie in der Türkei

Wegen Corona entlassener Häftling tötete Tochter

Ausland
22.04.2020 17:16

Eine grauenhafte Tragödie hat sich in der Türkei ereignet, nachdem dort viele Häftlinge wegen der Coronavirus-Pandemie auf freien Fuß gesetzt wurden: Müslüm Aslan saß im Gefängnis, weil er seine Ehefrau im vergangenen Jahr niedergestochen hatte - gleich nach seiner Entlassung wurde er allerdings wieder gewalttätig und erschlug seine eigene Tochter. Ceylan wurde nur neun Jahre alt.

Die Situation in vielen Gefängnissen auf der ganzen Welt ist wegen der Pandemie äußerst bedenklich - besonders wenn die Einrichtungen überfüllt sind, besteht die Gefahr, dass sich das neuartige Virus dort wie ein Lauffeuer verbreitet. Die Türkei wagte deshalb einen umstrittenen Schritt - sie ließ 90.000 Insassen frei.

Täter schnitt Gattin beinahe die Kehle durch
Darunter befand sich Müslüm Aslan. Der Gewalttäter hatte seine Gattin Rukiye im vergangenen Jahr mit einem Messer angegriffen und ihr beinahe die Kehle durchgeschnitten. Die Zeitung „Hurriyet“ berichtete, dass er nach seiner Entlassung am Freitag darauf bestand, seine Kinder zu sehen. Sie wurden zu ihm gebracht, doch als Rukiye ihn aufforderte, ihr die Kleinen wieder zu bringen, dürfte der Mann ausgerastet sein: Er schlug die Kinder, wie auch einer der Söhne bestätigte.

Vater nach kurzer Flucht verhaftet
Die neunjährige Tochter Ceylan dürfte dabei die meisten Schläge abbekommen haben. Als sie schließlich regungslos in ihrem eigenen Blut lag, rief er die Polizei und gab dort an, dass Rukiye ihre Tochter geschlagen habe. Das Mädchen wurde von den Beamten, die zum Tatort gefahren waren, ins Krankenhaus eingeliefert. Dort verloren die Ärzte wenige Tage später den Kampf um ihr Leben. Der Vater brachte die Söhne in einem Taxi zum Haus der Mutter zurück und fuhr davon. Er konnte aber wenig später in einem Park verhaftet werden.

Rukiye, die bereits vor dessen Haftentlassung die Scheidung von ihrem Gatten einreichte hatte, berichtete: „Er war immer wieder gewalttätig zu den Kindern.“ Er habe Ceylan an der Wand aufgehängt und mit einem Schlauch auf sie eingedroschen. „Meine Tochter ist tot. Ich will, dass dieser Mörder hart bestraft wird für das, was er getan hat“, fordert die trauernde Mutter.

Frauenrechtsaktivisten fordern mehr Schutz durch Behörden
Auch Frauenrechtsaktivisten verurteilen, dass Täter, die wegen häuslicher Gewalt im Gefängnis saßen, nun auf freien Fuß gesetzt wurden. Die Organisation „We Will Stop Femicide“ berichtete, dass 29 Frauen zwischen 11. März (als sich der erste Coronavirus-Fall in der Türkei bestätigt hatte) und Ende des Monats ermordet wurden. Die Organisation fordert, „dass sofortige Maßnahmen getroffen werden, um Frauen und Kinder vor der Gewalt zu schützen, die durch das Amnestie-Gesetz auf sie losgelassen wurde“.

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