US-Kriminologe:

„Weniger Massaker“ wegen Corona-Krise in den USA

Ausland
14.04.2020 09:00

Durch die Coronavirus-Krise könnte es nach Ansicht eines amerikanischen Kriminologen in den USA künftig seltener zu Massakern an Schulen oder öffentlichen Orten kommen. In Zeiten, in denen Schulen, Kinos und öffentliche Plätze geschlossen sind, erscheint diese Annahme logisch. Der Kriminologe von der Northeastern-Universität in Boston, James Alan Fox, erklärt seine Hoffnung aber anders.

„Menschen sind ohne Ende besessen von Massenerschießungen. Je mehr wir darüber reden, desto stärker erinnern wir diejenigen, die wütend sind, daran“, sagte Fox der Deutschen Presse-Agentur. Derzeit sei der Fokus auf eine andere Bedrohung gerichtet.

„Nach 9/11 sprach niemand mehr von Schulmassakern“
Fox zieht eine Parallele zur Entwicklung der Schulmassaker nach den Terroranschlägen vom 11. September 2001. Ende der 90er-Jahre sei das Thema nach dem Shooting an einer Highschool in Columbine (Colorado) riesengroß gewesen. 2001 habe der Nachrichtenjournalist Dan Rather die Massaker zur „Epidemie“ erklärt. Der 11. September habe eine Zäsur gebracht, macht Fox deutlich. „Als 9/11 passiert ist, haben die Leute aufgehört, über Schulmassaker zu reden“, sagte Fox. Es habe nur ein Thema gegeben: den Terrorismus, Al-Kaida, Osama bin Laden. Vier Jahre lang habe sich die Aufmerksamkeit auf eine andere Bedrohung gerichtet. Er habe die Hoffnung, dass die aktuelle Krise einen ähnlichen Effekt haben werde.

Aktivistin warnt vor mehr Waffengewalt
„Das Risiko von Massenerschießungen ist geringer, wenn jeder zu Hause ist und Schulen und andere öffentliche Plätze geschlossen sind“, sagt Margaret Gleason. Sie ist Studentin an der Georgetown-Universität in der US-Hauptstadt Washington und engagiert sich bei der Protestbewegung „March For Our Lives“, die sich für Maßnahmen zur Kontrolle von Schusswaffen starkmacht. Gleason geht allerdings nicht so weit, das geringere Risiko für Zwischenfälle an Schulen oder auf öffentlichen Plätzen als „positiven Aspekt der Krise“ zu bezeichnen. Sie warnt, dass das Risiko der Waffengewalt in der Krise zugenommen habe.

Risiko häuslicher Gewalt „akuter denn je“
Viele Amerikaner haben sich mit Waffen und Munition eingedeckt - was die Lage insbesondere mit Blick auf häusliche Gewalt zu verschärfen droht. Massenerschießungen sind nur Teil des Problems der weiten Verbreitung von Schusswaffen. Das Risiko häuslicher Gewalt sei derzeit akuter denn je, sagt Aktivistin Gleason. Zudem sei zu befürchten, dass es infolge der Krise mehr Suizide geben könnte - und die Menschen dafür zur Waffe griffen.

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